CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)
immer wieder, nein, nein, nein. Sie wollte da nicht hinein und schon war sie gänzlich hinabgerutscht und fiel. Aber nicht tief, höchstens einen Meter, und die Landung war weich. Sie lag mit dem Kopf auf irgendwelchem Stoff, unter dem eine wabbelige Masse war. Ihre Beine ragten an einer Wand des Grabens hinauf. Sie versuchte, sich umher zu wälzen und als sie zur Seite fiel, wünschte sie sich, es nicht getan zu haben. Direkt neben und unter ihr lag Sarah, leblos, genauso gefesselt wie sie. Larissa hob ihren Kopf und sah, dass der ihrer Freundin blutete und an einigen Stellen nach innen gedrückt war.
Was hatten sie mit ihr gemacht?
Sarah, schrie Larissa, und es war wieder nur ein Murmeln. Die Panik wollte nicht verebben. Larissa atmete so schnell, dass ihr kurz schwarz vor Augen wurde, dann hörte sie wieder eine Stimme. Der ältere Mann sprach über ihr.
»Sehr gut, mein Junge. Und jetzt weißt du ja, was folgen soll. Ich gehe davon aus, dass dir kein weiterer Fehler unterlaufen wird.«
»Entschuldigen Sie meinen Jungen, Herr von Gauk. Mir erging es ähnlich bei meinem ersten Mal allein.«
»Hören Sie. Es ist doch keine Prüfung. Aber wir müssen gewährleisten, für unser Dorf gewährleisten, dass alles seinen gewohnten Gang nehmen kann.«
»Sicher.«
»Mit welchem Werkzeug kannst du umgehen, Junge?«
Larissa sah nach oben, erblickte nur ein kleines Stück Himmel, wolkenbehangen. Der Rest waren Äste, noch mehr waren die Wände des Grabes, die so plötzlich ihre Welt geworden waren, die sie umschlossen wie eine unerbittliche Grenze zum wirklichen Leben. Zum anderen Leben, zu ihrem Bruder und ihren Freunden. Sie wollten doch nur das Horror House finden. Mehr war es nicht. Und in dem Moment, bevor der Junge zu ihr nach unten sprang, fiel ihr der Flyer wieder ein. Damit hatte alles begonnen. Ein Teil von ihr flüchtete in die Utopie einer anderen Welt, in der sie Halloween zuhause feierten, während der andere Teil von ihr im Graben lag. Im Grab , dachte sie und starrte auf den Gegenstand, den der Junge in seinen Händen hielt. Eine Heckenschere.
»Es muss ein sauberer Schnitt sein«, sagte der ältere Mann, »wenn du mehr als zwei Stöße brauchst, wirst du dreckig. Das Blut wird spritzen. Du musst rechtzeitig nach hinten weichen, sobald du die Arterien durchtrennt hast.«
Angestrengt schaute der Junge auf Larissa hinab. Sie weitete ihre Augen zum Schrecken, murmelte Unverständliches und hoffte, das Flehen, das Betteln um Gnade, um das Aufwachen aus diesem Albtraum auf ihren Gegenüber zu übertragen. Er sollte Mitleid mit ihr bekommen. Er musste.
Obwohl seine blauen Augen wach und aufgeweckt schauten, seine Haut unnatürlich weich glänzte, betrachtete er sie lediglich als das Ding, über das die Männer gesprochen hatten. Er glich einem Handwerker. Nichts war von ihm zu erwarten. Aber sich ihrem Schicksal hingeben? Das konnte und wollte sie nicht. Ehe sie sich wie ein Wurm winden konnte, saß der Junge auf ihr und nahm ihr den Rest der Bewegungsfreiheit. Ihr Körper wurde dabei gegen Sarahs gedrückt, gegen ihren leblosen, toten Leib. Sie hatte er wohl mit einem anderen Werkzeug getötet.
Oh mein Gott, schoss es ihr durch den Kopf, was soll ich tun? Beten. Ich bete, Gott, errette mich. Bring mich hier raus.
Der Junge brachte die Klingen der Heckenschere auseinander, setzte sie an Larissas Hals. Konzentriert blickte er auf seine Hände, dass sie in der richtigen Position waren. Der Griff fest, bereit zum Zudrücken. Larissa murmelte wieder und wieder, bewegte ihren Kopf und schnitt sich leicht an den Klingen. Tränen nässten ihre Wangen und Schläfen. Und als der alte Mann wieder sprach, ergab sie sich plötzlich ihrer Hilflosigkeit. Es hatte keinen Zweck mehr.
»Du musst mit einer festen, kräftigen Bewegung die Klingen zusammenführen.«
Der Junge nickte, holte mit seinen Ellenbogen aus, hob seinen Unterkörper etwas an. Larissa dachte, jetzt, jetzt kann ich ihm meine Knie in ... dann drückte er zu und die scharfen Klingen bohrten sich tief von beiden Seiten in ihren Hals, durchschnitten Haut und Sehnen. Ein unerträglich ziehender Schmerz durchzuckte ihren Körper, der die Kopfschmerzen vollständig verdrängte. All ihre Sinne vereinigten sich auf diese zwei Stellen, die misshandelt wurden. Der Junge drückte stärker zu und schnitt ihr in die Luftröhre. Bei jedem kurzen Atemzug röchelte es in ihrer Kehle und sie schmeckte erstes Blut auf ihrer Zunge. Es sprudelte aus ihren Wunden und
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