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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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dem Repetitorium hektisch umgezogen und den Pendlerzug in die Innenstadt genommen. Es war ihr sogar fast gelungen, die mahnende kleine Stimme ihres Gewissens zu ignorieren, die immer lauter geworden war.
    Und nach alledem war sie nicht einmal sonderlich überrascht gewesen, als ein freundlicher alter Platzanweiser ihr zehn Minuten nach dem letzten Klingeln die Nachricht überbracht hatte, dass Michael in einem dringenden Meeting festsaß und sich verspäten würde. Gleich in diesem Moment hätte sie gehen sollen, aber ... sie tat es nicht. Jetzt starrte sie aus dem Fenster, als der BMW durch den Tunnel unter dem East River glitt und draußen verschwommen gelb die Lichter vorüberflogen.
    Zum letzten Akt war Michael mit einer Rose in der Hand erschienen und hatte die altbekannten Entschuldigungen heruntergeleiert, ehe Chloe ihm eine knallen konnte. Eine Milliarde Erklärungen später hatte er es dann irgendwie geschafft, sie zu überreden, doch noch Essen zu gehen. Während sie auf dem Weg quer durch die Stadt zu Carmine's waren, hatte Chloe sich gefragt, wann genau ihr eigentlich das Rückgrat abhanden gekommen war. Wie sie ihre irisch–katholische Erziehung hasste. Das hier grenzte ja schon an Selbstverachtung!
    Wenn der Abend da geendet hätte, wäre alles noch im grünen Bereich gewesen. Doch über einem Kalbsschnitzel mit Marsalasauce und einer Flasche Cristal hatte Michael dann den Vogel abgeschossen. Chloe hatte gerade angefangen, sich ein wenig zu entspannen und den Sekt und die Atmosphäre zu genießen, da hatte Michael ein Schächtelchen hervorgezogen, dem sie auf einen Blick angesehen hatte, dass es zu groß war.
    «Alles Gute zum Jahrestag.» Er hatte sanft gelächelt, dieses perfekte Lächeln, seine sinnlichen braunen Augen hatten im Kerzenschein geflackert. Ein Geigentrio hatte angefangen, sie einzukreisen – wie Haie auf der Jagd. «Ich liebe dich, Baby.»
    Aber du willst mich offensichtlich nicht heiraten, hatte sie gedacht, als sie das in Silberfolie eingewickelte Kästchen mit der übergroßen weißen Schleife gemustert und sich gescheut hatte, es zu öffnen. Sich gescheut hatte, entdecken zu müssen, was nicht darin war.
    «Mach schon, pack es aus.» Er hatte Sekt nachgeschenkt, und sein Lächeln war noch selbstgefälliger geworden. Er hatte wohl gedacht, ein bisschen Alkohol und irgendein Klunker könnten wieder geradebiegen, was er durch seine Verspätung verbockt hatte. Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr er sich da schon verirrt hatte – er brauchte einen Kompass, um zurückzufinden. Oder täuschte sie sich doch? Wollte er sie mit der großen Schachtel nur aufziehen?
    Aber nein. In der Schachtel hatte eine zarte Goldkette gelegen, mit einem Anhänger aus zwei ineinander verschlungenen Herzen, die durch einen strahlenden Diamanten verbunden waren. Das Schmuckstück war schön, aber es war nicht rund, und es passte auch nicht auf ihren Finger; und vor lauter Wut auf sich selbst und ihre Erwartungen waren Chloe heiße Tränen in die Augen geschossen.
    Noch bevor sie ein Wort herausgebracht hatte, war er aufgestanden, um sie herumgegangen, hatte ihr blondes Haar hochgehoben und ihr die Kette umgelegt. Dann hatte er sie auf den Hals geküsst. Anscheinend hielt er ihre Tränen für Freudentränen. Oder sie waren ihm gar nicht aufgefallen. Er hatte ihr ins Ohr geflüstert: «Du siehst hinreißend damit aus.»
    Michael hatte sich wieder hingesetzt und Tiramisu bestellt, das fünf Minuten später gekommen war, mit einer brennenden Kerze und drei singenden Italienern. Nach kurzer Zeit hatten auch die Geiger von der Party Wind bekommen, sich dazugesellt, und dann hatten alle aus vollem Hals «Tanti Auguri» geschmettert. Aber Chloe hatte nur gedacht: Wäre ich bloß zu Hause geblieben.
    Jetzt waren sie auf dem Long Island Expressway in Richtung Queens, und noch immer schien Michael ihr Schweigen nicht zu registrieren. Draußen fing es zu nieseln an, und am Himmel zuckten Blitze. Im Rückspiegel sah Chloe, wie nach Lefrak City und Rego Park die Skyline von Manhattan immer kleiner wurde, bis sie fast ganz aus dem Blickfeld verschwand. Nach zwei Jahren musste Michael doch wissen, was sie wollte – auf jeden Fall keine Halskette. Zum Teufel mit ihm. Sie hatte genug Stress mit dem Anwaltsexamen; diese emotionale Krise kam ihr ungefähr so gelegen wie ein Loch im Kopf.
    Kurz vor ihrer Ausfahrt auf dem Clearview Expressway hatte Chloe fürs Erste beschlossen, das Thema ihrer gemeinsamen Zukunft – oder der

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