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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Umstände sieht er sich außerstande, die Reise zu unternehmen. Er empfiehlt mich für den Posten, den Ihr für ihn vorgesehen hattet.«
    Shimilko schüttelte verwundert den Kopf. »Wie betrüblich für ihn! Gestern schien er noch voll Begeisterung zu sein. Nun, wir müssen uns nach den Umständen richten. Da Huruska sich uns nicht anschließen kann, ist es mir eine Freude, Euch an seiner Statt bei uns zu haben. Sobald wir aufbrechen, weise ich Euch in Eure Pflichten ein, die Ihr strikt auszuführen habt. Ihr müßt des Nachts Wache halten und könnt Euch dafür bei Tag ausruhen, aber natürlich erwarte ich, daß Ihr im Fall der Gefahr auch dann zur Verfügung steht und mich bei der Verteidigung der Karawane unterstützt.«
    »Diese Pflichten zu erfüllen, wird mir gewiß nicht schwerfallen«, versicherte ihm Cugel. »Ich bin, wann immer Ihr es befehlt, zum Aufbruch bereit.«
    »Die Sonne geht soeben auf«, stellte Shimilko fest. »Wir machen uns auf den Weg nach Lumarth.«
     
    Zehn Tage später überquerte Shimilkos Karawane den Methunpaß, und das gewaltige Cormatal lag vor ihr. Der Hochwasser führende Isk schlängelte sich dahin. In der Ferne kauerte düster die gewaltige Länge des Dravenwaldes. Und gar nicht so weit entfernt schimmerten fünf Kuppen – die Wahrzeichen Lumarths.
    Shimilko wandte sich an seine Schützlinge. »Dort unten seht ihr, was von der alten Stadt Lumarth noch übrig ist. Laßt euch nicht von der Pracht der Kuppeln täuschen. Sie sind Tempel, die einst den fünf Dämonen Yaunt, Jastenave, Phampoun, Adelmar und Suun geweiht waren und deshalb von den Verwüstungen der Sampathissischen Kriege verschont blieben.
    Die Bürger von Lumarth sind gewiß mit keinen, wie ihr sie kennt, vergleichbar. Viele verfügen über geringere Zauberkräfte, allerdings hat Chaladet, der Großthururge, Magie innerhalb der Stadtmauern untersagt. Euch mögen diese Menschen müßig und farblos erscheinen, und das sind sie auch. Alle sind ausgesprochen starr in bezug auf das Ritual, und alle haben sich einer Doktrin absoluten Altruismus verschrieben, die sie zu Tugend und Wohltätigkeit verpflichtet. Aus diesem Grund sind sie als die ›Gütigen‹ bekannt. Ein letztes Wort, was unsere Reise betrifft. Wir dürfen uns glücklich schätzen, daß sie ohne unliebsame Zwischenfälle verlaufen ist. Die Fuhrleute haben die Wagen mit großem Geschick gelenkt; Cugel hat uns des Nachts gewissenhaft bewacht; und so bin ich sehr zufrieden. Also, nun auf nach Lumarth!«
    Die Karawane folgte einer schmalen, holprigen Straße hinunter ins Tal und danach einer angenehm breiten Allee, über der sich die Kronen von gewaltigen Silberakazien schlossen.
    An einem zerfallenden Tor, das sich zum Stadtplatz öffnete, wurde die Karawane von fünf hochgewachsenen Männern in reichbestickten Seidengewändern erwartet. Der kostbare doppelkrempige Kopfputz der coramesischen Thuristen verlieh ihnen beeindruckende Würde. Die fünf ähnelten sich sehr. Sie alle hatten die gleiche durchsichtige bleiche Haut, eine schmale Nase mit hohem Rücken, schlanken Wuchs und schwermütige graue Augen. Einer, der ein prächtiges Gewand in Senfgelb, Zinnoberrot und Schwarz trug, hob zwei Finger zum Gruß. »Mein Freund Shimilko, Ihr seid sicher mit Eurer gesegneten Fracht angekommen. Ihr habt uns wohlbedient, und wir sind sehr zufrieden.«
    »Die Lirrh Aing war so friedlich, daß sie uns schier eintönig erschien«, erklärte Shimilko. »Ich hatte aber auch das Glück, mich der Dienste Cugels versichern zu können, der uns des Nachts so gut bewachte, daß unser Schlaf kein einziges Mal gestört wurde.«
    »Ausgezeichnet! Gut gemacht, Cugel. Wir werden uns nun dieser lieblichen Maiden annehmen. Morgen dürft Ihr unserem Kämmerer die Rechnung vorlegen, Shimilko. Ich kann Euch unsere Herberge sehr empfehlen. Ihr findet dort alle Bequemlichkeit.«
    »Großartig. Ein paar Tage Rast werden uns guttun!«
    Cugel beschloß jedoch, gleich weiterzureisen. An der Tür zur Herberge wandte er sich an Shimilko: »Hier trennen sich unsere Wege. Dringende Geschäfte erwarten mich, und westwärts nach Almery ist es noch weit!«
    »Aber Euer Lohn, Cugel! Ich müßt zumindest bis morgen warten, eher bekomme ich meine Auslagen vom Kämmerer nicht erstattet, und ich habe kein Geld flüssig.«
    Cugel zögerte, doch schließlich ließ er sich zum Bleiben überreden.
    Eine Stunde später kam ein Bote in die Herberge. »Meister Shimilko, Ihr und Eure Begleiter haben sofort in einer

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