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Cruel World

Cruel World

Titel: Cruel World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
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Kapitel 1
    Keuchend rannte ich über die dunklen Straßen Sydneys und suchte nach einem sicheren Unterschlupf für die Nacht. Mein Herz raste laut und wild. Gerade eben hatten mich zwei dieser hungrigen Monster verfolgt, aber zum Glück hatte ich den Flammenwerfer meines Vaters immer dabei. Er lag in einem dunkelgrünen Beutel, den ich auf dem Rücken trug. Sein Gewicht machte mir nichts aus. Ich hatte bloß Angst, ihn zu verlieren.
    Ohne Waffen konnte man in Zeiten wie diesen nicht leben. Mord, Totschlag, Raub und Vergewaltigung waren natürlicher Alltag für uns Menschen geworden. Es lebten nur noch ganz wenige hier in der Stadt.
    Ich gehörte ebenfalls dazu, denn meiner Meinung nach musste man den Vampiren ordentlich den Hintern versohlen, damit sie endlich wieder zur Besinnung kamen und sich aus unserer einst so schönen Welt zurückzogen. Es gab keine grünen Wiesen und Bäume mehr. Alles war schwarz, grau und verkohlt. Seit über fünf Monaten hatte niemand mehr die Sonne gesehen. Jeden Tag bedeckten graue Wolken den Himmel. Jetzt gerade regnete es in wilden Strömen. Meine kaputten, schwarzen Stiefel plätscherten durch die tiefen Pfützen und quietschten laut, was ziemlich schlecht war. Die Vampire könnten mich somit wieder auffinden. Allerdings dachte ich kein bisschen daran, nun stehen zu bleiben, um sie auszuziehen. Das würde mich nur Zeit kosten und weil die Luft sehr kalt war und ich bereits Gänsehaut hatte, könnte ich eine Lungenentzündung bekommen. So etwas Schlimmes durfte mir auf keinen Fall passieren, denn schwache und kranke Menschen hatten keine Chance zu überleben.
    Vampire waren zwar gnadenlose Mörder, aber auch ziemlich große Feiglinge. Ihre Lieblingsopfer waren diejenigen, die sich nicht wehren konnten. Vor denen, die Waffen bei sich hatten, flüchteten sie lieber. Dennoch waren nicht alle von ihnen so. Einige fürchteten sich vor rein gar nichts. Sie siegten oder kämpften bis in den Tod.
    Meine Eltern hatten mir beigebracht, dass ich mich immer von Gewalt fernhalten soll, doch es ließ sich heutzutage nicht mehr vermeiden, da ich nun einmal nicht ermordet werden wollte.
    Keine Person auf Erden wusste, wie gern ich meine Familie nur ein einziges mal wiedergesehen hätte.
    Erschöpft blieb ich unter einer leuchtenden Laterne stehen und stützte mich mit den Händen auf den Knieen ab. Ich konnte nicht mehr. Mein Körper war zu müde, um weiterzulaufen.
    In der kleinen Pfütze auf dem Boden konnte ich mich nicht mehr wiedererkennen. Was war nur aus dem schüchternen, braven Schulmädchen geworden, das ich einmal gewesen bin? Meine kinnlangen, blonden Haare standen in alle Richtungen ab, während der ganze Dreck durch das Regenwasser an meinem blassen Gesicht hinunterlief und meine rote Lederjacke befleckte.
    Stöhnend blickte ich in die ehemaligen Einkaufsläden, deren Schaufenster zerbrochen waren. An den Gestank der Leichen hatte ich mich halbwegs gewöhnt.
    Ich war zu einem selbstbewussten, siebzehn Jahre alten Mädchen geworden, das sich nichts gefallen ließ. Bisher hatte ich noch nie verloren.
    Mein Blick fiel auf eine silberne Stahltür in der dunklen Gasse, die direkt vor mir lag. Ohne groß nachzudenken rannte ich dorthin und versuchte sie zu öffnen, was zu meinem großen Glück kein Problem darstellte.
    Als ich jedoch in das unbeleuchtete Treppenhaus vor mir schaute, überkam mich nackte Panik.
    Hoffentlich befand sich niemand hier drin, denn mein Körper, der schon seit einundvierzig Stunden auf Beinen war, war nicht mehr Imstande zu kämpfen. Ich musste unbedingt schlafen, um mich auszuruhen.
    Bevor ich eintrat, versuchte ich meinen hektischen Atem zu beruhigen, was mir nicht wirklich gelang. Es würde ohnehin nichts nützen. Wenn sich Vampire dort drin befänden, hätten sie mich sicherlich schon längst angegriffen. Also nahm ich mein Herz in die Hände und wagte den ersten Schritt hinein. Im selben Moment fiel die Tür hinter mir laut zu, woraufhin ich einmal erschrocken aufschrie und geradewegs über die erste Stufe einer langen Treppe stolperte und hinfiel. Meine Hände konnten glücklicherweise trotzdem das wackelige Geländer ergreifen, das, wie ich bemerkte, zum Teil verrostet war. Angewidert verzog ich das Gesicht und stieg die unendlichen Stufen hinauf. An den Wänden klebte etwas Dunkles und tropfte langsam auf den Boden. Ich nahm an, dass es Blut war. Wenn die Vampire schon hier gewesen waren, würden sie sicher nicht noch einmal zurückkommen. Die Luft stank

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