Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cthulhu-Geistergeschichten

Cthulhu-Geistergeschichten

Titel: Cthulhu-Geistergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cthulhu-Geistergeschichten
Vom Netzwerk:
mit den Fragen der Vergangenheit näher zu befassen. Was sagt einem denn schon ein Stadtplan oder ein Führer über das North End? Bah, ich garantiere Ihnen, daß ich Sie durch dreißig oder vierzig schmale Gassen und Straßen führen kann, die alle nördlich von Prince Street liegen und kaum von einem Menschen betreten worden sind, ausgenommen die Italiener, die in dieser Gegend wohnen. Aber was wissen diese Dagoes schon darüber? Nein, Thurber, diese uralten Gegenden sind voll der traumhaftesten Wunder und Schrecken, voll der Flucht aus dem Banalen, was aber nützt es, wenn keine Menschenseele daraus Gewinn zu ziehen versteht? Oder besser gesagt, eine gibt es doch - nicht umsonst habe ich in der Vergangenheit herumgegraben!
    Sehen Sie, Sie interessieren sich doch für dergleichen. Was würden Sie sagen, wenn ich mir dort oben ein zweites Atelier eingerichtet hätte? Ein geheimes Atelier, wo ich die Nachtmahre und uralten Schreckgespenster auf mich einwirken lasse, wo ich Dinge zu malen vermag, die mir hier in Newbury Street nicht einmal im Traume einfielen. Es versteht sich natürlich von selbst, daß ich darüber nie etwas im Club erzählen würde -
    mir genügt es schon, wenn Mr. Reid hinter meinem Rücken verbreitet, ich befände mich mitten in einem Prozeß, der eine Umkehrung der menschlichen Evolution bedeute. Und da ich nun mal der Auffassung bin, daß ein Künstler nicht bloß das Erbauliche, Schöne, sondern auch das Schreckliche, Grausenerregende darstellen soll, habe ich mich an verschiedenen Orten umgesehen, wo ich es zu finden hoffen konnte.
    Ich habe in einem Viertel, das Fremde höchstens einmal im Jahr, und dann auch nur aus purem Zufall, zu Gesicht bekommen, eine kleine Wohnung gemietet. Sie liegt ganz in der Nähe der Untergrundbahn, geistig aber und seelisch trennen sie Jahrhunderte von unserer Gegenwart. Ich habe sie vor allem wegen dem alten Brunnen, der sich im Keller befindet, genommen -einem jener unsäglichen Schächte, wie ich sie vorhererwähnte. Es macht mir nicht viel aus, wenn mir die alte Bruchbude fast über dem Kopf zusammenstürzt, die Summe, die ich dafür bezahle, ist ja lächerlich. Es gibt kein Fenster, das nicht mit alten Brettern vernagelt wäre, ein Umstand, der meinen Absichten jedoch nur entgegenkommt, weil ich für meine Arbeit kein Tageslicht brauche, noch gebrauchen kann. Ich male im Keller, dort ist die Atmosphäre am dichtesten, habe mir aber im Erdgeschoß ein paar Räume möblieren lassen. Das Haus gehört einem Sizilianer, und ich habe es unter dem Namen Peters gemietet.

    Wenn Sie mitmachen wollen und Lust haben, lade ich Sie heute abend ein, mit mir dorthin zu gehen. Ich bin überzeugt, daß Ihnen die Bilder gefallen werden. Ich habe mich in ihnen, sagen wir, ein wenig ausgetobt. Es ist gar nicht so weit - hin und wieder lege ich sogar den Weg zu Fuß zurück; ich möchte kein Aufsehen mit einem Taxi erregen. Und wenn wir mit der Untergrundbahn bis zur Battery Street fahren, haben wir nicht mehr viel zu laufen."
    Du kannst dir vorstellen, Eliot, wie begeistert ich über seine Einladung war. Für mich gab es nach diesem Gespräch nicht viel mehr zu tun als in das nächstbeste Taxi zu springen. Wir stiegen an der South Station in die Untergrundbahn um und erreichten gegen Mitternacht die uralten, ausgetretenen Steintreppen, die von Battery Street den Hafen entlang in Richtung Constitution Wharf führen. Dort in dem zitternden Halbdunkel verlor ich bald völlig die Orientierung, und ich kann mich unmöglich mehr daran erinnern, die wievielte Seitengasse es war, in die wir schließlich einbogen.
    Greenough Lane war es jedenfalls nicht.
    Wir stiegen die verfallenste und schmutzigste Gasse, die ich je in meinem Leben gesehen habe, hoch - vermodernde Giebel, eingeschlagene uralte Fensterscheiben und rußdunkle, unwirklich hohe Schornsteine, die im hellen Mondlicht wie Kirchhofsgespenster wankten. Die Häuser müssen unwahrscheinlich alt gewesen sein, denn es waren mindestens zwei unter ihnen, die eine Art Walmdach besaßen, wie sie zu Cotton Mathers Zeit üblich waren, obwohl dir jeder Historiker versichern wird, daß diese architektonische Seltenheit in ganz Boston nicht mehr anzutreffen ist. Von dieser Gasse aus bogen wir in eine noch dunklere ab, dann ging es einige Minuten geradeausweiter, bis wir schließlich vor einem veritablen Labyrinth aus finsteren Hinterhöfen und engen Durchlässen standen. Pickman, der mich am Arm genommen hatte, brachte eine Taschenlampe

Weitere Kostenlose Bücher