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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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hier um einen schwer fassbaren Charakter, was die Beurteilung schwierig macht. Dennoch lässt sich – mit großem Vorbehalt! – sagen, dass die betreffende Person sehr viel Charme besitzt, redegewandt und schlagfertig ist. Es ist von einer beträchtlichen Intelligenz auszugehen, gepaart mit Waghalsigkeit. Die Person hat Mut und den Drang, Dinge zu tun, die sie an ihre Grenzen bringen. Sie ist völlig auto-nom, hat eine Antipathie gegen Autoritäten und neigt zu Arroganz. Sie hält sich wahrscheinlich für intelligenter als andere.
    Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass diese Person andere Menschen manipulieren kann. Auch hier scheinen mehrere Persönlichkeitsebenen vorzuliegen, doch sie sind besser versteckt. Die Person besitzt Leidenschaft, starke sexuelle Energie und neigt eventuell zu Gewalt, obwohl für diese Aussage eine gründlichere Analyse erforderlich wäre.

    »Danke, Anne.« Fenwick ließ sich seine tiefe Besorgnis nicht anmerken. Dieser unbekannte Mann war um einiges intelligenter als Griffiths, und er war auf freiem Fuß. Fenwick hatte nicht viele Möglichkeiten, aber eine lag auf der Hand: Er musste dem Gefängnis einen weiteren Besuch abstatten.
    Während Griffiths mit Cooper sprach, würde Fenwick die Zelle des Häftlings durchsuchen. Der Besuch müsste auf einen Zeitpunkt gelegt werden, an dem die Insassen beschäftigt waren. Wenn die Aufseher den Mund hielten, würde niemand die Durchsuchung bemerken.

    Griffiths hatte noch immer eine Einzelzelle, da Dr. Batchelor ihn für suizidgefährdet hielt. Für die Durchsuchung war das ein Vorteil. Die Zelle war klein und spärlich möbliert: ein Bett, Toilette, Waschbecken, Tisch und Stuhl, ein Regalbrett 232

    für die persönliche Habe. Fenwick bat den Aufseher, das Bett zu durchsuchen und unter der Matratze nachzusehen, während er das Regal und den Tisch unter die Lupe nahm. Er fand drei Bücher. Er notierte sich die Titel, überprüfte die Seiten auf Markierungen hin und hielt sie dann auf den Kopf, um zu sehen, was herausfiel. Hinten in einem Reiseführer über die britischen Inseln fand er ein gefaltetes Blatt Papier, das er zum Fotokopieren schickte. Dann setzte er seine Suche fort. Als er eines der Sammelalben aufschlug, schnappte er schockiert nach Luft.
    »Um Himmels willen!«
    Das Bild war mit schwungvollen Strichen gezeichnet: eine junge Frau in einem zerrissenen Kleid. Die Hände waren so straff um einen Pfahl gebunden, dass die Schultern nach hinten gezogen und der Rücken durchgedrückt war. Das Kleid war vorn aufgerissen und zeigte, dass die Frau darunter nackt war. Den Kopf hatte sie zur Seite geworfen, den Blick von einer dunklen, formlosen Gestalt vor sich abgewandt.
    Es war Nightingale, mit fast fotografischer Deutlichkeit gezeichnet, zweifellos nach der Vorlage eines der vielen Zeitungsausschnitte in dem anderen Album. Fenwick setzte sich und schaute sich die nächste Zeichnung an. Wieder Nightingale. Sie sah aus wie eine Puppe. Griffiths hatte sie nackt gezeichnet, ausgestreckt auf einem steinernen Altar, die gefessel-ten Arme und Beine gespreizt. Die anatomische Genauigkeit trieb Fenwick die Röte ins Gesicht. Er fand die Vorstellung widerlich, dass Griffiths diese Bilder zeichnete und sich dann daran aufgeilte.
    »Wieso dürfen Häftlinge so etwas zeichnen?«
    »Das gehört zur Therapie. Dr. Batchelor überwacht ihn.«
    Fenwick schüttelte angeekelt den Kopf und legte das Album wieder an seinen Platz zurück.

    233

    »Wissen Sie, was er mit dem letzten Brief gemacht hat, den er erhalten hat?«
    »Ich hatte Dienst und hab ihn beobachtet. Er hat den Brief gelesen, sich was aufgeschrieben, dann in seinen Büchern gelesen, wieder was geschrieben, und dann wurde das Licht ausgemacht.«
    »Was macht er sonst so in der Zelle?«
    »Spielt stundenlang das Spiel da drüben. Da gibt’s andere, die blödere Sachen machen.«
    Fenwick öffnete die Schachtel und prägte sich ein, wie die Steine, das Brett und die Karten lagen. Er packte alles aus und schüttelte den Kopf.
    »Kann ich nichts mit anfangen.« Doch als er alles wieder einpackte, sah er, dass das Brett verformt war. Er dachte, dass er es nicht richtig zusammengeklappt hatte, öffnete es und versuchte es erneut, ohne Erfolg. Er fuhr mit den Fingern über die Fläche und an den Kanten entlang.
    »Da steckt was drin.«
    Der Wärter merkte auf.
    »Wahrscheinlich sein Drogenversteck.«
    »Das glaub ich nicht.« Er drückte den Spalt in der Brett-kante so weit auseinander, dass er das

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