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Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Titel: Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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dem Schlamassel wieder rauskommst.
    Annie kuschelte sich ins Handtuch und schlief ein. Liz vertilgte den letzten Rest Thunfisch und fiel in einen komatösen Schlaf. Noch lange saß Daisy ganz still und starrte auf das Muster ihrer Tiffanylampe.
     
    Ein Stockwerk höher rekelte Linc sich auf seinem Sofa aus Chrom und schwarzem Leder und aalte sich in dem kühlen Licht seiner weiß emaillierten Halogenlampe. Der Kopfschmerz ebbte ab, aber seine Probleme blieben. Dass er sich selbst in diesen Schlamassel gebracht hatte, machte es nicht besser.
    Er hatte gelogen.
    Linc zuckte zusammen. Er war kein Lügner, konnte sich nicht daran erinnern, jemals gelogen zu haben. Aber genauso wenig konnte er sich daran erinnern, dass er jemals etwas so sehr gewollt hatte wie diesen Job als Geschichtsdozent am kleinen privaten Prescott-College. Außerdem hatte er bei nichts Wichtigem im Vorstellungsgespräch gelogen. Alle Zeugnisse waren beeindruckend und echt, und seine Ziele waren redlich und gut.
    Linc schloss die Augen. Rationalisierung. Es spielte keine Rolle - er hatte gelogen. In all seinen schmerzlichen Details kam ihm das Gespräch wieder ins Gedächtnis. Der Dekan der Geisteswissenschaften, Dr. Crawford, sowie Dr. Booker, Leiter des Fachbereichs für Geschichte, hatten es mit ihm geführt. Dr. Crawford war Linc wie ein pensionierter Südstaatencop vorgekommen: groß, bierbäuchig, gesellig, durchdrungen von einer Aura der Beschränktheit. Die Fliege war wohl sein kläglicher Versuch, gelehrt auszusehen, vermutete Linc. Dr. Booker hatte diese Art von Verkleidung nicht nötig. Er sah aus, als wäre über die Jahre langsam aller Lebenssaft aus ihm herausgesickert und hätte nur die ausgetrocknete Schale hinter einer dicken Hornbrille übrig gelassen. Lincs Traum von seinem Aufstieg als Fachbereichsleiter begann, als er realisierte, dass Booker älter zu sein schien als Gott.
    Zuerst war alles gut gelaufen. Sie waren beeindruckt gewesen von seinen Empfehlungen, von seinem ersten Buch, das er vor vier Jahren veröffentlicht hatte, beeindruckt von seinem Verhalten und überhaupt beeindruckt von ihm als Person. Lincoln wusste, dass er gut war. Dafür hatte er vier Jahre seines Lebens geopfert. Er wusste, dass er in den richtigen Zeitschriften publiziert hatte, dass er auf den richtigen Kongressen gesprochen hatte, dass sein Werdegang tadellos war, dass er immer das Richtige tat und das Richtige sagte. Jetzt war nur noch die Frage, ob sie ihn gut genug fanden. Aber das war gar nicht das Thema gewesen. Stattdessen hatte Dr. Crawford die Lippen geschürzt und sich erkundigt: »Sind Sie verheiratet, Dr. Blaise?«
    »Nein.« Und dann hatte er den Ausdruck in Crawfords Gesicht gesehen: Bedauern. Linc war nicht so weit die Karriereleiter hinaufgeklettert, weil er langsam war. »Aber ich bin verlobt«, schob er schnell nach. In dem Moment kam es ihm wie ein Geistesblitz vor, als er hinzufügte: »Prescott wäre der perfekte Ort für uns. Wir wollten mit der Hochzeit warten, bis ich mich etabliert habe, damit wir unsere Kinder auf die altmodische Art erziehen können.«
    Damit war nicht nur das Eis gebrochen, sondern Crawford blühte förmlich auf. »Schön, schön. Gute alte Werte. Sie werden auf jeden Fall von uns hören, Dr. Blaise.«
    Dr. Booker schniefte.
    Und Linc fragte sich, ob er den Verstand verloren hatte. Schlimm genug, dass er eine Verlobte erfand. Aber mit seinem Geschwätz von den erdichteten Kindern hatte er sich selbst den Weg zur Hölle geebnet. Das Komische daran war, dass es sich so echt angefühlt hatte, während er es ausgesprochen hatte. Nicht das mit der Verlobten - wohl aber der Gedanke, sich mit einer hübschen kleinen Frau in einem Städtchen niederzulassen und eine Familie zu gründen. Die Bilder waren da gewesen, in seinem Kopf: sonnige Szenen im gepflegten Vorgarten, artige Kinder in ordentlich gebügelten Shorts. Du bist erbärmlich, Blaise, schimpfte er mit sich selbst. Und du hast gelogen. Dafür wird Gott dich bestrafen. Vermutlich wirst du vom Blitz erschlagen.
    Aber wie sich herausstellte, war es nicht der Blitz, der ihn von hinten anfiel, sondern Crawford. Linc wurde eingeladen, im Fachbereich über seine Forschung zu sprechen. Das übliche Prozedere bei Stellenbesetzungen am College. Und, schrieb Crawford: Denken Sie daran, Ihre Verlobte mitzubringen.
    Klar. Mit dem Gedanken daran bestrafte Linc sich selbst und trank mehr Bier. Er hatte es verdient. Wenn sie ihn in Prescott nicht wegen seiner

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