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Corvidæ

Corvidæ

Titel: Corvidæ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil
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lachte.
    Lizzies wimmerte. „Was ist denn mit dem Baby? Warum schreit es nicht? Irina!“
    „Sei unbesorgt, sei unbesorgt , sie ist schön wie die Nacht, in der sie gemacht. “ Die Alte gackerte und erhob sich. Das kleine Lebewesen in ihre Röcke gehüllt, trat sie neben Lizzie und nickte Etienne zu. Er lockerte seinen Griff und Lizzie streckte die Arme nach ihrer Tochter aus, nahm sie der Alten aus den Händen, sah ihr in das kleine dunkle Gesicht, befühlte die Finger, die sich um ihren Zeigefinger schlossen, strich über ihren Bauch, den weichen, schwarzen Flaum darauf. Lizzie zitterte und schluchzte laut auf. Und Irina öffnete die Augen und schrie.

Kapitel 20

    „ I ch wusste, dass du bestehst. Trink einen Schluck Wasser.“
    „Wo … Was …“ Mein Kopf musste explodiert sein. Ich konnte ihn nicht finden. Meine Hände zuckten über das schwere Fell, mit dem ich zugedeckt war , und das mich fast erdrückte, mic h daran hinderte frei zu atmen.
    „Trink.“
    Ich öffnete die Lippen und nippte an dem kühlen Wasser, hustete, versuchte meine Umgebung zu erkennen. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit und ich erkannte Voraks Gesicht. „Du bist schlauer, als e s den Anschein hatte“, sagte er. „ Mutter Eiche blickt stolz auf dich herab.“
    „Was ist den n passiert?“ Ich erinnerte mich an den Geschmack des Heidelbeerbiers, Musik und glänzende Gesichter, das Rauschen in meinem Kopf. Oder war es eine Stimme gewesen? Alles war bunt und laut.
    „Die Farben“, sagte ich. „Türen. Welche habe ich gewählt? Und wo sind wir?“ Aber konnte das sein? War das tatsächlich geschehen oder hatte ich geträumt? „War das real, Vorak? Das Gewölbe unter dem Baum? Der Troll?“
    Vorak wiegte den Kopf hin und her. „Realität ist da s, was man sieht, fühlt, riecht und schmeckt.“
    Ich strich mir über den Hinterk opf und stieß die Luft aus, als ich eine dicke, schmerzende Beule ertastete, genau dort, wo ich mir den Kopf an der Wurzel angeschlagen hatte.
    „Also, welche Tür habe ich gewählt? Und was verbarg sich dahinter?“
    „Die richtige.“ Zum ersten Mal, seit ich ihm begegnet war, lächelte er. Um seine Augen bildete sich ein Gespinst aus dünnen Falten. „Was dahinter lag, wirst du bald sehen, wenn die Nachwirkungen des Heidelbeerkaters zurückgegangen sind. Böses Zeug!“
    „Wo sind Rokan und Jacques?“ Mein Kopf brummte. „Vorak, w ollte er mir wirklich etwas antun?“ Ich hörte ein Schnaufen und drehte vorsichtig den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
    „Glaubst du das? Glaubst du, du würdest noch am Leben sein, wenn ich dich hätte töten wollen?“ Rokans Stimme klang belegt. „Cat, entschuldige, dass ich dich erschreckt habe, aber es gibt Regeln in unserer We lt, die man nicht umgehen kann.“ Er kniete sich neben mich und nahm meine Hand. „Und es ist ja alles gut gegangen“, fügte er hinzu.
    „Gut gegangen?“ Ich stützte mich auf den Ellbogen und ein stechender Schmerz schoss in meinen Arm. „Ich musste durch ekelhaftes Zeug kriechen, bin fast von einem Troll gefressen worden und an einer Heidelbeerbiervergiftung gestorben. Das nennst du gut gegangen?“
    „Nun übertreib mal nicht, Schönste, wenn auch im Moment Stinkende“, mischte sich Vorak ein. „Gar frisst keine Mädchen. Jedenfalls wüsste ich nicht, dass er das in letzter Zeit getan hätte. Es gab keine andere Möglichkeit, dich unter die Erde zu bringen. Rokan musste dich Mutter Eiche als Opfergabe darbringen.“
    „Dann hattet ihr das geplant und abgesprochen? Ihr seid doch …“
    „Ja, Cat, und es tut uns leid, aber wir haben es geschafft“, sagte Rokan. „ Du hast es geschafft. Hinter den Türen befindet sich alles und nichts, man kann dort nur finden, was tief in einem selbst verborgen liegt. Und du hast sie gefunden.“
    Sie? Ich setzte mich auf und schluckte den Nachgeschmack des Biers hinunter. Mein Herz raste. „Bring mich zu ihr. Sofort!“

    „ S ie ist noch nicht bei Bewusstsein“, sagte Rokan, als er den Eingang für mich öffnete. „Aber Maya meint , sie ist auf dem Weg zurück.“
    Ich kniete mich neben Agnè s‘ Lager und nahm ihre Hand, ihre Finger zuckten und schlossen sich warm und vertraut um meine. Ihre Augen bewegten sich unter den geschlossenen Lidern und es schien, als lächelte sie. Es kam mir vor als wäre ein ganzes Leben vergangen , seit ich sie das letzte Mal in den Armen gehalten hatte. Tränen schnürten mir den Hals zu und ich schluckte, als ich

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