Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
wussten diese Verbündeten nur zu gut, mit wem sie es zu tun hatten.
»Was wissen Sie über uns?«, fragte Vincenti.
Der Italiener zuckte die Achseln. »Sie sind ein Haufen reicher Leute, die gerne spielen.«
Seine zur Schau gestellte Tapferkeit belustigte Vincenti. Der Florentiner wähnte sich in Sicherheit, weil hinter ihm vier bewaffnete Männer standen. Dieser Begleitschutz war seine Bedingung dafür gewesen, dass er überhaupt kam.
»Vor siebenhundert Jahren«, begann Vincenti, »wurde Venedig von einem Zehnerrat regiert. Man hielt diese Männer für so reif, dass man dachte, sie ließen sich nicht durch Leidenschaften aus dem Gleichgewicht bringen oder erlägen keinen Versuchungen. Die Männer hatten die Aufgabe, für die öffentliche Sicherheit Sorge zu tragen und jegliche politische Opposition im Keim zu ersticken. Und genau das taten sie auch. Jahrhundertelang. Sie sammelten im Geheimen Beweise, fällten Urteile und führten Hinrichtungen durch, und das alles im Namen des venezianischen Staates.«
»Denken Sie wirklich, Ihr Geschichtsunterricht interessiert mich?«
Vincenti faltete die Hände im Schoß. »Das sollte er aber.«
»Dieses Mausoleum hier ist deprimierend. Gehört es Ihnen?«
Tatsächlich fehlte der Villa der Charme eines alten Familienwohnsitzes, doch dafür hatten schon Zare, Eroberer, Erzbischöfe und gekrönte Häupter unter diesem Dach verweilt. Selbst Napoleon hatte in einem der Zimmer genächtigt. Daher sagte Vincenti stolz: »Es gehört uns.«
»Sie sollten mal einen Innenarchitekten kommen lassen. Sind wir jetzt fertig?«
»Ich war dabei, Ihnen etwas zu erklären.«
Der Italiener machte eine Handbewegung. »Beeilen Sie sich. Ich brauche Schlaf.«
»Auch wir sind ein Zehnerrat. Und wie unser historisches Vorbild haben wir Inquisitoren, die unsere Entscheidungen ausführen.« Er winkte, und die drei Männer, die auf der anderen Seite des Salons gestanden hatten, traten vor. »Und wie unser Vorbild herrschen wir absolut.«
»Sie sind nicht die Regierung.«
»Das stimmt. Wir sind etwas vollkommen anderes.«
Der Florentiner wirkte noch immer völlig gelassen. »Ich bin mitten in der Nacht hierher gekommen, weil meine Verbündeten es mir befohlen haben. Nicht, weil Sie mich in irgendeiner Weise beeindruckt hätten. Die vier Männer hier habe ich zu meinem Schutz mitgebracht. Daher könnte es für Ihre Inquisitoren schwierig werden, irgendwelche Entscheidungen durchzusetzen.«
Vincenti stemmte sich vom Stuhl hoch. »Mir scheint, wir müssen etwas klarstellen. Sie wurden angeheuert, um einen Auftrag zu erledigen. Aber Sie haben beschlossen, diesen Auftrag einfach zu Ihrem persönlichen Vorteil abzuändern.«
»Wenn Sie nicht wollen, dass Sie alle im Sarg hier rausgetragen werden, schlage ich vor, dass wir die Sache einfach vergessen.«
Allmählich riss Vincenti der Geduldsfaden. Er mochte diesen Teil seiner offiziellen Pflichten nicht besonders. Er winkte, und die vier Männer, die den Florentiner begleitet hatten, schnappten sich den Idioten.
Da endlich verwandelte sich der selbstgefällige Gesichtsausdruck des Mannes in offensichtliche Bestürzung.
Er wurde entwaffnet, während drei der Männer ihn festhielten. Ein Inquisitor näherte sich und band dem sich wehrenden Angeklagten die Arme mit einer Rolle festem Klebeband hinter dem Rücken zusammen, fesselte seine Beine und Knie, umwickelte sein Gesicht und verschloss ihm den Mund. Dann ließen die drei Männer ihn los, und die stämmige Gestalt des Florentiners schlug auf dem Teppich auf.
»Dieser Rat hat Sie des Verrats an unserer Liga für schuldig befunden«, sagte Vincenti. Er winkte erneut, und eine Flügeltür schwang auf. Ein Sarg aus schön lackiertem Holz wurde hereingerollt und der Sargdeckel aufgeklappt. Die Augen des Florentiners weiteten sich vor Schreck, als er sein Schicksal erahnte.
Vincenti trat zu ihm.
»Vor fünfhundert Jahren wurden Staatsverräter in Räume über dem Dogenpalast gesperrt, die aus Holz und Blei erbaut und den Elementen ausgesetzt waren. Sie wurden unter dem Namen Särge bekannt.« Er hielt kurz inne, um seine Worte wirken zu lassen. »Es waren schreckliche Orte. Fast alle, die dort hineinkamen, starben. Sie haben unser Geld gestohlen und dabei versucht, noch mehr für sich selbst herauszuschlagen.« Vincenti schüttelte den Kopf. »Das lassen wir nicht zu. Und Ihre Verbündeten haben übrigens beschlossen, dass Sie der Preis sind, den sie für den Frieden mit uns entrichten.«
Der
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