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CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)

CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)

Titel: CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Er versuchte, sich auf Franka zu konzentrieren, auf seine Hoffnung. Der andere Typ war im Moment noch nicht zu gebrauchen. Remo hoffte, dass er bald zu sich kommen würde. Vielleicht hatte er Informationen, irgendwas. Es lag sogar im Bereich des Möglichen, dass er Franka draußen begegnet war.
    Säure floss aus irgendwelchen Drüsen an seinem Auge. Remo warf sich herum. Er wurde wahnsinnig, wenn sie ihn hier noch länger festhielten, komplett verrückt! Was hatten diese Leute davon, was sollte das, was hatten sie mit ihm getan? Remo bäumte sich auf, riss an den Ketten, ohne auf die Schmerzen zu achten, er vergaß jede Vernunft, schrie und strampelte, aber niemand erschien, um nach ihm zu sehen. Nach einer Weile hielt er erschöpft inne. Seine Brust schmerzte plötzlich. Irgendwo unter den Rippen tat es weh, verdammt weh sogar. Dieses Gift war teuflisch. Wahrscheinlich breitete es sich in seinem Körper aus und der Prozess beschleunigte sich, wenn er sich bewegte ... zumindest klang das logisch. Remo öffnete das linke, noch halbwegs funktionierende Auge. Der Mann saß nach wie vor reglos gegen die Wand gelehnt da, der Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Remo streckte das Bein aus und versuchte, ihn mit dem Schuh anzustoßen. Er musste ihn aufwecken und befragen. Mit zusammengebissenen Zähnen arbeitete er sich an den anderen Gefangenen heran.

Wann genau Larissa damit einverstanden gewesen war, wusste Jakob nicht mehr. Nur dass sie eines Tages zu ihm gesagt hatte, es war okay, wenn er Madlen heiraten wollte. Sie hatten schließlich ein Kind zusammen. Als sich herausgestellt hatte, dass sie wirklich schwanger gewesen war, änderte sich alles in Jakobs Welt. Er bemühte sich stärker in seinem Studium, aus einem Studentenjob wurde ein fester Teilzeit-Vertrag und seine Eltern bewunderten ihn um seinen neuen Ehrgeiz. Während Larissa schon längst mit Martin Schluss gemacht hatte, erblühte die Beziehung zu Madlen in neuer Pracht. Und jetzt war es endlich soweit.
    Heute brachte er sie zum Altar. Nein, er stand schon davor, mit ihr, in ihrem weißen Kleid, der Schleier angehoben, dass er in ihr strahlendes Gesicht blicken konnte. Und als er sich im Kirchenraum umsah, lächelten ihm freundliche Gesichter entgegen. In der ersten Reihe saß seine Schwester, in deren Augen all die Zuversicht und das Vertrauen lag, das er in diesem Moment benötigte. Ohne ihr Einverständnis wäre ihm alles schwerer gefallen. Aber so ... es war der perfekte Tag und zahlreiche Digitalkameras würden ihn für immer festhalten.
    »Dann lassen Sie uns beginnen«, sprach der Pastor und plötzlich fühlte Jakob sich so schlaff. Jedes Wort traf ihn in seinem Inneren, in seiner Bauchgegend, dort, wo er so verletzlich war. Schon immer war es so gewesen, dass er Bauchschmerzen bekam, wenn etwas nicht stimmte, wenn ihn etwas bedrückte. Bei Larissa waren es Kopfschmerzen.
    Aber das Gefühl wurde wieder abgelöst von der Freude und dem Wohlbefinden, die dieser Tag in ihm auslöste, und euphorisch wartete er auf weitere Worte des Pastors. Aber dieser starrte ihn nur sprachlos an. Auch Madlens Lächeln war erfroren und die Gäste im weiten Raum bedachten ihn mit einer ungewohnten Skepsis. Als er zu seiner Schwester schaute, war der Platz leer.
    Plötzlich wurde es finster in der Kirche. Durch die bunten Gläser strahlte nicht mehr die Sonne, sondern nur ein schmutziges Grau, bis Jakob schließlich nicht einmal mehr den Pastor und Madlen vor sich sehen konnte. Dunkelheit umgab ihn. Dann vernahm er eine Stimme, krächzend und erschöpft. Irgendetwas berührte ihn an seinem Bein, eine dumpfe Berührung nur, und wieder fühlte er diese Schwäche, die seinen Körper in einen leichten Schmerz tauchte, bis sein Bauch sich so prall anfühlte wie eine reife Frucht.
    Zum Platzen gefüllt, dachte er und ihm wurde übel.
    Als er sich übergab – er wusste nicht, ob er auch auf sich spuckte, und es war ihm gleich – durchströmte ihn wieder diese Wonne und er kannte kein besseres, kein wohligeres Gefühl als das Aufsteigen der Magensäure.
    Alles ist in Ordnung, dachte er und fühlte sich besser. Er fragte sich, wo all die Menschen hin waren, warum er so plötzlich alleine in der Kirche war. Aber nein, er war nicht mehr dort. Als er die Augen öffnete, sah er eine andere Dunkelheit, bis er sich langsam an sie gewöhnte und Umrisse einer Gestalt ausmachen konnte. Dieses wohlige Gefühl, sie zu kennen, sie begrüßen zu wollen mit seiner Herzlichkeit, wurde ersetzt

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