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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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Kapitel 1
    Der Junge schien das perfekte Opfer zu sein. Er stand ganz hinten in der Besuchergruppe, die das Londoner Olympiastadion besichtigte, und seine Aufmerksamkeit galt den Baufahrzeugen, die sich die gewaltige Rampe zum Athleteneingang hinaufschoben, und nicht dem Dieb, der ihn ins Visier genommen hatte.
    Das Gebäude war fast fertiggestellt und erinnerte meiner Meinung nach stark an einen gigantischen Suppenteller mit Drahtgeflecht in der Mitte, platziert auf einem grünen Tischtuch. Alles, was jetzt noch auf dem Gelände zu tun blieb, waren die Abschlussbepflanzung und ein allerletztes Handanlegen hier und dort, bevor die Welt zu den Spielen anreisen würde. Mitglieder der Community arbeiteten auf der Baustelle und sie hatten mir gezeigt, wo man am besten an den strengen Sicherheitskontrollen vorbeigelangte. Ich war schon öfter hier gewesen, weil Touristen wie diese Studenten leichte Beute waren. Ich hatte jede Menge Zeit, mein Opfer auszuspähen, und es waren nur wenige Leute da, die mir in die Querekommen konnten. Wenn ich einen guten Fang machte, könnte ich den Rest des Tages faulenzen oder mich an meinen Lieblingsplatz in der Bibliothek verkrümeln und bräuchte keine Angst zu haben, was wohl passieren würde, wenn ich mit leeren Händen nach Hause käme.
    Hinter einen Schaufellader geduckt, beobachtete ich meine Zielperson. Das da musste der Typ sein, den ich mir schnappen sollte; alle anderen waren zu klein und er passte auch zu dem Foto, das mir gezeigt worden war. Mit seinen rabenschwarzen Haaren, dem gebräunten Teint und seiner selbstbewussten Körperhaltung sah er nicht aus wie jemand, dem der Verlust des Handys oder der Brieftasche groß zu schaffen machen würde. Vermutlich war er versichert oder hatte Eltern, die einspringen und den Verlust sofort ersetzen würden. Dieser Gedanke tröstete mich, denn ich klaute keineswegs freiwillig; es war einfach eine Überlebensstrategie. Sein Gesicht war nur zur Hälfte sichtbar, aber er machte irgendwie einen abwesenden Eindruck; er trat von einem Fuß auf den anderen und blickte nicht in dieselbe Richtung wie der Rest der Studenten, die alle aufmerksam den Ausführungen der Fremdenführerin folgten. Das waren doch schon mal gute Voraussetzungen, denn Träumer gaben erstklassige Opfer ab, da sie zu langsam reagierten, um einen auf frischer Tat zu ertappen. Er trug knielange Kaki-Shorts und ein T-Shirt mit dem Aufdruck ›Wrickenridge Wildwasser-Rafting‹. Er sah aus, als würde er viel Sport treiben, darum durfte mir kein Fehler unterlaufen. Sollte er mir hinterherjagen, würde ich ihm vermutlich nicht entwischen können.
    Ich band die Schnürsenkel meiner abgeranzten Keds zu und hoffte, dass sie nicht ausgerechnet jetzt rissen. Also, wo waren seine Wertsachen? Ich veränderte leicht meine Position und sah, dass er einen Rucksack über der Schulter hängen hatte. Da mussten sie drin sein.
    Ich kam vorsichtig aus meinem Versteck heraus und hoffte, dass ich mich in meinen lässigen Jeans-Shorts und dem Tanktop unbemerkt unter die Gruppe mischen könnte. Es waren meine besten und neuesten Klamotten, die ich erst vor einer Woche bei Top Shop geklaut hatte. Ein Nachteil meiner Fähigkeit ist, dass ich ganz nah an mein Ziel heranmuss, um einen erfolgreichen Coup zu landen. Das ist immer der riskanteste Teil der Aktion. Aber ich war gut vorbereitet und hatte einen Baumwollbeutel mitgebracht, den ich in einer Boutique in Covent Garden eingesteckt hatte. Er gehörte zu der Sorte, die Touristen gern als Andenken kaufen, mit einem ›London Calling‹-Aufdruck in affiger Pseudo-Graffiti-Schrift. Ich war recht zuversichtlich, dass ich als gut betuchte Touristin durchgehen würde, solange man meine Schuhe für ein bewusstes Fashion-Statement hielt, allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich es hinkriegte, intelligent genug auszusehen, um zu ihrer Gruppe gezählt zu werden. Meinen Informationen nach waren sie alle Teilnehmer einer Konferenz über Umweltforschung oder irgend so ’nen Schlaubergerquatsch, die an der London University stattfand. Ich hatte nie groß eine Schule besucht; meine Bildung bestand aus dem gelegentlichen Unterricht, den mir andere aus der Community erteilten, und dem, was ich mir selbst in der Bibliothek angelesen hatte. Ich würdealso nicht wie eine Studentin der Naturwissenschaften daherquatschen können, sollte mir irgendjemand Fragen stellen.
    Ich zog mir das Gummiband aus den Haaren und kämmte mir mit den Fingern ein paar lange dunkle

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