Credo - Das letzte Geheimnis
amerikanischen Regierung!«, rief er. »Legen Sie die Waffen nieder.
Sofort.
«
Eine ausgemergelte Gestalt trat aus der Menge vor, einen großen Revolver in der Hand.
»Ich bin Pastor Russell Eddy. Wir sind die Armee Gottes, gekommen, um diese Höllenmaschine und den Antichrist dort drin zu zerstören. Treten Sie beiseite, und lassen Sie uns durch.«
Die Leute waren verschwitzt, ihre Augen leuchteten unheimlichhell im Licht der starken Scheinwerfer, und ihre Kö rper schwankten vor Erregung. Manche weinten, die Tränen liefen ihnen unverhohlen übers Gesicht. Und immer mehr kamen an den Seilen herab. Es schien, als wolle der Ansturm kein Ende nehmen und als gebe es keine Möglichkeit, sie aufzuhalten.
Wolf starrte sie an, fasziniert und angewidert. Sie sahen aus wie besessen.
»Es ist mir scheißegal, wer Sie sind«, bellte Doerfler, »oder was Sie hier wollen. Ich warne Sie ein letztes Mal: Legen Sie die Waffen nieder.«
»Sonst?«, fragte Eddy, dessen Stimme nun zuversichtlicher klang.
»Sonst werden meine Männer sich und diese Regierungseinrichtung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen.
Die Waffen auf den Boden, sofort.
«
»Nein«, erwiderte der dürre Pastor. »Wir werden unsere Waffen nicht niederlegen. Ihr seid Diener der Neuen Weltordnung, Söldner des Antichristen!«
Doerfler ging langsam mit ausgestreckter Hand auf Eddy zu und sagte laut: »Geben Sie mir die Waffe, Mann.«
Eddy richtete den Revolver auf ihn.
»Sehen Sie sich doch mal an«, schnaubte Doerfler verächtlich. »Wenn Sie das Ding abfeuern, werden Sie niemanden verletzten außer sich selbst. Geben Sie mir die Waffe.
Sofort.
«
Ein Schuss krachte, und Doerfler wurde hintenübergeschleudert. Er stürzte, rollte sich ab und zog im Aufstehen seine eigene Pistole. Offensichtlich trug er unter dem Kampfanzug eine schusssichere Weste.
Ein zweiter Schuss aus dem Revolver sprengte die obere Hälfte seines Kopfes weg.
Wolf warf sich auf den Boden, krabbelte auf Händen undKnien von der Tür weg und kauerte sich an den schützenden Fels. Um ihn herum brach ein tosender Lärm aus, als ginge die Welt unter: Maschinengewehrfeuer, Explosionen, Schreie. Er krümmte sich wie ein Fötus zusammen, barg den Kopf in den Händen und versuchte, in den Fels zu kriechen, während überall Waffen ratterten und knallten und Kugeln zischend und krachend gegen den Stein um ihn herum prallten. Splitter regneten auf ihn herab. Der Höllenlärm schien ewig zu dauern, durchsetzt von grauenhaften Todesschreien und den eklig nassen, reißenden Geräuschen von Geschossen, die Menschen in Stücke fetzten. Er presste die Hände auf die Ohren und versuchte, all das auszusperren.
Die Raserei ebbte ab, und einen Moment lang war alles still, bis auf das Klingeln in seinen Ohren.
Er blieb zusammengekauert liegen, betäubt und wie besinnungslos.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er zuckte zurück.
»Immer mit der Ruhe. Jetzt ist alles gut. Steh auf.«
Er hielt die Augen fest zusammengekniffen. Eine Hand packte sein Hemd, zerrte ihn grob auf die Beine und riss dabei die Hälfte seiner Knöpfe ab.
»Sieh mich an.«
Wolf hob den Kopf und öffnete die Augen. Es war dunkel – die Scheinwerfer waren zerschossen. Überall lagen Leichen, es war eine Szenerie wie in der Hölle, nein, schlimmer als die Hölle; ein paar Leute waren halbiert worden, einzelne Körperteile lagen überall verstreut. Andere waren entsetzlich schwer verwundet, manche gaben seltsame Laute von sich, gurgelten, husteten, ein paar kreischten vor Schmerz. Der Mob war schon dabei, die Leichen zum Rand der Klippe zu schleifen und von der Kante zu rollen.
Er erkannte den Mann, der ihn gepackt hielt: dieser Pastor Eddy, der Doerfler niedergeschossen und damit das Feuergefechtangefangen hatte. Er war mit dem Blut anderer Menschen bespritzt.
»Wer bist du?«
»Ich bin … ich bin nur der Computertechniker.«
Eddy sah ihn an, gar nicht unfreundlich. »Stehst du auf unserer Seite?«, fragte Eddy leise. »Nimmst du Jesus Christus als deinen persönlichen Erlöser an?«
Wolf öffnete den Mund, bekam aber nur ein Krächzen heraus.
»Pastor«, sagte eine Stimme, »wir haben nicht viel Zeit.«
»Es ist immer genug Zeit, um eine Seele zu retten.« Eddy starrte ihn mit dunklen Augen an. »Ich wiederhole: Nimmst du Jesus Christus als deinen persönlichen Erlöser an? Die Zeit ist gekommen, sich für eine Seite zu entscheiden. Der Tag des Jüngsten Gerichts ist angebrochen.«
Wolf brachte
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