Da gibt's nichts zu lachen! - Dark Lord ; 1
Rest des Hauses. Es war ein technisches Wunderwerk. Fließendes Wasser, Energie auf Knopfdruck, Wärme und Bequemlichkeit nach Belieben. Natürlich hätte er das alles auch mit einem simplen Zauberspruch oder einem Flaschengeist bewerkstelligt, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie hier keine Magie benutzten, war es ziemlich beeindruckend.
Zum Schluss zeigte sie ihm sein Zimmer. Seine Zelle, besser gesagt. Mrs Purjoy schien ganz nett zu sein, wenn er davon absah, dass sie nur eine Aufseherin war, die ihn hier gefangen halten sollte, damit er nicht über die Welt herfallen konnte. Auch ihr Name war bezeichnend – Purjoy bedeutete so viel wie »reine Freude«. Mit Sicherheit war sie eine Dienerin oder Anhängerin von Hasdruban dem Reinen. Daher auch die Ähnlichkeit ihrer Namen. Außerdem sah es ganz nach einem von Hasdrubans hinterhältigen Plänen aus. Die edlen Wächter der Reinheit, die sich hingebungsvoll ihrer Aufgabe widmen, den Dunklen Lord für alle Zeiten gefangen zu halten, oder so ähnlich, blablabla.
Die Farbe der Wände in seinem Zimmer bestätigte diesen Verdacht: strahlendes Weiß. Noch eine dieser heimtückischen Foltermethoden. Die Farbe der Vorhänge nannte Mrs Purjoy »Blasskoralle«, eine merkwürdige Beschreibung für ein so fades Nichts von einer Farbe. Nachdem sie ihn in seinem lächerlich winzigen Zimmer herumgeführt hatte (wie sehr sehnte er sich nach seiner Ruhmeshalle und dem herrlichen Totenschädel-Thron!), ließ sie ihn eine Weile allein, um »anzukommen«, wie sie es nannte. Sofort fing er an, mit dem Lichtschalter herumzuspielen, an – aus – an – aus. Nach einer Weile wurde ihm jedoch langweilig und er beschloss, sich seine neue Umgebung genauer anzusehen.
Erfreut stellte er fest, dass sein Umhang der Endlosen Nacht im Kleiderschrank hing, neben einigen anderen Sachen, meist typischer Menschlingplunder. Nur eins der Kleidungsstücke – ein sogenanntes »T-Shirt« – hatte immerhin eine ihm angemessene Farbe: Schwarz. Vielleicht würden sie ihm erlauben, seine Zelle bei Gelegenheit etwas umzugestalten. Er würde sie schwarz streichen und mit einer blutroten Schmuckleiste versehen. Hier und da ein paar Knochenskulpturen an den Wänden. Langsam wurde Dirk schläfrig, er sann über die Farbe Schwarz nach und warum er sie so liebte.
Er rannte … rannte um sein Leben. Um ihn herum war weit und breit nur Schnee, der sich unter einem wolkenkalten weißen Himmel in sämtliche Richtungen erstreckte. Etwas war hinter ihm her, drohte ihn einzuschließen, etwas Schreckliches, etwas Unermüdliches, Unerbittliches. Etwas, das erst aufgeben würde, wenn es sein dunkles Herz verschlungen hatte. Er hörte seine dumpfen, gleichmäßigen Schritte im Schnee. Verzweifelt drehte er sich um – doch in der blendenden Helligkeit dieser schmutzig weißen Ebene konnte er nur eine schemenhafte Gestalt erkennen, die wie ein Geschoss auf ihn zukam. Aus der konturlosen Form glühten ihm zwei gelbe Augen entgegen, als wollten sie ihn nie wieder loslassen. Das pelzige weiße Etwas setzte an zum Sprung, streckte seine Klauen nach ihm aus und die Augen der Bestie funkelten blutrünstig …
Dirk schreckte hoch, seine Lippen zitterten vor Angst. Den Schrei, der ihm schon im Hals steckte, konnte er gerade noch unterdrücken. Schließlich war er immer noch ein Dark Lord und musste an seinen Ruf denken. Er konnte doch nicht beim kleinsten bisschen …
Er hörte ein leises Knarren – seine Zimmertür wurde langsam zugezogen. Durch den Türspalt sah er gerade noch ein Paar blauer Augen umrahmt von einem blonden Haarschopf in den hell erleuchteten Flur verschwinden. Mit einem leisen Klicken wurde die Tür geschlossen und jemand schlich auf Zehenspitzen davon.
Es sah ganz danach aus, als wäre er gerade von einem Menschlingjungen ausspioniert worden. Wahrscheinlich der Sohn der Purjoys, der eifersüchtig auf den Neuankömmling war und wenig begeistert über seinen Konkurrenten. Man konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Seine Tage der Unabhängigkeit waren gezählt, denn der Große Dirk war gekommen und würde sie alle in die Knie zwingen! Bei diesem Gedanken ballte sich Dirks kleine Jungenhand aus alter Gewohnheit zu einer Siegesfaust.
Hatte er deshalb diesen Traum gehabt? Wahrscheinlich hatte er gespürt, wie der Junge ihn beobachtete, und im Geist Blau durch Gelb und Blond durch Weiß ersetzte. Hastig untersuchte Dirk den Raum und das Bett nach Spuren des Eindringlings: vergiftete Dornen in seinen
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