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Corvidæ

Corvidæ

Titel: Corvidæ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil
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denn nicht, wer ich bin?“
    „Körper und Geist waren lange getrennt“, sagte die Alte. „Sie brauchen Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. Gib ihnen die Zeit, dränge sie nicht, sonst ziehen sie sich zurück.“
    Ich nickte und schluckte die Tränen hinunter. „Natürlich“, flüsterte ich. „Alle Zeit, die es braucht.“
    „Komm, Kind.“ Maya nahm Agnès bei der Hand und führte sie ans Feuer. Sie setzten sich und Agnès nahm einen Becher Wasser entgegen. Ihr Blick strei fte mich, leer und ausdruckslos. U nd ich rannte davon. Da war kein Funken Erkennen gewesen. Nichts.

Kapitel 21

    J ohnny leckte mir die Tränen von den Wangen und ich grub mein Gesicht in sein weiches Fell. Lizzie wollte mich nicht mehr sehen und Agnès erkannte mich nicht. „Du hältst zu mir “, flüsterte ich. „Immer noch.“
    Ich wünschte mich nach Hause. Nicht in meine leere Wohnung, ich sehnte mich nach Großmutters Haus, dem einzigen Ort, an dem ich mich wirklich zu Hause gefühlt hatte. Ich lehnte mich an den Buchenstamm und b e obachtete die Sonnenfunken, die durch das Blätterdach blitzten. Johnny hatte den Kopf in meinen Schoß gelegt und brummte zufrieden, als ich seinen Bauch kraulte. Würde ich je wieder nach Hause kommen? Und was würde dann sein? Ich konnte nicht in mein altes Leben zurück, nicht nach dem, was ich alles erlebt hatte.
    „Da bist du ja!“ Jacques setzte sich neben mich. Er sah müde aus. Seine Haare hingen ihm strähnig in die Augen und ich strich sie zur Seite.
    „Wo warst du denn?“, fragte ich. Seit unserer Ankunft hatte ich ihn nicht mehr gesehen.
    „Ich b in noch einmal zur Mühle zurück gegangen.“
    „ Dorlein ! Was ist mit ihr?“
    „Alles in Ordnung. Sie war verschwunden.“
    Ich pustete erleichtert den Atem aus. „Ich hatte sie vollkommen vergessen, bei dem ganzen Durcheinander. Aber das weißt du ja alles nicht.“
    Ich erzählte ihm, was passiert war. Als ich an den Punkt kam , an dem Agnès mich nicht erkannt hatte, brach meine Stimme und ich versuchte nicht schon wieder zu weinen.
    Jacques legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich an sich. „Schon gut“, sagte er. „Es wird ihr sicher bald besser gehen. Maya ist eine gute Heilerin. Aber warum sorgst du dich so um Agnès? Kanntest du sie denn?“
    Ein erneuter Weinkrampf schüttelte mich. Kannte ich sie? Genügten diese paar Tage, die wir zusammen verbracht hatten, um jemanden wirklich zu kennen? „Ich weiß es nicht“, schniefte ich in Jacques Mantel. Dann atmete ich tief ei n und aus.
    Jacques schob mich von sich und sah mir in die verheulten Augen. Ich konnte Verstehen und Enttäuschung aus seinem Blick lesen. „Ich dachte“, setzte er an, schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln . „Was machst du dann hier , Cat ? Dann solltest du gehen und sie besser kennenlernen. “ Er zog ein Taschentuch aus seiner Manteltasche und trocknete meine Wangen.
    „Es tut mir leid.“ Ich drückte seine Hand. „Ich hätte dir keine Hoffnung machen dürfen.“
    Er schluckte und drehte den Kopf zur Seite. „Ich habe mir doch keine … Ich bin nur ein Kind und du …“
    Ich stand auf und zog ihn auf die Füße, hielt seine Hände in meinen. „Du bist erwachsener , als die meisten, die sich dafür halten“, sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Seine Wangen röteten sich, aber er grinste. „Kommst du mit in die Siedlung?“, fragte ich. „Rokan wollte noch mit mir reden.

    W ir fanden Rokan zusammen mit Vorak am Feuer. Agnès war nirgends zu sehen.
    „Maya hat sie in die Hütte gebracht“, sagte Rokan, der meinem Blick gefolgt war. „Sie braucht Ruhe.“
    Ich schenkte Jacques und mir einen Becher Wein ein und wir setzten uns zu den Beiden.
    „Wir sollten diese Geschichte zu Ende bringen“, sagte ich. „Also, Rokan, wie finden wir das Mädchen?“
    „Ich fürchte, ich weiß es nicht. Sie starb am Tag der Wintersonnenwende. In der Kapelle. Es war …“ Er stürzte seinen Wein hinunter und schenkte sich nach. „Noch nie hatte ich solche Furcht gehabt, wie an diesem Tag. Und niemals wieder danach.“
    „Aber dann wissen wir doch , wo wir suchen müssen.“
    „Nein, es scheint, als hätte sich die Vergangenheit geändert. Sie haben ihr Grundstück bereits verlassen. Aber sie wurden nicht gefangen . Es ist, als hätte sie die Erde einfach verschluckt. Die Risse sind so stark geworden. Ich habe Angst, dass sie alles einsaugen könnten. Oder S chlimmeres.“
    „Sie sind zahlreicher als Eichhörnchen“,

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