CUT
sollten wir ihm vorher noch
die anderen Filme abnehmen“, schlage ich gespielt niederträchtig vor.
„Der hat schon eine einstweilige
Verfügung am Laufen... wenn irgendein Bild aus meinen Produktionen in einer
seiner Käseblätter auftaucht, ist er dran!“, erklärt Steven mir.
„Schade... ich hab schon lange keine
Fotografen mehr verprügelt... wie damals in New York, weißt Du noch?“, stichele
ich und möchte mich am liebsten ausschütten vor Lachen - scheint es.
„Dann sag doch, dass Du ihm auf die
Fresse hauen willst... bitte“, lädt Steven mich mit einer großzügigen Geste in
Richtung Steinmayr ein.
„Ihr könnt doch nicht... Ihr werdet doch
nicht“, stammelt der und macht ein paar Schritte rückwärts.
„Der letzte Deiner Sorte hat vier Stunden
gebraucht, um seine Zähne komplett aufzusammeln, und vier Monate, bis sie wieder
da waren, wo sie hingehören“, kündige ich mit bösem Blick an, während ich
langsam in seine Richtung gehe. Steinmayr weicht ebenso langsam zurück, ohne
nach hinten zu sehen, rutscht schließlich aus und klatscht in voller Montur in
den Pool.
„Arme Kamera“ konstatiere ich trocken.
„Du hast zwei Minuten, Deinen Arsch aus
dem Wasser und vom Grundstück zu schwingen... ansonsten ist Polen offen“,
stelle ich fest, während ich den Film aus meiner Hand Steven zustecke.
„Was bist denn Du für ein fieser Typ?“, fragt
Steinmayr mich entrüstet.
„So eine geile Drecksau, und dann so
krass drauf? Wo kommst denn Du her?“ Steven schaut demonstrativ auf seine
Armbanduhr.
„Anderthalb Minuten“, stellt er beiläufig
fest.
„Hey, Rumble... ich wäre mal nicht so
anmaßend, sonst veröffentliche ich vielleicht mal die Bilder von Deiner
Stricherkarriere“, droht Steinmayr, während er aus dem Wasser krabbelt. Er
sieht aus wie ein großer Käfer.
„Eine Minute“, kündigt Steven an.
„Da gibt’s geile Fotos... Rumble als
Drogenstricher am Frankfurter Hauptbahnhof, wie er sich von Herbert Brunner
ficken lässt“, droht Steinmayr weiter.
„Alles in meinem Archiv.“
„Dreißig Sekunden“, konstatiert Steven
gelassen.
„Ich geh ja schon, Du Sohn einer
schottischen Filzlaus“, schimpft Steinmayr und geht durch eine Gittertür am
Ende des Grundstücks, die er krachend hinter sich zuwirft.
„Schwäbischer Blutegel“, brummt Steven
wütend. Soll ich ihn in den Arm nehmen? Das mit dem Drogenstricher wusste ich
noch nicht, vorausgesetzt, es stimmt... Aber es stört mich nicht... Ich
überlege wirklich, ob es eine tolle Geste wäre, jetzt, hier, vor allen Leuten?
Ich schaue meinen Mann fragend an.
„Nicht hier, nicht jetzt“, raunt Steven
mir zu.
„Aber trotzdem danke.“
„Hey, ich liebe Dich“, flüstere ich
zurück.
„Das gehört zu den Basics.“
Als wir durch die Terrassentür ins
Wohnzimmer der Villa zurückkehren, fliegt plötzlich die Sicherung heraus und im
ganzen Haus ist es dunkel. Nanu?
„Hast Du eine Ahnung, wo der Sicherungskasten ist?“, frage ich Steven.
„Es ist ein ziemlich altes Haus... ich
denke mal im Keller“, antwortet er mir. Wir gehen nach unten und suchen den
Kasten. Wir finden ihn sogar relativ schnell, weil der Bauernschrank, der davor
steht, zur Seite gerückt ist. Auf einem Regal nebendran liegt eine alte
Drehsicherung, die ziemlich abgenutzt aussieht. Als ich den Kasten öffne, ist
mir klar, warum das so ist. Eine Sicherung fehlt, und zwar genau die, die auf
dem Regal liegt.
„Toller Scherz, Jungs“, rufe ich nach
oben, während ich die Sicherung wieder hineindrehe. In dem Moment, wo die
Sicherung fasst, fliegt sie mir allerdings sofort um die Ohren, beziehungsweise
zumindest wieder raus. Schon wieder ist es dunkel. Nee, oder? Ich versuche es
ein zweites Mal, mit dem gleichen Ergebnis.
„Verdammter Mist“, fluche ich laut.
„Was ist denn los?“, fragt Steven von
oben.
„Irgendso ein Depp hat die Sicherung
herausgedreht und daneben gelegt. Immer, wenn ich eine neue reinschrauben will,
fliegt sie mir um die Ohren“, beschwere ich mich.
„Steven?“ Violette, definitiv.
„Was?“, faucht dieser.
„Hier riecht es verbrannt“, keift sie.
„Hast Du den Herd ausgemacht?“
„Der war heute noch überhaupt nicht an“,
erwidert mein Mann.
Türenklappen, plötzlich höre ich Horsts
Stimme.
„Olaf, komm sofort hoch... Timo!!!“, ruft er laut. Ich bin elektrisiert, und
das ganz ohne Sicherung, lasse alles fallen, was ich in der Hand habe, mal das
Handtuch ausgenommen und nehme
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