CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)
der Straße abgefahren, und ... Martin!« Franka schrie. Martin sah sie verwirrt an, dann sauste ein Gummiknüppel auf seinen Hinterkopf und er brach lautlos in sich zusammen. Madlen kreischte. Der Mann, der den Knüppel in der Hand hielt, sah kräftig aus. Er blickte gelassen zu den beiden Frauen hinüber. Ein Schmerz an ihrem Ohr. Das Handy schlitterte über den Boden und wurde nicht mal eine Sekunde später von einem Holzschläger getroffen. Franka duckte sich instinktiv. Madlen schrie hysterisch. Männerbeine standen vor ihr und Franka trat mit aller Kraft zu. Der Kerl jaulte auf und Franka packte Madlen am Handgelenk. Neben ihrem Auto war ein weiterer Dörfler aufgetaucht, der ihr den Weg abschnitt.
»Lauf!«, schrie Franka und riss Madlen mit sich. Ohne nachzudenken rannte sie los. Sie tauchte in den Schatten der Häuser und lief weiter, fest entschlossen, jedes Hindernis zu nehmen. Sie musste Madlen loslassen, hörte sie aber hinter sich gehetzt atmen.
Franka rannte zwischen den Häusern hindurch, über einen Hinterhof, sprang über Eimer und Gießkannen, die umherstanden. Eine kleine Mauer tauchte vor ihr auf und Franka nutzte den Anschwung, um sich hochzustemmen. Sie schwang das Bein über den Sims und rollte sich ab. Unsanft landete sie auf der anderen Seite im Unkraut.
»Ich schaff’s nicht!«
Franka sah Madlens Hand, die sich an den bröckelnden Putz klammerte. Sofort griff sie zu und zog.
»Schwing dein Bein hoch!« Franka packte Madlens Jacke und warf sich zurück. Madlen wurde vorwärts gerissen und ließ sich dann das kurze Stück nach unten fallen. Sie landete auf den Knien, rappelte sich aber wieder auf.
»Sind die hinter uns?«, keuchte Madlen.
»Egal! Weiter!« Franka lief wieder los.
»Wo willst du denn hin?«, rief Madlen hinter ihr.
»In den Wald! Da suchen wir uns eine Stelle, um über die Mauer zu klettern.« Franka pflügte durch das verkrautete Niemandsland und steuerte die nächste Nische zwischen den Häusern an. Sie überquerte einen schmalen gepflasterten Weg und sah im Augenwinkel einige dunkle Gestalten auf sich zu rennen.
»Lauf, Madlen!«, schrie sie. Franka preschte rücksichtslos geradeaus. Natürlich! Diese Typen kannten sich hier aus und versuchten, ihnen den Weg abzuschneiden. Franka rannte einen Pfad entlang, rechts und links flankiert von Häuserfronten. Sie bog um eine Ecke, rannte ein paar Meter und stutzte. In einem Atemzug fällte sie die Entscheidung. Das rostige Gittertor, bei dem zwei Streben fehlten! Franka quetschte sich hindurch und spürte, wie sich Madlen hinter ihr hineindrängte. Dann riss sie Madlen mit sich zu Boden. Der Vorgarten des Hauses hatte dieses Jahr noch keinen Rasenmäher gesehen. Das Gras stand über einen Meter hoch. Reglos lagen die beiden Frauen zwischen den hohen Halmen und lauschten. Madlen atmete unterdrückt. Franka legte den Finger auf die Lippen. Schritte näherten sich, Stimmen sprachen. Franka hörte, wie ihre Verfolger einfach an dem überwucherten Garten vorbeiliefen. Trotzdem blieb sie liegen. Es konnte sein, dass einer von denen ruhig stehenblieb, um zu warten, ob sie aus einem Versteck gekrochen kamen oder was auch immer.
»Die bringen uns um«, flüsterte Madlen neben ihr. »Oder? Die bringen uns um.«
Remo.
Die Trauer überfiel sie wie ein Schock. Sie hatten Martin. Und sie hatten Remo!
Remo ist tot!
Franka unterdrückte im letzten Moment ein Schluchzen, das sie verraten konnte. Sie hielt die Luft an, konzentrierte sich. Sie fühlte Madlens Hand, die sich um ihren Arm krallte.
»Was machen wir jetzt?«, flüsterte Madlen an ihrem Ohr.
»Sei still«, flüsterte Franka zurück. »Bleib einfach liegen.«
Eine Weile verharrten sie so und Franka empfand Dankbarkeit, dass Madlen die Klappe hielt und nicht schluchzte oder wimmerte. Franka wusste nicht, was sie tun würde, wenn Madlen sie bei der Flucht behinderte. Auf sie warten? Selbst riskieren, in deren Hände zu fallen? Sie wusste keine Antwort darauf. Madlen war kein starker Partner in der Situation, keine Stütze, sondern ein Anhängsel. Das musste sie bei ihren Fluchtplänen berücksichtigen. Sie würden warten, bis die Dörfler fort waren, dann zum Wald schleichen, die Mauer suchen ... und eine Stelle finden, an der man sie erklettern konnte. Kurz dachte Franka darüber nach, zurück zum Auto zu gehen. Aber die Idee verwarf sie auf der Stelle. Sicher hatten die Dörfler die Fahrzeuge schon weggebracht oder doch zumindest alles ausgeräumt, Zündschlüssel
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