Da geht noch was: Mit 65 in die Kurve (German Edition)
Kniekehlen entspannen, stattdessen eilen meine Gedanken voraus, sind in der Magengegend, die meldet Leere. Ich soll meinen Nieren und meiner Leber danken, dass sie so gute Arbeit leisten, und ein herzlicher Dank wäre an dieser Stelle in der Tat angebracht, aber ich grübele darüber nach, was der Kühlschrank zu Hause noch hergibt. Ich komme nicht dazu, die Falten auf der Stirn loszulassen, weil in meinem Kopf bereits der neonfarbene Schriftzug »Pizza« aufleuchtet. Ich schwanke zwischen vegetarisch als Geschenk für meine Leber oder fetter Salami und Käse. Das Ende derMeditation kann ich kaum noch abwarten. Ich werde nicht die Geduld aufbringen, an einer Pizzabude meine Bestellung aufzugeben und noch mal fünfzehn Minuten zu warten, das steht schon fest. Während das Meeresrauschen vom Band mich in die totale Entspannung bringen soll, scanne ich gedanklich bereits, ob ich auf dem Heimweg an einer Tankstelle mit Tiefkühlpizza im Angebot vorbeikomme.
Ich schäme mich ob dieser Gier, zwinge mich, lockerzulassen, will zeigen, wie gut mir Tiefenentspannung tut. Keine Chance, ich bin die Erste, die aus der Meditationstür stürmt.
Aber ich bleibe guter Dinge, ich werde schon noch lernen, Geduld mit mir zu haben.
Auszeit, Meditation, Achtsamkeit, ich bin auf einer Modewelle unterwegs. Macht nichts, ich weiß, ich werde meine eigene Welle finden und reiten.
Noch immer treibt mich in unbedachten Augenblicken Unruhe an und um. Da soll noch was gehen, da muss noch was kommen. Wie viel Zeit bleibt mir noch? Wie lange werde ich noch all das umsetzen können, was ich jetzt durch Achtsamkeit neu begreife?
Beinahe augenblicklich höre ich bei solchen Überlegungen eine sachte innere Stimme:
Hier und jetzt ist alles in Ordnung, oder?
Danksagung
D anke, liebe Frau Wielpütz,
dass wir auch diesen Weg gemeinsam gegangen sind. Dass Sie mich bestärkt und mir Mut gemacht haben. Von den ersten Ideen bis zu den letzten Seiten. Auch wenn Ihnen das Ende nicht wirklich gefallen hat (beim nächsten Buch wird alles anders …)
Danke, liebe Kerstin,
für die Tonnen an Langmut, die Du bereithältst.
Für den sanften Druck, den Du zu machen verstehst.
Für Deine Genauigkeit, Dein gutes Gespür, die Freude an Deiner/meiner Arbeit.
Es ist Vergnügen und Gewinn zugleich, Dich als Lektorin an meiner Seite zu wissen.
Lieber Jochen,
in dieser Danksagung stehst Du an letzter Stelle. Im richtigen Leben aber immer an erster.
Auch wenn Du in den vielen Monaten, in denen das Buch entstanden ist, manchmal einen anderen Eindruck haben konntest.
Danke für Deine unerschöpfliche Geduld.
Du warst auch diesmal wieder mein treuester Fan und fairster Kritiker.
Das Buch
Was geht noch, wenn man 65 ist? Ebenso neugierig wie ängstlich sieht Christine Westermann einem neuen Lebensabschnitt entgegen. Offen, glaubwürdig und humorvoll schreibt sie über das Älterwerden. Ihr Buch ist kein Ratgeber, sondern ein Versuch, sich mit dem Alter anzufreunden.
Es kommt ja nicht wirklich überraschend, das Alter. Aber doch gibt es den Moment, in dem man erschrocken feststellt: Mensch, ich bin alt. Und jetzt? Kommt noch was? Geht noch was? Das kann nicht mehr viel sein, dachte Christine Westermann, als sie das Buch begann. Und ist überrascht, welche Wendungen, welche Entwicklungen sich unverhofft auftun. Welche Schalter sie noch umlegen kann. Jetzt, zwei Jahre später, schaut sie mit anderen Augen auf den vor ihr liegenden Weg: Die Reise ins Alter lässt sich nicht aufhalten, aber nun ist die Vorfreude auf das, was kommen kann, größer als die Angst vor dem, was passieren könnte. Warum das so ist, das erzählt sie in ihrem aufrichtigen und sehr persönlichen Buch, das vieles, nur kein Ratgeber sein will.
Die Autorin
Christine Westermann, am 2. Dezember 1948 in Erfurt geboren, ist bekannt als Radio- und Fernsehjournalistin. Nach langjährigen Stationen bei der »Drehscheibe« und der »Aktuellen Stunde« ist sie heute vor allem bekannt durch die Sendung »Zimmer frei!«, die sie seit 1996 zusammen mit Götz Alsmann moderiert. »Zimmer frei!« wurde 2000 mit dem Adolf- Grimme-Preis ausgezeichnet und genießt bis heute Kultstatus bei den Zuschauern. Christine Westermann ist eine Buchliebhaberin und -kennerin und stellt in mehreren Sendungen (»Bücher« WDR 5, »Frau TV« WDR-Fernsehen, »Buchtipp« WDR 2) Neuerscheinungen vor. 2010 erhält sie den 1. Deutschen Radiopreis in der Kategorie »Bestes Interview« für ihren WDR 2
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