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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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hatte sich in seinen Leder-sessel hinter dem Schreibtisch gesetzt, die Hände flach aneinander gelegt und erhoben, die Fingerspitzen an den Lippen.
    »Ich werde Ihnen nicht meine klinische Einschätzung des Patienten verraten.«
    »Natürlich nicht.«
    »Aber ich bin bereit, bestimmte Fragen zu beantworten, wenn ich finde, dass sie hinlänglich allgemein gehalten sind.«
    Fenwick verbarg seine Verärgerung über das Machtspiel-chen des Mannes mit einem einwilligenden Nicken.
    »Also gut. Ist er intelligent?«
    »Ja.«
    »Ist er künstlerisch begabt?«
    »Oh ja.«
    »Das ist sicherlich hilfreich für die Therapie.«
    »Kein Kommentar.«

    237

    »Hat er viel Phantasie?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Wenn er etwas zeichnet, dann malt er also praktisch das nach, was er kennt?«
    »Könnte man so sagen. Ich weiß wirklich nicht, was das hier soll.«
    »Es ist hilfreich, glauben Sie mir. Dann würden Sie also sagen, dass er gut aus dem Gedächtnis zeichnen kann?«
    »Ja.« In seiner Stimme schwang ein gereizter Unterton mit.
    »Ein anderes Thema. Hält er sich an Regeln?«
    »Ja. Er hält Regeln für sehr wichtig. Deshalb ist er auch in THE GAME so gut, und deshalb ist er noch nicht verrückt geworden, obwohl er zu Unrecht im Gefängnis sitzt.«
    »Sie glauben also, dass die Geschworenen sich getäuscht haben?«
    »Meiner Meinung nach hat die Polizei ihn eindeutig in ei-ne Falle gelockt.«
    »Und was ist mit dem Überfall auf meine Kollegin?«
    »Ich gebe zu, dass Griffiths ein paar Probleme hat, er kann nicht gut mit Enttäuschungen umgehen.«
    »Macht er in der Therapie Fortschritte?«
    »Ausgezeichnete Fortschritte. Sollte es in seinem Fall zu einer Berufung kommen, hätte ich keine Bedenken, zu seinen Gunsten auszusagen.«
    Es klopfte an der Tür. Fenwick reagierte sofort.
    »Bin schon weg. Danke, Doctor«, er hielt inne, »Sie haben mir sehr geholfen.« Aus den Augenwinkeln konnte er Batchelors konsternierten Gesichtsausdruck sehen, und er gönnte sich ein lautloses Lachen.

    238

    Kapitel fünfzehn
    Einer der wenigen Fahrgäste im verspäteten Nachtzug nach Birmingham döste vor sich hin, als der Schaffner ihn sachte an der Schulter rüttelte. Der Mann schreckte auf, und seine Hand packte das Handgelenk des Schaffners.
    »He, immer mit der Ruhe Ich will ja bloß Ihre Fahrkarte sehen.« Die sanfte walisische Stimme klang harmlos und das gefährliche Licht in den Augen des Fahrgastes erlosch.
    Der Schaffner knipste die Fahrkarte ab und ging weiter, ohne zurückzuschauen, aber er spürte den Blick des Mannes im Rücken, sodass die Stelle zwischen seinen Schulterblättern juckte. Sobald er das Abteil verlassen hatte, eilte er durch die übrigen leeren Waggons und schloss sich in seinem Dienstabteil ein. Er sprach über Funk mit dem Lokführer, bloß um eine freundliche Stimme zu hören, und rutschte dann auf der Bank ein Stückchen weiter, sodass er den schweren Feuerlö-
    scher in Reichweite hatte. Der Schaffner, Eddie, wie seine Freunde ihn nannten, war in jüngeren Jahren ein ganz passab-ler Mittelgewichtsboxer gewesen. So bedroht hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er in seinem letzten Kampf zu Brei geschlagen worden war. Ihn schauderte.
    Er sah, wie der Mann an der Endstation ausstieg. Statt direkt nach Hause zu fahren, wo eine vorgekochte Mahlzeit, eine Flasche Bier und das Bett auf ihn warteten, setzte Eddie sich auf einen kalten Metallstuhl im Bahnhof und notierte 239

    sich eine Beschreibung des Fahrgastes. Der Mann war groß, gut einen Meter achtzig, hatte blondes, leicht welliges Haar, markante Gesichtszüge und trug ein teures Sakko zu einer schicken Hose. Der Rucksack hatte ein Logo, das er nicht kannte, deshalb machte er eine Zeichnung davon. Eddie faltete das Blatt Papier zusammen und steckte es sich in die Tasche. Im Fall der Fälle würde er sich nicht auf sein unsicheres Gedächtnis verlassen müssen. Durch die vielen Schläge, die er als Boxer eingesteckt hatte, war es unzuverlässig geworden, weshalb er sich ständig Notizen machte. Sein größtes Problem war, sich daran zu erinnern, dass er sich welche gemacht hatte.

    Am nächsten Morgen stieg der Mann mit dem Rucksack ein paar Meilen von der walisischen Grenze entfernt aus einem Bus und atmete tief die saubere Luft ein. Er hatte Einkaufstü-
    ten dabei, deren Gewicht ihn nur wenig störte, während er zu Fuß die drei Meilen zum Rand eines vertrauten Dorfes ging, von wo aus er über einen Pfad in den Wald gelangte.
    Die Ferien-Cottages hier in

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