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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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lernte bei einem Meister, der kein Pardon kannte, wenn es darum ging, die Regeln des Spieles einzuhalten, das er erfunden hatte. Normalerweise befolgte er sie, aber bei ihr war die Versuchung einfach zu groß gewesen. Ansonsten war er ein guter Schüler, der mit jedem Mal besser wurde. Die hier würde seine Beste sein, ganz bestimmt. Vielleicht würde er sie heute Abend … ja …
    töten. Er zitterte schon, als er das Wort nur dachte. Er wusste, dass das von ihm erwartet wurde und dass ihm so manche Geheimnisse nicht offenbart würden, solange er sich nicht bewährt hatte. Er war unsäglich gespannt auf die Geheimnisse. Erst wenn er sie kannte, würde er ganz dazugehören.

    7

    Der junge Mann schauderte vor aufgeregter Vorfreude.
    Sein Atem beschleunigte sich, und die Erregung löste ein unkontrollierbares Flattern in seiner Kehle aus. Er stellte sich vor, wie er die Hände um ihren Hals legte, und Wärme durchflutete ihn.
    »Nein!« Er zischte es durch zusammengebissene Zähne. Er verachtete sich für seine mangelnde Selbstbeherrschung. Es war immer zu schnell vorbei. Nicht wie bei … Er schob den Gedanken beiseite. Wenn er anfing, Vergleiche anzustellen, würde sich sein Selbstvertrauen in Luft auflösen. Es wäre nicht das erste Mal.
    Endlich. Das Liebespärchen auf der Bank hinten im Rosengarten erhob sich und warf im Vorbeigehen einen Blick auf die einsame Frau. Sie war es wert, noch einmal hinzu-schauen. Blass, vollkommene Haut, volle Lippen, die wie eine reife Frucht zerplatzen würden, wenn er in sie hinein-biss, und Haare so schwarz, dass sie seine dunkelsten Gedanken begraben konnten.
    Er dehnte und streckte Arme und Beine, um die Muskeln zu lockern, um schnell und stark zu sein. Auf der anderen Seite der Mauer gingen Straßenlaternen an, warfen tiefere Schatten über die Gärten und in den Park. Sein Versteck im Gebüsch wurde dunkler. Wenn sie irgendwann die Geduld verlor, würde sie den gepflasterten Weg entlang müssen, auf ihn und seine wartenden Hände zu. Er trat einen Schritt nä-
    her an den Weg.

    Sie sah wieder auf die Uhr. Er kam nicht. Erleichterung und Enttäuschung rangen in ihr, und die Erleichterung war stärker. Es war nicht ihre Idee gewesen, sich auf dieses Treffen einzulassen. Andere hatten den Vorschlag gemacht, und sie hatte sich überreden lassen. Sie hatte gehofft, nachdem er sie 8

    letzte Woche versetzt hatte, dass sie nun nicht mehr die Suppe auslöffeln musste, die andere ihr mit ihren schlauen Ideen eingebrockt hatten. Dann hatte er ihr per E-Mail wieder einen Treffpunkt vorgeschlagen, und jetzt war sie hier und kam sich idiotisch vor.
    Ein Windstoß fegte über das Gras und schleuderte ihr welke Rosenblätter gegen die Beine. Sie hatte lange genug gewartet. Es war Zeit, nach Hause zu gehen, er würde nicht mehr kommen. Als sie sich umwandte und den Weg zurückgehen wollte, den sie gekommen war, schaute sich die junge Frau in der Hoffnung um, dass noch Leute im Park waren, aber sie war allein. Sie zog den dicken Wollmantel enger zu, verschränkte die Arme zum Schutz gegen die Kälte vor der Brust und machte sich auf den Rückweg. Ihr Schatten ging auf dem gepflasterten Weg vor ihr her, ein tröstlicher Begleiter, der Licht und Sicherheit in der aufziehenden Nacht verhieß. Er verschwand, als sie auf einen schmalen Weg bog, wo hohe Büsche einen Tunnel durch das Strauchwerk bildeten.
    Die Glühbirnen in den Zierlampen, die ihr eigentlich den Weg beleuchten sollten, waren zerschlagen worden. Ihre Schuhsohlen knirschten über frische Glasscherben, und sie beschleunigte jetzt ihren Schritt. Der Wind peitschte die Sträucher, die sie einhüllten, ahmte das Rascheln von Tieren auf Beutefang nach. Ihre Schulterblätter zuckten, und sie fiel in einen komischen Halbtrab, um möglichst schnell die Sicherheit ihres Autos zu erreichen.
    Er packte sie wie aus dem Nichts. Ein dunkler Schatten, der auf sie zugesprungen kam und ihr den Mund zuhielt, bevor sie schreien konnte. Sie stürzten beide zu Boden, sein Gewicht drückte ihr die Luft aus der Lunge und raubte ihr jede Fähigkeit, um Hilfe zu rufen. Sie schlug hart mit dem Hinterkopf auf und verlor kurz das Bewusstsein. Als sie die 9

    Augen mühsam wieder aufbekam, war sein maskiertes Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt, ein schwarzer Le-derhorror, der nur Augen und Mund sehen ließ. Er biss ihr in die Schultern, die auf einmal nackt waren. Ihr Mantel war aufgerissen worden, und der Ausschnitt ihres Pullovers war

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