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Cotton Reloaded - Folge 1: Der Beginn

Cotton Reloaded - Folge 1: Der Beginn

Titel: Cotton Reloaded - Folge 1: Der Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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interessiere ich mich eben für die Opfer. Ich versuche zu verstehen, warum sie getötet wurden, und manchmal bringt mich das darauf, wer es getan hat.«
    »Sie wollen damit doch nicht sagen, dass Sie auf diese Weise schon mal einen Mord aufgeklärt haben?«
    »Doch«, erwiderte Cotton schlicht. »Ich habe jeden Mord aufgeklärt, der je hier gehangen hat. Das sind bereits neun.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel den Bryson-Fall.«
    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie den Bryson-Fall aufgeklärt haben? Allein.«
    Cotton erwiderte nichts. Decker holte Luft. Cotton sah ihr an, dass sie gegen ihren Willen beeindruckt war. Beeindruckt und …
    Mit einem Mal kam ihm der Gedanke, dass sie und das G-Team möglicherweise ebenfalls am Bryson-Fall gearbeitet, aber nicht weitergekommen waren. Wie schon zehntausend Mal zuvor dankte Cotton dem Zufall, der damals Raschid in die Nähe seines Portemonnaies geschickt hatte. Ohne Raschid hätte er die entscheidende Spur im Bryson-Fall nicht deuten, Brysons Mutter niemals ausfindig machen und die kleine Hannah nicht retten können. Zufälle. Sein Leben war gespickt davon. Ja, danke, ein paar weniger hätten es auch getan, fand Cotton.
    »Ich werde das nachprüfen«, sagte Decker. »Aber wie auch immer, Officer Cotton, Mordermittlungen sind nicht Ihre Aufgabe.«
    »Wissen Sie was, Decker? Das können Sie sich in Ihren hübschen Upper-Westside-Ausschnitt oder sonst wohin stecken. Ich werde damit nicht aufhören, das bin ich den Menschen schuldig, die da hängen.«
    »Erscheinen die Ihnen etwa nachts oder so?«
    »Vergessen Sie’s, Decker, ich bin kein Psycho. Ich höre weder Stimmen, noch sehe ich Gespenster. Ich versuche nur, in meinem Abschnitt ein bisschen Gerechtigkeit herzustellen, auch wenn meine Kumpels es deswegen hier drin nicht mehr ganz so kuschelig finden.«
    »Und was sagt Ihre Freundin dazu?«
    »Nächste Frage.«
    Decker trank ungerührt von ihrem Bier. Sie schien so eine Antwort erwartet zu haben.
    »Wird Maggie auch hier hängen?«
    »Ja. So lange, bis ihr Tod aufgeklärt ist.«
    »Sie sind ein Großmaul, Cotton. Sie haben mich nur hierher bestellt, um mich mit dieser Wand zu beeindrucken. Alles andere hätten Sie mir auch am Telefon sagen können.«
    »Denken Sie, was Sie wollen. Sie brauchen mich.«
    »Ach wirklich? Lassen Sie mal hören, Tiger.«
    »Wenn Maggies Mörder so leicht sein Handy orten und Kyle umlegen konnte«, sagte Cotton, »ist er wahrscheinlich auch längst auf meiner Fährte.«
    »Soll das heißen, Sie bieten sich als Köder an?«
    »Ja.«
    Decker lachte. »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    War es aber. Und sie hörte auch sofort wieder auf zu lachen.
    »Aber Sie wissen schon, dass Sie dabei draufgehen können, nicht wahr?«
    »Draufgehen kann ich jeden Tag.« Joe Brandenburgs Lieblingssatz. Cotton fand ihn eigentlich zum Kotzen. Wie konnte man mit so einem Mantra ein Leben lang seinen Job machen? Aber für Decker fand er ihn irgendwie passend.
    Philippa Decker dachte nach. Blickte Cotton eine Weile schweigend an, stellte dann ihr Bier ab und zog ein Foto aus einer Jackentasche. Sie reichte es Cotton. Das Foto zeigte Maggie Huang, als sie noch lebte. Sie lachte, doch das Lachen schien irgendwie nicht zu ihr zu passen.
    »Für Ihre Wand«, sagte Decker in einem Tonfall, als koste es sie einige Überwindung. »Ich will ebenfalls ehrlich zu Ihnen sein. Ich mag Sie nicht. Ihre ganze Großspurigkeit und Selbstgefälligkeit hinter der Understatement-Fassade nervt mich. Ich habe Ihre Akte gelesen. Ich weiß, was Sie als Junge durchgemacht haben. Das Wunder von Manhattan, ich erinnere mich. Sie waren ja in allen Medien. Vielleicht ist Ihnen das ein wenig zu Kopf gestiegen.«
    »Raus«, zischte Cotton. »Raus aus meinem Apartment. Sofort.«
    »Ich bin noch nicht fertig. Das mit dem G-Team können Sie sich aus dem Kopf schlagen. Dazu fehlt Ihnen die Ausbildung und überhaupt alle Voraussetzungen.«
    »Als da wären?«
    »Ist nicht persönlich gemeint, aber ich war in West Point und danach an der FBI-Akademie in Quantico. Genauso wie Maggie. Hören Sie auf, mit Ihren verdammten Achseln zu zucken! Aber ich könnte mich darauf einlassen, Sie in diesem Fall in die Ermittlungen mit einzubeziehen, wenn Sie bereit sind, den Köder zu spielen.«
    »Auf einmal?«
    »Als kleine Anerkennung für Ihre Ehrlichkeit und … die Wand da.«
    Cotton war nicht mehr ganz bei der Sache. West Point. Die Militärakademie, kaum fünfzig Meilen von New York entfernt. Eine

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