Credo - Das letzte Geheimnis
Rand der Klippe. Die Soldaten hatten eine Menge Ausrüstung dort zurückgelassen, und Doke wusste offensichtlich etwas damit anzufangen. Er hatte zehn Jahre bei den Special Forces gedient, hatte er Eddy erzählt. Er half den Leuten beim Abseilen, steckte sie in Gurte und Schlingen mit diversen Karabinern und Haken und zeigte ihnen, wie sie sich an der Felswand hinunterlassen mussten. Er versicherte ihnen, dass sie es schaffen konnten.
Und sie schafften es. Mit so guter Ausrüstung war es nicht schwer. Man brauchte gar keine besonderen sportlichen Fähigkeiten. Dokes Leute verschwanden dutzendweise über den Rand, die Taue hinab, wie ein menschlicher Wasserfall, der sich in die Dunkelheit ergoss. Sie schickten die Gurte und Karabiner wieder hinauf, die dann erneut zum Einsatz kamen, und wieder und wieder.
Eddy sah zu, wie Doke brüllte und Befehle erteilte. Eddy hob sein Funkgerät und rief die Gruppe auf dem Flugfeld. »Wie ich sehe, habt ihr die Hangars angezündet. Gut gemacht.«
»Was sollen wir mit dem Hubschrauber machen?«
»Ist er bewacht?«
»Ein Soldat und der Pilot. Er ist bewaffnet – und ziemlich in Panik.«
»Tötet sie.« Die Worte platzten einfach so aus ihm heraus. »Sie dürfen nicht abheben.«
»Ja, Pastor.«
»Sonst noch schweres Gerät da?«
»Hier ist ein Bagger.«
»Zieht Gräben durch die Landebahn und die Helipads.«
Eddy beobachtete die Menschenmenge. Noch immer drängten Leute heran, trotz der Straßensperren und zahlreicher Festnahmen. Es war ein unglaublicher Anblick. Nun war es an der Zeit, die nächste Phase des Angriffs einzuläuten.
Eddy hob die Arme und rief laut: »Christen!
Hört mich an!
«
Die wachsende Menge verharrte, wurde still.
Eddy deutete mit zitterndem Finger auf die Masten. »Seht ihr diese Hochspannungsleitungen?«
»Reißt sie nieder!«,
brüllte die Menge.
»Ja! Wir werden Isabella den Strom abstellen!«, schrie er. »Ich brauche Freiwillige, die auf diese Masten klettern und die Leitungen abreißen!«
»Reißt sie ab!
«, echote die Menge. »
Reißt sie nieder!
«
»Wir schneiden ihnen den Strom ab!«
»Den Strom abschneiden!«
Ein Teil der Menge setzte sich in Bewegung. Der kleine Schwarm hielt auf den nächsten Mast zu, der etwa hundert Meter entfernt stand.
Eddy hob beide Arme, und erneut wurde es still.
Nun zeigte er auf die Antennen, Schüsseln, Mikrowellenempfänger und Mobilfunksender auf dem Aufzug, der am Rand der Klippe aufragte.
»Blendet Satan, macht ihn taub und stumm!«
»Blendet Satan!«
Weitere Leute lösten sich und umschwärmten den Aufzug. Die Menge hatte nun ein Ziel. Sie hatten etwas zu tun. Mit grimmiger Befriedigung beobachtete er, wie der Mob sich an dem Zaun drängte, der einen der gewaltigen Strommasten schützte. Die Menge drückte und drängte dagegen, und kreischend fiel der Zaun um. Sie strömten durch die Lücke. Ein Mann packte die unterste Strebe, schwang sich hinauf und begann zu klettern, gefolgt von einem weiteren, und noch einem, bis man nach ein paar Minuten meinen konnte, ein ganzes Volk von Ameisen krabbele an einem Baum empor.
Eddy sprang von dem Humvee und ging zu Doke, der am Rand der Klippe stand. »Meine Arbeit hier oben ist getan. Ich gehe jetzt hinunter. Gott hat mich dazu auserwählt, den Antichristen zu stellen. Übernehmen Sie hier oben das Kommando.«
Doke umarmte ihn. »Gott segne Sie, Pastor.«
»Und jetzt zeigen Sie mir, wie ich diese Klippe hinunterkomme.«
Doke zog ein paar Nylongurte aus dem Haufen zu seinen Füßen und legte sie um Eddys Beine und Becken. Er fixierte sie mit einem Schraubkarabiner. »Das ist ein Klettergeschirr«, sagte er. »Das Seil wird hier doppelt durch die Seilbremse geführt – wenn Sie loslassen, werden Sie automatisch abgebremst. Eine Hand hierhin, eine hierhin, dann leicht nach hinten lehnen und mit den Füßen kleine Hopser machen, während Sie das Seil durch den Karabiner gleiten lassen.« Er grinste und klopfte Eddy auf die Schulter. »Ganz einfach!« Er drehte sichum. »Macht Platz!«, rief er. »Macht Platz für Pastor Eddy! Er klettert jetzt hinunter!«
Die Menge teilte sich, und Doke führte Eddy bis ganz an den Rand. Eddy drehte sich um, packte das Seil, wie Doke es ihm gezeigt hatte, ließ sich langsam über den Rand rutschen und stieß sich mit den Beinen vorsichtig von der Felswand ab, genau wie Doke gesagt hatte – dabei schlug ihm das Herz bis zum Hals, und er betete inbrünstig.
64
Das da draußen ist ein randalierender Mob«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher