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0461 - Der Druide und die Echse

0461 - Der Druide und die Echse

Titel: 0461 - Der Druide und die Echse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Da stimmt etwas nicht!« stieß Reek Norr hervor. Der hochgewachsene, schlanke Echsenmann fuhr unwillkürlich die Krallenspitzen aus den Fingern aus. Er ballte die Fäuste; die Krallen bohrten sich gegen die feine Schuppenhaut seiner Handballen. Halb aufgerichtet stand der Sauroide vor dem leicht konvex gewölbten ovalen Bildschirm, auf welchem er das Experiment verfolgt hatte.
    Sein Kopf ruckte herum. Er entblößte seine Zahnreihen und stieß einen Zischlaut hervor.
    »Diese schwarze Aura… sie ist falsch! Auch der Lichtblitz an sich! Er war viel zu stark. Etwas ist schiefgegangen. Möglicherweise ist das Experiment gescheitert. Sie sind vielleicht tot.«
    »Dann wäre alles verloren, wofür Sie gekämpft haben, Norr«, sagte Carra Shakk. »Dann wird es keine Genehmigung mehr geben, die Versuche fortzusetzen. Und das wäre das Todesurteil für unser Volk. Denn dann hätten wir keine Chance mehr, diese sterbende Welt zu verlassen. Es sei denn, wir würden uns der Priesterschaft der Kälte anvertrauen…«
    Reek Norr schüttelte sich heftig. »Zur Not würde ich auch einen Pakt mit dem Teufel eingehen, um unser Volk zu retten«, stieß er hervor.
    Carra Shakk sah ihn entsetzt an. »Das - das würden Sie tun? Aber… Norr, dann würden Sie sich doch mit den Priestern und Orrac Gatnor von den Sümpfen auf eine Stufe stellen…«
    Reek Norr lachte bitter auf. »Hat man Gatnor denn immer noch nicht vergessen, diesen teuflischen Verbrecher in der Funktion eines Sektenpriesters, der uns alle fast in den Untergang geführt hätte? Orrac Gatnor ist tot, Shakk! Er ist auf der Welt Erde gestorben! Und es ist an der Zeit, daß man aufhört, ihn immer noch als den Schwarzen Mann anzurufen, den man kleinen Kindern zeigt, wenn ungehorsam sind!«
    Carra Shakk ließ die Kiefer mehrmals schmatzend gegeneinander schnappen. »Die Priester der Kälte halten sein Andenken nach wie vor hoch und arbeiten in seinem Sinne! Das ist gefährlich!«
    »Mit Gatnor haben sie ihre Symbolfigur verloren. Kein anderer Kälte-Priester hat auch nur annähernd Gatnors Ausstrahlung und Autorität. Sie spielen keine Rolle mehr. Und ich hoffe, daß wir mit ernsthafter Magie-Forschung weiter kommen als mit dem Hokuspokus, den die Kälte-Priester treiben.«
    »Und trotzdem wären Sie bereit, mit den Priestern zusammenzuarbeiten, Norr?«
    Die Sauroidin mit der überraschend hellen Schuppenhaut schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Norr, Sie würden doch damit Ihre Prinzipien verraten und alles, wofür Sie so lange gekämpft haben!«
    »Ich habe vordringlich nicht gegen die Machenschaften der Kälte-Priester und Gatnor gekämpft, sondern für den Erhalt unseres Volkes. Und der Weg, den Gatnor und seine Sekte beschritten haben, ist falsch. Aber wenn nur die Priester noch einen Weg kennen, gehe ich lieber diesen falschen Weg und versuche ihn unterwegs noch zu korrigieren, als daß ich mich und uns alle mit in den Abgrund stürze.«
    »Aber schlußendlich wird es der Regierungsrat beschließen«, sagte Carra Shakk. »Nicht Sie und nicht ich, und nicht die Priester.«
    Reek Norr lachte rauh. »Glauben Sie im Ernst, daß unsere Politiker auch nur einen Hauch von Sachverstand haben, was diese Dinge angeht? Denen können Sie doch sogar erzählen, daß das Göttliche Ei fünfeckig ist statt rundlich.«
    Er räusperte sich. »Wir müssen feststellen, was wir falsch gemacht haben. Und wir müssen versuchen, die beiden Forscher zurückzuholen - wenn sie noch leben.«
    Carra Shakk zuckte mit den Schultern. »Aber was können wir falsch gemacht haben, Norr? In welchem Punkt stimmen unsere Daten nicht?«
    »Daten, die so alt sind wie das Göttliche Ei«, sagte Norr trocken. »Daten, die eine Ewigkeit lang verschollen waren und die nur durch Zufall jemand gefunden hat. Wer sagt uns denn, daß man es damals richtig niedergeschrieben hat? Es ist eine Legende, mehr nicht.«
    »Aber für diese Legende haben Sie sich stark gemacht!« sagte Carra Shakk. »Sie haben sich dafür eingesetzt, daß wir diesen Weg gehen! Sie haben das Projekt durchgezwungen, und wenn jetzt…«
    »… und wenn jetzt Tecko und Shiarrek tot sind oder nicht zurückkommen, trage ich dafür die Verantwortung. Lassen Sie mich allein, Carra. Ich muß nachdenken.«
    Carra Shakk sah den Sauroiden prüfend an, dessen Gesicht nicht verriet, was er dachte. Sekundenlang sah es so aus, als wollte sie widersprechen, dann aber wandte sie sich ab und verließ den Kontrollraum, von dem aus Reek Norr über

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