Coruum Vol. 3
unsere Anzüge miteinander, während der Systemantrieb seines Delta-Gleitschildes uns hinter der Fregatte in Sicherheit brachte. Die steuernde Feuerleit-KI des intakten zweiten Schiffes übermittelte uns allen die gleichen Daten. Achtundvierzig feindliche Drohnen nahmen unverzüglich Kurs auf beide Fregatten.
Fünf Sekunden waren fast schon zu lang. Als die Rumbler implodierten, erreichte ihre Gammastrahlenwelle nur knapp die Hälfte der feindlichen Drohnen – die anderen hatten die Gefahr erkannt und waren wie die meisten der Offiziere bereits hinter den Schilden der Fregatte in Deckung gegangen, die nun durch die Intensität der harten Strahlung stark geschwächt waren und den verbleibenden Drohnen den Angriff auf das Schiff somit noch erleichterten. Die erste Fregatte – ohne den Schutz ihrer Schilde – erzitterte in zahllosen Sekundärexplosionen und riss weitere Drohnen wie auch ihre Besatzung mit in den Tod.
Es wurde nicht mehr viel gesprochen. Die Optionen waren klar. Sollten die Drohnen die letzte Fregatte zerstören, würde es auch für uns keine Rettung geben. Der Kampf war ungleich und zugleich brutal. Wir mussten den nächsten Sprungpunkt erreichen – koste es, was es wolle. Durch die unerwartet notwendig gewordene Evakuierung der Esteer waren einige Schiffsoffiziere überrascht worden und ohne Delta-Gleitschild gestartet. Ihre Exor-Anzüge waren somit für den Kampf im Raum nur bedingt geeignet. Ohne ausreichend Planeten- oder Schiffsmasse in der Nähe, konnten die Antigravs uns nicht ausreichend antreiben und erst recht nicht während des Feuerns der Rail-Cannon stabilisieren. Somit blieb als effektive Waffe nur der Disruptor des Delta-Gleitschildes – und über den verfügten neben Lumidor nur acht weitere Offiziere – es waren auch die einzigen, die eine Chance aufs Überleben hatten.
Die Fregatte taumelte auf ihrem Kurs, ging auf Höchstbeschleunigung und kämpfte ihren eigenen, einsamen Kampf mit einigen bereits ins Schiff eingedrungenen Drohnen.
»Dawn!« Om’Lees gequältes Gesicht erschien in einem Ausschnitt meines Visiers, ein feines Blutrinnsal lief über seine rechte Wange in seinen akkurat geknüpften Bart. »Wir haben die Daten der Rumbler empfangen. Es scheint so, als hätten wir eine Art superkritischen Potentials auf Xee III entdeckt. Ich weiß nicht, wie es dort entstehen konnte, es gibt kein offenes Potentialende auf dem Planeten.« Er wirkte verwirrt. » Diese Daten müssen Überleben. Die Fregatte wird bei Erreichen des Sprungpunktes nicht warten«, er zögerte einen Augenblick. »Euer Gefühl hat Euch nicht fehlgeleitet, ich weiß nicht, was wir dort entdeckt haben, aber die Reaktion beweist, dass es für jemanden wichtig genug ist, um einen Krieg mit der Unsichtbaren Flotte zu beginnen.«
Mein Visier zeigte seine Position innerhalb des Rumpfes der Fregatte.
»Ich muss schnellstens den Dawn Cektronn informieren, die Erste Händlerin und auch Z-Zemothy. Wir kommen zurück, das verspreche ich!«
Eine sonderbare Leere entstand in mir. Vier Drohnen waren noch in der Umgebung – im Kampf mit genauso vielen Offizieren. Der Disruptor in Lumidors Delta-Gleitschild blitzte auf – noch drei. Mein Visier zeigte mir die Fregatte bereits vierzig Millionen Kilometer von uns entfernt, weiter beschleunigend – wir würden sie unter keinen Umständen einholen können.
Die letzten Drohnen wurden zerstört – zwei Offiziere fielen.
Ein Stern ging auf und erlosch nur Sekunden später – die Anzeige des Schiffes auf meinem Visier verschwand. Wir waren allein.
Roter Nebel, Zentrum, Ul’Charque-System, Cardion/A
30397/1/39 SGC
17. November 2014
Ten O’Shadiif
Shaas El’Kafaa, der Dawn Cektronn der Unsichtbaren Flotte wartete auf seine Antwort.
Das Blatt schien sich zu wenden. Nach dem Gespräch mit Mom Aw’Hagun vom Vortag war dies wohl die letzte Gelegenheit für ihn, sein Amt zu behalten. Er hatte mit seiner Einschätzung der Lage gründlich falsch gelegen – das hatte er sich bereits vor Tagen selbst eingestanden. Eine andere Sache war es, diesen schweren Fehler nach außen zugeben zu müssen. Er war nicht geübt im Verfassen von Entschuldigungen.
Shaas El’Kafaas Blick durch ihre schwarzen Wimpern war gleichgültig bis gespannt. Sie würde ihn nicht vermissen. Ihre Wortwahl, in der sie das formale Ultimatum des Rates an ihn ausdrückte, hatte daran keinen Zweifel gelassen – sofern er eine Bestätigung dafür überhaupt noch benötigte:
- keinerlei
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