Cupido #1
er zwang sich, durch den Mund zu atmen. Etwas krabbelte an seinem Ohr vorbei. Er versuchte, sich das Ungeziefer nicht vorzustellen, das vermutlich gerade über seinen Körper kletterte, die Ärmel hinauf, in die Stiefel hinein. Nervös spielte er mit der scharf gezahnten Klinge, die er zwischen den behandschuhten Fingern hielt.
Der Innenhof war menschenleer. Alles war ruhig, bis auf den Wind, der durch die Äste der gewaltigen Eichen rauschte, und das beständige Rattern der Klimaanlagen, die über ihm gefährlich weit aus der Hauswand hervorragten. Gebüsch überwucherte praktisch die ganze Seite des Gebäudes, sodass er selbst aus den Apartments direkt über seinem Kopf nicht gesehen werden konnte. Der Teppich aus Unkraut und vermodernden Blättern knisterte leise, als er sich aufrichtete und sich durch das Gestrüpp langsam in Richtung ihres Fensters vorarbeitete.
Sie hatte die Jalousien nicht geschlossen. Das Licht der Straßenlaterne sickerte durch die Hecken und fiel in messerscharfen Streifen in ihr Schlafzimmer. Drinnen war alles still und dunkel. Ihr Bett war ungemacht, die Schranktür stand weit offen. Schuhe – Pumps, Sandalen, Turnschuhe – lagen in einem Haufen vor dem Schrank. Auf einer Kommode neben dem Fernseher saß eine Sammlung Teddybären: Dutzende von schwarzen Glasaugen starrten ihn durch das Dämmerlicht an. Der rote Schein des Weckers zeigte 00:33.
Er wusste genau, wo er hinsehen musste. Er richtete den Blick auf die Kommode und leckte sich die trockenen Lippen. Aus der offenen Schublade quollen farbige BHs und passende Spitzenslips.
Wie automatisch legte er sich die Hand an die Jeans und spürte, wie sein Schwanz hart wurde. Schnell glitt sein Blick zum Schaukelstuhl hinüber, an dem ihr weißes Spitzennachthemd hing. Er schloss die Augen und rieb sich schneller; im Geist tauchte mit allen Einzelheiten die Szene vor ihm auf, die er letzte Nacht beobachtet hatte: Ihre großen, festen Titten hüpften unter dem durchsichtigen weißen Stoff auf und nieder, während sie auf ihrem Freund saß und ihn fickte. Den Kopf in Ekstase zurückgeworfen, die vollen, geschwungenen Lippen vor Lust weit geöffnet; sie war ein böses Mädchen, hatte die Jalousien offen gelassen. Böses, böses Mädchen. Seine Hand bewegte sich noch schneller. Jetzt stellte er sich vor, wie sie aussah, wenn sie nichts als halterlose Nylonstrümpfe trug und die hochhackigen Schuhe aus ihrem Schrank. Und wie er sie an den schwarzen Stöckeln packte, ihr die Beine hoch, hoch, hochriss und weit auseinander spreizte, während sie schrie. Zuerst vor Angst, doch dann vor Lust. Ihre blonde Mähne breitete sich um ihren Kopf aus wie ein Fächer, die Hände waren ans Kopfende des Betts gefesselt. Die spitzenbesetzte Mitte des hübschen rosa Slips und ihr dichter blonder Busch lagen genau vor seinem Mund. Mmmmh! Im Innern stöhnte er auf, und sein Atem zischte, als er durch das winzige Luftloch in dem verzerrten Grinsen der Maske entwich. Er bremste sich, bevor er kam, und öffnete die Augen. Die Schlafzimmertür war angelehnt und der Rest des Apartments dunkel und leer. Er kroch zurück in das Immergrün. Schweiß lief ihm über das Gesicht, der Latex saugte sich an seiner Haut fest. Wieder rollte ein Donner. Er fühlte, wie sein Schwanz in der Hose zusammenschrumpfte.
Sie hätte seit Stunden zu Hause sein sollen. Mittwochabends kam sie nie nach 22:45 Uhr. Und heute, ausgerechnet heute war sie zu spät! Er kaute auf der Unterlippe, bis die Wunde, die er sich vor einer Stunde aufgebissen hatte, wieder blutete; er konnte es salzig im Mund schmecken und musste gegen den fast unwiderstehlichen Drang zu schreien ankämpfen.
Gottverdammte beschissene Schlampe! Was für eine Enttäuschung! Wie aufgeregt er gewesen war, richtig ekstatisch, hatte die Minuten gezählt. Er hatte sich vorgestellt, wie sie um 22:45 Uhr in ihrer engen Gymnastikhose direkt an ihm vorbeigehen würde, nur ein paar Schritte entfernt. Über ihm würden die Lichter angehen, und er würde sich langsam vor ihrem Fenster aufrichten. Wieder hätte sie die Jalousien offen gelassen, absichtlich, und er würde ihr zusehen. Zusehen, wie sie sich das verschwitzte T–Shirt über den Kopf zog, die engen Shorts über die nackten Schenkel gleiten ließ. Zusehen, wie sie sich fürs Bett fertig machte. Für ihn fertig machte!
Aufgeregt wie ein Schuljunge vor dem ersten Date hatte er im Gestrüpp vor Freude in sich hineingekichert. Wie weit gehen wir heute Abend, meine Süße?
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