Cugel der Schlaue
schlenderte auf den Karren zu. Die Bauern beobachteten ihn mit solcher Unfreundlichkeit von der Seite, daß Cugels herzliche Miene erstarrte.
Er räusperte sich und fragte: »Nun, mit eurem Rad scheint etwas nicht zu stimmen?«
Der älteste der Brüder antwortete säuerlich. »Nichts ›scheint‹ mit dem Rad nicht zu stimmen. Haltet Ihr uns für Dummköpfe? Es besteht kein Zweifel, daß etwas tatsächlich nicht damit stimmt. Der Haltering ging verloren, und das Zapflager fiel heraus. Es handelt sich um eine ernste Sache, also zieht Eures Weges und stört uns nicht beim Nachdenken.«
In strengem Tadel hob Cugel einen Finger. »Man soll nie so überheblich sein! Vielleicht kann ich euch helfen.«
»Pah! Was wißt Ihr schon von solchen Dingen?«
Der zweite Bruder fragte: »Woher habt Ihr diesen komischen Hut?«
Der jüngste der drei bemühte sich um schwerfälligen Humor. »Wenn Ihr die Ladung mit der Achse hochhalten könnt, während wir das Rad rollen, dann wärt Ihr eine Hilfe. Ansonsten, hebt Euch hinweg!«
»Ihr mögt es als Witz gemeint haben, aber vielleicht kann ich wirklich etwas in dieser Hinsicht tun«, entgegnete Cugel. Er schätzte den Karren ab, der weit weniger wog als eine von Nisbets Säulen. Seine Stiefel waren mit Ossipwachs eingeschmiert, und alles war in Ordnung. Er kam näher heran und versetzte dem Rad einen Tritt. »Ihr werdet nunmehr feststellen, daß sowohl Rad als auch Wagen schwerelos sind. Hebt und überzeugt euch selbst.«
Der jüngste Bruder faßte das Rad und hob, strengte sich dabei jedoch so stark an, daß das gewichtlose Rad seinem Griff entglitt und sich in die Lüfte hob, wo der Wind es packte und ostwärts mit sich nahm. Der Wagen, mit einem Holzblock unter der Achse, hatte von der Magie nichts abbekommen und blieb, wie er gewesen war.
Über den Himmel rollte das Rad. Aus dem Nirgendwo, so zumindest sah es aus, stieß ein Pelgran herab, ergriff das Rad und trug es davon.
Cugel und die drei Bauern sahen Pelgran und Rad nach, bis beide über den Bergen verschwanden.
»Nun denn!« brummte der älteste Bruder. »Was jetzt?«
Cugel schüttelte verlegen den Kopf. »Ich zaudere, weitere Vorschläge zu machen.«
»Ein neues Rad kostet zehn Terces«, erklärte der älteste. »Händigt mir diese Summe sofort aus. Da ich nie drohe, werde ich nicht erwähnen, was passiert, wenn Ihr sie mir nicht gebt!«
Cugel richtete sich zu voller Größe auf. »Ich lasse mich von großmäuligen Worten nicht einschüchtern.«
»Aber mit Knüppeln und Mistgabeln?«
Cugel machte einen Schritt rückwärts und legte die Hand um den Schwertgriff. »Wenn auf dieser Straße Blut fließt, dann eures, nicht meines.«
Nunmehr wichen die Bauern zurück und überlegten. Mit milderer Stimme sagte Cugel: »Ein Wagenrad wie eures, beschädigt, gebrochen und fast bis auf die Speichen durchgefahren, könnte vielleicht gerade noch zwei Terces wert sein. Mehr zu verlangen ist lächerlich!«
Der älteste Bruder sagte hochtrabend: »Wir werden uns großzügig entgegenkommen! Ich sprach von zehn Terces, Ihr von zwei. Zehn weniger zwei ist acht. Ihr zahlt uns also acht Terces, dann sind es alle zufrieden.«
Cugel zögerte weiterhin. »Etwas ist nicht, wie es sein soll. Acht Terces sind immer noch viel zu viel! Vergeßt nicht, ich handelte aus reiner Nächstenliebe! Muß ich für eine gute Tat auch noch bezahlen?«
»Betrachtet Ihr es als gute Tat, unser Rad durch die Luft davonwirbeln zu lassen? Wenn das Eure Art von Nächstenliebe ist, so verschont uns von weiterer.«
»Gehen wir die Sache aus einer neuen Richtung an«, schlug Cugel vor. »Ich brauche Unterkunft für die Nacht. Wie weit ist Euer Hof entfernt?«
»Vier Meilen, aber wir werden heute nacht nicht in unseren Betten schlafen. Wir müssen bleiben, unser Eigentum zu bewachen!«
»Es gibt noch eine Möglichkeit«, erklärte Cugel. »Ich kann den ganzen Wagen schwerelos ...«
»Was?« schrie der erste Bruder. »Damit wir ihn genau wie das Rad verlieren?«
»Wir sind nicht die Dummköpfe, für die Ihr uns haltet!« rief der zweite.
»Gebt uns unser Geld und zieht Eures Weges!« forderte der Jüngste. »Wenn Ihr Unterkunft braucht, dann fragt in Faucelmes Haus danach. Das ist nur eine Meile von hier.«
»Eine gute Idee!« freute sich der älteste Bruder und grinste breit. »Wieso habe ich nicht daran gedacht? Doch zuerst unsere zehn Terces!«
»Zehn Terces? Eure Witze sind schwach. Ehe ich mich auch bloß von einem Kupferstück trenne, muß ich
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