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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Prolog
    Nacht. Der schwache Geruch von Desinfektionsmitteln. Die Lautsprecheranlage des Krankenhauses, ein gedämpftes Flüstern in den schwach erleuchteten Gängen, Schwesternzimmer als stille Inseln. Da und dort Gestalten in der uniformen weißgestärkten Kleidung des Krankenhauspersonals, lautlose weiße Schuhe mit Kreppsohlen.
    Der Mann in Zimmer 203 im Westflügel lag im Sterben. Bauchspeicheldrüsenkrebs, der auf die Leber übergegriffen hatte. Weder Strahlentherapie noch medikamentöse Behandlung hatten das erbarmungslose Wachstum des Karzinoms aufhalten können. Der Patient hatte noch eine Woche zu leben.
    Bestenfalls.
    Und wusste es. An diesem Morgen war er auf ein Privatzimmer verlegt worden. Er war bis auf die Knochen abgemagert, sein Haar ganz schütter und stumpf. Die Haut war gelb, die Augen, tief in den Höhlen, blickten schläfrig, in hoffnungsloser Resignation. Den ganzen Nachmittag hatte er auf das verblassende Septembergrün der Bäume im Krankenhausgarten gestarrt und gewünscht, es wäre Oktober, damit er noch ein letztes Mal sehen könnte, wie das Laub rot und goldfarben wurde.
    Er erkannte den Arzt nicht, der eintrat. Ebenso wenig die Frau, offenbar auch eine Ärztin, dem weißen Kittel und dem Stethoskop nach zu schließen, das lässig in einer Seitentasche steckte. Er hatte keinen von beiden je gesehen.
    Der Arzt zog einen Stuhl nahe an das Bett. Er war verhältnismäßig jung und sah außerordentlich gut aus, ein hagerer männlicher Typ, mit tiefliegenden klugenAugen und einem ausdrucksstarken Gesicht. Er hatte eine ruhige Art und wirkte müde und überarbeitet. Die Frau, ebenfalls jung und offenbar genauso müde, hielt sich im Hintergrund, respektvoll und aufmerksam. Sie war schlank, feingliedrig und ziemlich hübsch mit bernsteinfarbenen Augen, das tizianrote Haar in einem losen Knoten zusammengefasst. Der schwache Duft ihres Parfums erreichte den Sterbenden. Einen Augenblick lang verweilten seine Augen auf der sanften Wölbung ihrer Brust unter dem weißen Kittel. Sie war das Leben und er war der Tod.
    Der Arzt stellte sich vor. „Ich bin Dr. Michael Burgess. Das ist Katherine Blair, meine Mitarbeiterin. Wir kommen vom Forschungslabor der Borg-Harrison-Stiftung in Bethesda. Dürfen wir einen Augenblick mit Ihnen sprechen?“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete Michael eine Mappe mit biografischen Informationen. Der Sterbende hatte einen Intelligenzquotienten von 138, einen Magistertitel in Soziologie und einen Doktortitel in Politikwissenschaft. Er war zwanzig Jahre verheiratet und würde eine Frau und zwei halbwüchsige Töchter zurücklassen. Er war genau das, was sie für ihre Forschungen brauchten.
    Michael tat so, als studiere er die Unterlagen, obwohl er sie bereits viele Male gelesen hatte. Der Sterbende sollte Gelegenheit haben, sich an ihn zu gewöhnen, obwohl der magische Name Borg-Harrison die Patienten im Allgemeinen beruhigte, die er als Freiwillige zu gewinnen suchte. Dann sagte er: „Ich weiß, dass Sie wissen, wie krank Sie sind, und deshalb will ich gleich zur Sache kommen. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen eine mehr als fünfzigprozentige Chance biete, noch wenigstens zwei oder drei Jahre zu leben?“
    Der Sterbende sah ihn mit leerem Blick an. Michael war daran gewöhnt, das taten sie alle. Er sagte: „Verstehen Sie mich? Wir sind ganz sicher, dass wir Sie am Leben erhalten können.“
    Die stumpfen Augen flackerten in plötzlichem Zorn auf. „Soll das ein Scherz sein?“
    Michael stand auf und blickte aus dem Fenster. Vereinzelte Straßenlampen bildeten Inseln matten Lichtes inmitten der in tiefem Dunkel liegenden Rasenflächen und Bäume, die das Krankenhaus umgaben. Er sagte: „Kaum. Sie wären nicht mehr mobil, könnten nicht mehr aufstehen und umhergehen, so wie jetzt. Aber Sie hätten keine unerträglichen Schmerzen mehr und könnten mit der Welt in Kontakt bleiben, sich mit Freunden unterhalten, lesen.“ Er lächelte und machte eine Handbewegung in Richtung des ausgeschalteten Fernsehers; er war sicher, dass der Kranke nie fernsah. „Am Leben anderer Menschen teilhaben. Wir arbeiten an einem Gehirnforschungsprogramm und würden Ihren Körper – und Ihren Krebs – durch ein neurologisches Blockierungsverfahren von Ihrem Gehirn isolieren und so die Bildung von Metastasen verhindern.“
    Es gab noch mehr zu sagen, aber für gewöhnlich bemühte sich Michael hier aufzuhören. Mit Laien musste man vorsichtig sein – man durfte nicht zu viel

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