Cotton Reloaded - Folge 3 - Unsichtbare Schatten
Crack relativ leicht aus der Kunststoffhülle herauszubekommen.«
» Das also war es, was die Unbekannten von Tarbell wollten«, sagte Decker. »Als Indianerschmuck getarntes Crack.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass der alte Mortimer in seiner Manufaktur Drogen herstellt.«
Cotton, der noch einige der Perlen, die sie in Tarbells Wohnung gefunden hatten, in der Tasche hatte, holte sie hervor und schüttete sie aus der Klarsichttüte auf die Arbeitsfläche seines Schreibtisches. Dann nahm er eine der Perlen und spähte in das Loch. Es war genauso gefärbt wie das Äußere der Perle, nämlich dunkelbraun.
Cotton legte die Perle auf den Fußboden, trat mit dem Hacken darauf und drehte den Absatz so lange, bis die Perle zerbarst. Anschließend sammelte er die Krümel auf und besah sie sich unter dem Licht seiner Schreibtischlampe.
»Diese Perlen hier sind aus Vollplastik«, sagte er dann und ließ die Bruchstücke von seiner Handfläche in den Papierkorb rollen. »Nur bei den Perlen, die wir im Haus in der Plimpton Avenue gefunden haben, handelt es sich um mit Kunststoff ummanteltes Crack.«
Langsam dämmerte Decker, worauf ihr Partner hinauswollte. »Mortimer sagte, er habe Tarbell die alten Gussformen seines Großvaters überlassen.«
Cotton nickte. »Und die verwendet er offenbar, um Crack zu tarnen, das dann in nachgemachten Indianerschmuck eingearbeitet und über die Grenze nach Kanada geschickt wird.«
Decker fuhr sich mit den Fingern nachdenklich über die Lippen. »Das war es also, was diese Leute, die uns andauernd in die Quere kommen, von Tarbell wollten. Er sollte ihnen den von seinen Heimarbeitern fertiggestellten und mit Crack-Perlen behangenen Touristenschmuck liefern. Als er zum Übergabezeitpunkt nicht am vereinbarten Ort erschien und telefonisch auch nicht erreichbar war, wurden seine Komplizen nervös, durchwühlten seine Wohnung und entführten seine Freundin, als sie nicht fanden, wonach sie suchten.«
»In diesen Drogenkollaborationen ist es durchaus üblich, dass die beteiligten Gruppen praktisch nichts voneinander wissen«, erklärte Cotton, der während seiner Zeit als Cop oft mit Drogenringen zu tun gehabt hatte. »Wenn ein Bandenmitglied von der Polizei geschnappt wird, kann er den Cops nichts über die Organisation verraten, weil er kaum etwas über sie weiß.«
Auf Deckers glatter Stirn bildete sich eine Unmutsfalte. »Folgen wir etwa die ganze Zeit einer falschen Spur?«, fragte sie. »Warum stoßen wir während unserer Ermittlungen nie auf einen Hinweis über den Verbleib des gestohlenen Sprengstoffs, stattdessen aber auf Drogen?«
Cotton zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise haben die Leute, die uns in die Quere gekommen sind, nichts mit dem missglückten Anschlag auf die George Washington Bridge zu tun. Aber sie haben eine Frau in ihrer Gewalt, die uns vielleicht verraten kann, was Tarbell auf der Brücke vorhatte, und wer ihn begleitet hat.«
Sarah Hunter stieß sich von Cottons Schreibtisch ab, wünschte den beiden Agents viel Erfolg und kehrte ihnen den Rücken.
Cotton rollte mit seinem Bürostuhl zu seiner Partnerin hinüber. »Wir wissen jetzt, was diese Gangster von Tarbell wollten. Den fertigen Schmuck mit den Crack-Perlen daran.«
»Aber sie haben ihn anscheinend weder in Tarbells Wohnung noch in seinem Büro in der Plimpton Avenue gefunden«, ergänzte Decker. »Womöglich befindet er sich noch bei den Heimarbeitern.«
»Hatten wir auf der externen Festplatte nicht eine Liste der Personen gefunden, die für Tarbell in Heimarbeit den Schmuck herstellen?«
Cotton hatte den Satz noch nicht ganz vollendet, da hatte Decker die Liste auch schon aufgerufen. Sie beinhaltete zehn Namen mit vollständiger Anschrift und Telefonnummer.
»Ob diese Leute wissen, was es mit einigen der Perlen auf sich hat, die sie auf die Schnüre aufziehen?«, sagte Cotton.
»Das würde mich wundern«, entgegnete Decker. »Ich vermute, sie sind völlig ahnungslos und wissen nicht, dass sie einem Drogenring helfen, Crack nach Kanada zu schmuggeln.«
»Sie werden sich aber wundern, warum Tarbell nicht längst bei ihnen aufgekreuzt ist, um die fertige Ware abzuholen«, entgegnete Cotton.
»Diesen Job werden unsere Unbekannten jetzt vermutlich übernehmen«, sagte Decker und griff zu ihrem Smartphone, um die Liste der Heimarbeiter abzutelefonieren. »Hoffentlich sind sie uns nicht wieder zuvorgekommen.«
*
Die Heimarbeiter wohnten
Weitere Kostenlose Bücher