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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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möglicherweise vom Vordereingang abwehren, doch dann werden sie durch den Hintereingang hereinstürzen. Ich schlage den Rückzug vor. Der Wagen ist beladen.«
    Widerstrebend ging Nisbet zum Wagen. Er begutachtete Cugels Vorbereitung. »Wo sind meine Terces? Ihr ladet Stiefelwichse auf, doch kein Geld! Ist das vernünftig?«
    »Die Stiefelwichse hebt die Schwerkraft auf, nicht Euer Amulett! Und die Urne war zu schwer!«
    Trotzdem rannte Nisbet ins Haus und taumelte mit der Urne heraus, aus der er einen guten Teil verschüttete.
    Die Frauen waren bereits nahe. Als sie den Wagen bemerkten, stießen sie ein grimmiges Gebrüll hervor. »Stehenbleiben, ihr Schurken!« schrie Dame Sequorce. Weder Cugel noch Nisbet achteten auf ihren Befehl.
    Nisbet schaffte die Urne auf den Wagen, aber als er selbst hochzuklettern versuchte, stürzte er, und Cugel mußte ihn hochheben. Cugel versetzte dem Wagen einen Tritt und schob auch noch schnell an, doch zu heftig. Der Wagen stieg auf, Cugel tat sein Bestes, sich hochzuziehen, verlor jedoch den Halt und fiel auf den Rücken.
    Für einen zweiten Versuch war es zu spät. Die Frauen waren schon dicht heran. Cugel hielt Schwert und Beutel so, daß sie ihn nicht beim Laufen behinderten, und nahm die Beine in die Hand – mit der schnellsten der Frauen dicht auf den Fersen.
    Nach einer halben Meile gab die Frau die Verfolgung auf. Cugel blieb kurz stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Schon jetzt stieg Rauch aus Nisbets Behausung auf, als die Frauen sich durch sinnlose Verwüstung an Nisbet rächten. Die Männer richteten sich auf ihren Säulen auf, um alles besser sehen zu können. Hoch am Himmel trieb der Wagen mit dem Wind ostwärts, und Nisbet spähte über seine Seite. Cugel seufzte schwer. Er schlang sich den Beutel über die Schulter und stapfte südwärts, wo Port Perdusz liegen mußte.

Faucelme
     
     
    Cugel richtete sich nach der aufgedunsenen roten Sonne und wanderte südwärts durch dürres Ödland. Kleine Felsblöcke warfen schwarze Schatten. Hin und wieder streckte ein Busch mit Blättern, die wie fleischige rosige Ohrläppchen aussahen, seine dornigen Zweige nach Cugel aus, wenn er zu nahe daran vorbeikam.
    Der Horizont ringsum lag hinter einem Schleier von verwässertem Karminrot verborgen. Nichts deutete auch nur auf Spuren von menschlichen Behausungen hin, und keinerlei Lebewesen irgendwelcher Art waren zu sehen, außer ein einziges Mal fern im Süden ein Pelgran mit beeindruckender Flügelspannweite, der lässig von Westen nach Osten flog. Bei diesem Anblick hatte Cugel sich hastig flach auf den Boden geworfen und völlig ruhig verhalten, bis die Kreatur im östlichen Dunst verschwunden war. Danach bürstete er sich den Staub von der Kleidung und stapfte weiter.
    Der bleiche Boden warf die Hitze zurück. Cugel blieb stehen und fächelte sich mit dem Hut Kühlung zu. Dabei streifte sein Handgelenk ganz leicht »Sprühlicht«, die Himmelsbruchschuppe, die er jetzt als Hutzier benutzte. Die Berührung verursachte sofort einen brennenden Schmerz und ein Gefühl des Saugens, als wäre »Sprühlicht« darauf versessen, Cugels ganzen Arm einzusaugen und vielleicht noch mehr. Erschrocken starrte Cugel auf die Schuppe. »Sprühlicht« war wahrhaftig etwas, das man nicht leichtnehmen durfte.
    Vorsichtig setzte er den Hut wieder auf und beeilte sich weiterzukommen, in der Hoffnung, noch vor Einbruch der Nacht einen Unterschlupf zu finden. So hastig waren seine Schritte, daß er fast über den Rand eines etwa hundertfünfzig Fuß breiten Schlundlochs gestürzt wäre. Im letzten Augenblick konnte er noch stehenbleiben, mit einem Bein über dem Abgrund, in dem tief unten schwarzes Wasser schimmerte. Ein paar atemlose Sekunden kämpfte Cugel um sein Gleichgewicht, dann taumelte er rückwärts in Sicherheit.
    Nachdem er sich von seinem Schrecken erholt und wieder zu Atem gekommen war, ging er mit größerer Vorsicht weiter. Dieses Schlundloch war hier nicht das einzige, wie er bald feststellte. Während der nächsten paar Meilen stieß er auf weitere, größere und kleinere, und wenige machten rechtzeitig auf sich aufmerksam: Da war immer bloß der plötzliche Rand und tief unten schwarzes Wasser.
    Bei größeren dieser Löcher hingen dunkle Trauerweiden über den Rand und verbargen fast die Reihen seltsamer Behausungen. Diese waren schmal und hoch, wie übereinander gestapelte Kisten. Ein Auge für Genauigkeit schienen ihre Erbauer nicht gehabt zu haben, Teile ruhten sogar auf den

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