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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Zungenkuss? Petting? Oder das ganze Programm? Doch die Minuten waren verstrichen, und zwei Stunden später hockte er immer noch wie ein Penner hier in diesem Gebüsch mit all dem unsäglichen Ungeziefer, das ihm in sämtliche Ritzen kroch und wahrscheinlich in seinen Ohren Eier legte. Die Vorfreude, die ihn angetrieben, seine Fantasien gefüttert hatte, war verflogen. Und langsam hatte sich die Enttäuschung in Wut gewandelt, eine Wut, die mit jeder verstreichenden Minute eisiger wurde. Seine Kiefer mahlten, und sein Atem zischte. Nein, Sir: Er war nicht mehr aufgeregt. Er war nicht ekstatisch. Er war überaus verärgert!
     
    Er kaute auf seiner Lippe herum. In der Dunkelheit schienen die Minuten wie Stunden. Blitze zuckten auf, der Donner rollte lauter, und er beschloss, dass es Zeit war zu gehen. Grimmig zog er die Maske ab, nahm die Tasche mit dem Spielzeug und schälte sich aus dem Gestrüpp. Dann eben beim nächsten Mal.
    In diesem Moment glitt ein Scheinwerferpaar über die dunkle Straße, und hastig sprang er von der asphaltierten Auffahrt zurück ins Gebüsch. Ein silberner BMW hielt in zweiter Reihe vor dem Apartmentkomplex, keine zehn Meter von seinem Versteck entfernt.
    Nach einer Ewigkeit öffnete sich die Beifahrertür, und zwei lange Beine, die schönen Füße in schwarzen, lackledernen Stöckelschuhen, schwangen heraus. Er wusste sofort, dass sie es war, und eine unendliche Ruhe durchströmte ihn.
    Wenn das nicht Schicksal ist ...
    Dann zog sich der Clown ins Immergrün zurück. Und wartete.

 
3.
     
     
    Der Times Square und die 42. Street leuchteten grell im Neonlicht, und selbst an einem gewöhnlichen Mittwochabend herrschte hier nach Mitternacht noch geschäftiges Treiben. Chloe kaute nervös an ihrem Daumennagel und sah aus dem Fenster, während sich der BMW in Richtung 34. Street und Midtown–Tunnel durch die Straßen von Manhattan schlängelte.
    Eigentlich hätte sie heute Abend gar nicht ausgehen dürfen. Die lästige kleine Stimme in ihrem Kopf hatte es ihr den ganzen Tag vorgebetet, aber sie hatte nicht auf sie gehört. Obwohl es nur noch vier Wochen bis zum New York State Bar Exam waren, hatte sie für dieses Rendezvous die AG geschwänzt.
    Wenn es sich wenigstens gelohnt hätte! Aber der Abend war alles andere als romantisch geworden – mit dem Erfolg, dass Chloe jetzt nicht nur unglücklich, sondern auch noch panisch war, denn sie litt unter fürchterlicher Prüfungsangst. Michael schwafelte endlos über seinen Tag in der Business–Hölle, und weder ihr Kummer noch ihre Panik schienen ihm aufzufallen, geschweige denn ihr Desinteresse. Oder falls doch, kümmerte es ihn vielleicht nicht.
    Michael Decker war Chloes Freund. Möglicherweise ihr zukünftiger Exfreund. Als vielversprechender Anwalt bemühte er sich um die Partnerschaft bei der renommierten Wall–Street–Kanzlei White, Hughey & Lombard. Chloe hatte Michael im Sommer vor zwei Jahren kennen gelernt, als sie als Praktikantin für ihn arbeitete. Sie hatte schnell begriffen, dass Michael ein Nein nicht als Antwort gelten ließ, wenn er ein Ja hören wollte. Am ersten Tag hatte er sie noch angeschrien, sie solle sich die Präzedenzfälle besser durchlesen; am zweiten hatte er sie dann leidenschaftlich im Kopierraum geküsst. Er sah gut aus, war intelligent und hatte so eine romantische Aura, die Chloe unerklärlich, aber auch unwiderstehlich fand. Also hatte sie sich ein neues Praktikum gesucht, sie hatten eine Beziehung angefangen, und heute Abend jährte sich ihr erstes Date zum zweiten Mal.
    Seit zwei Wochen hatte Chloe Michael gebeten, ja geradezu angefleht, ob sie die Feier dieses Jahrestags verschieben und nach ihrem Examen begehen könnten. Trotzdem hatte er am Nachmittag angerufen und sie mit Theaterkarten für die heutige Vorstellung von Das Phantom der Oper überrascht. Michael kannte die Schwächen seiner Mitmenschen, und wenn nicht, dann fand er sie heraus. Als Chloe nein gesagt hatte, nutzte er einfach ihren tief im Unterbewusstsein verwurzelten irisch–katholischen Schuldkomplex aus. Wir sehen uns kaum noch, Chloe. Du lernst viel zu viel. Wir brauchen das, dass wir ab und zu Zeit miteinander verbringen. Es ist wichtig, Baby. Du bist mir wichtig. Und so weiter und so fort. Dann hatte er noch erwähnt, dass er die Theaterkarten einem von ihm abhängigen Klienten praktisch gestohlen hatte. Schließlich war sie weich geworden und hatte eingewilligt, sich mit ihm zu treffen. Sie hatte die AG abgesagt, hatte sich nach

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