Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cotton Reloaded - Folge 1: Der Beginn

Cotton Reloaded - Folge 1: Der Beginn

Titel: Cotton Reloaded - Folge 1: Der Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
Vom Netzwerk:
vier Männer, die unter Plastikplanen immer noch in der gleichen Position lagen, in der es sie erwischt hatte.
    Als Cotton und Decker eintrafen, wurden sie kurz vom Einsatzleiter des SWAT-Teams begrüßt, der dann sofort mit seinen Leuten abzog. Das ganze Team wirkte so ruhig und konzentriert wie Klempner nach einem Wasserrohrbruch. Irgendjemand hatte ihnen Kaffee gebracht, und so warteten sie im Treppenhaus, Kaffeebecher in der einen, ihre Schutzhelme in der anderen Hand. Sie musterten Cotton und Decker mit ungefähr so viel Interesse wie Jugendliche die Abbildung eines Schmetterlings im Biologieunterricht.
    Cotton musste an Jim Bryson denken, den einzigen Menschen, den er in seinem Leben bislang erschossen hatte, und wunderte sich über die scheinbare Gelassenheit der Männer, die gerade vier Menschen getötet hatten. Jim Bryson war ein Mistkerl gewesen, ein Mörder, ein Monstrum wie Dewey Meyer. Es war gerechtfertigt gewesen, ihn zu erschießen, außerdem Notwehr. Dennoch verfolgte das Bild dieses Mannes Cotton immer wieder, drängte sich in seine Träume, kroch mit seiner blutenden Kopfwunde zu ihm hinab in das Erdloch unter den Trümmern des World Trade Centers, füllte es so lange mit Panik und Schuld, bis Cotton schweißgebadet erwachte.
    Er hatte damals begriffen, dass er in einer ähnlichen Situation jederzeit wieder töten würde, und ernsthaft überlegt, deshalb den Dienst zu quittieren. Aber was hätte das an seinen Albträumen geändert? Brysons Tod hatte ihm vielmehr klargemacht, wie sehr er seinen Job im Grunde liebte.
    Und dennoch, er verstand die Ruhe dieser Männer nicht, würde sie nie verstehen.
    »Cotton?«
    »Ich komme.«
    Cotton löste den Blick von den Männern in den Kampfanzügen, die gerade ihre Sachen zusammmenpackten, und betrat das Apartment, vorsichtig wie auf dünnem Eis. Es roch schwach nach Staub und Schweiß und wirkte überraschend gemütlich. Die Einrichtung eines älteren Paares. Polstersessel, ein Art-déco-Sekretär, ein unbenutztes Kingsize-Bett, viele kleine Tischchen und Stehlampen, ein bisschen Porzellannippes, alte Stiche an den Wänden. Fehlten nur die Fotos der Kinder und Enkel auf dem Sims des falschen Kamins.
    Die Einrichtung - zusammen mit den abgedeckten Leichen der Männer - bedrückte Cotton noch mehr. Er vermutete, dass die Zelle das Apartment möbliert gemietet hatte.
    Decker hatte sich bereits die Latexhandschuhe übergestreift, untersuchte die Taschen der Toten und zog einem der Männer ein Klapphandy aus dem blutbeschmierten Kapuzenpullover.
    »Na also!« Ohne es zu öffnen legte sie es auf eine Ablage im Flur.
    »Wollen Sie nicht nachsehen?«, fragte Cotton.
    »Darum kümmert sich Zeerookah. Rühren Sie es nicht an.«
    Decker begann in den Schubladen des Sekretärs und in den Schränken zu stöbern, die allesamt leer waren.
    Cotton rührte nichts an. Er schaute sich nur um, wartete darauf, dass das Apartment und die vier Toten zu ihm sprachen und ihm einen Hinweis auf ihre Identität und den Zusammenhang mit Maggie Huang gaben. Aber das Apartment schwieg, und die Leichen sowieso.
    Cotton warf einen Blick auf die vier Toten. Die beiden im Flur hatten leichte Maschinenpistolen gehabt, die zwei im Bad nur Pistolen. In einer Kiste im Schlafzimmer befanden sich noch mehr leichte Waffen und Munition, sämtlich aus Beständen der US-Army. Daneben ein flacher Klappkoffer – leer. Die Aussparungen im Schaumstoff verrieten allerdings ein zerlegtes Gewehr mit Standfuß und Zieleinrichtung. Cotton machte ein Foto von der Innenauskleidung des Koffers.
    »Und was sagt uns das?«, fragte Decker hinter ihm.
    »Dass wir hier noch nicht fertig sind«, erwiderte Cotton, während er mit den Fingerspitzen vergeblich nach Ritzen oder Kammern im Schaumstoff fahndete. »Was ist mit dieser Bombe im Bad?«, fragte er.
    »Profiarbeit, würde ich sagen. Offenbar Army-Sprengstoff. Genug, um das gesamte Gebäude zu pulverisieren.«
    »Aber dafür war sie ja wohl kaum gedacht. Was glauben Sie - wurde sie hier gebaut?«
    »Ja. Da liegt noch mehr Sprengstoff. Und Kabel, Plastikbehälter und Zünder.«
    »Die haben hier also eine kleine Manufaktur aufgezogen.« Cotton erhob sich und blickte Decker an. Es war offensichtlich, dass ihr das Ganze genauso stank wie ihm. Wozu mehrere Bomben? Was bedeutete der leere Klappkoffer? Was war das Ziel des Anschlags? Nein, sie waren hier definitiv noch nicht fertig.
    »Schön, dass Sie das genauso sehen«, sagte Cotton und setzte seine Suche in der Küche

Weitere Kostenlose Bücher