Da gibt's nichts zu lachen! - Dark Lord ; 1
vieles falsch, dass Dirk gar nicht wusste, worüber er sich zuerst aufregen sollte. Mangelnder Respekt, keine angemessenen Ehrentitel in der Anrede, Frechheit, ihn als Jungen zu bezeichnen – und dann, um allem die Krone aufzusetzen, diese klebrige, gefühlsduselige Nettigkeit! »Schätzchen«, also wirklich! Er würde ihr schon zeigen, was für ein Schatz er sein konnte! Bei lebendigem Leibe würde er ihr das Herz rausreißen und es vor ihren sterbenden Augen genüsslich verspeisen!
Schon wollte er zur Reißenden Todeskralle ansetzen, als es ihm wieder einfiel … Er saß immer noch in dieser lächerlichen Welt gefangen, im Körper eines Menschlingjungen, all seine Kräfte waren ihm genommen worden. Verzweifelt sank er zurück in die Kissen. Und Schrecken aller schlimmsten Schrecken, er würde in die Schule gehen müssen. Schule! Eine Schule der Dunklen Künste wäre vielleicht noch ganz annehmbar gewesen, aber doch keine Schule für Menschling-Balge! Niemals!
»Neiiiiin!«, schrie er mit seiner tiefsten Donnerstimme – nur dass es sich in dieser Welt leider anhörte wie ein Ferkelquieken.
»Aber, aber«, sagte Mrs Purjoy. »So schlimm ist Schule nun auch wieder nicht. Du wirst viele neue Freunde finden und eine Menge aufregender Dinge lernen.«
Derek Smythe war blind. An jenem Tag überquerte er mit Buster, seinem Blindenhund, den Sparco-Parkplatz. Plötzlich begann der Hund, wie verrückt auf dem Boden zu schnüffeln. Derek wäre beinahe über ihn gestolpert! Buster knurrte. Das war ungewöhnlich – normalerweise war Buster einer der friedfertigsten Labrador-Hunde, die man je getroffen hat.
»Er schnüffelt an diesem schwarzen, schleimigen Ölfleck!«, hörte er eine Stimme neben sich sagen.
»An dem was?«, fragte Derek.
Da fing Buster auf einmal an, zu knurren und lauter zu bellen als jemals zuvor. Er rannte los und riss sein Herrchen mit sich. Kurz darauf hörte Derek wieder die Stimme …
»He Mann, Platz, he … Auuu! Mein Bein, mein Bein, der verdammte Hund hat mir ins Bein gebissen! Hilfe! Hilfe!!«
Teil 2: Die Eingewöhnung
Die Schule der Indoktrination
»Du wirst in Jahrgang acht einsteigen.«
»Ganz bestimmt nicht. Du wirst schon bald erleben, dass dieser Jahrgang in »Jahr eins« umbenannt werden wird. Offiziell wird man vom »Jahr unseres Dunklen Lords: eins« sprechen, dann: »zwei« und so weiter, denn die Eiserne Faust der Schwarzen Schatten wird bis in alle Ewigkeit über euch herrschen!«
Dirk war an der Schule abgesetzt und zu Mr Grausammer, dem Schuldirektor, gebracht worden, der alles Notwendige für seine Aufnahme veranlassen und mit ihm durchsprechen würde, was man von einem Schüler dieser Einrichtung erwartete. So oder so ähnlich hatte Mrs Purjoy, die Pflegemutter, es formuliert. Bislang hatte er eine langweilige Litanei über sich ergehen lassen müssen, über Formalitäten und Schulregeln und welche Strafen ihn erwarteten, falls er diese Regeln brechen sollte. Glücklicherweise schien das Ende in Sicht.
Mr Grausammer verdrehte nur kurz die Augen und seufzte, während er sich über seinen wild wuchernden Bart strich und dabei aussah wie die Karikatur eines Bösewichts.
»Jaja, natürlich – man hat mir von dir berichtet, aber ich werde diesen Unsinn nicht lange dulden, mein Junge! Das hier ist die Schule von Weißschilding und bei uns läuft einiges anders. Hingabe, Leistung, Eifer, Disziplin – das sind unsere Losungen und du wirst gut daran tun, dich daran zu halten, mein Sohn, oder es heißt Nachsitzen! Und keine Sorge – ich habe keinerlei Hemmungen, wirkungsvolle Strafmaßnahmen zu ergreifen, wenn es nötig ist, nicht wie diese politisch korrekten Gutmenschen vom Sozialdienst! Wie dem auch sei, in der ersten Stunde hast du Englisch. Das ist gleich da drüben, einmal über den Flur, Raum 2a. Hier hast du ein Übungsbuch, hauptsächlich für Hausaufgaben – sieh mal, auf dem Umschlag habe ich schon alles für dich ausgefüllt.«
»Englisch, Dirk Lloyd, Klasse 8, Klassenlehrerin: Mrs Killroy«, las Dirk.
»Also dann, vorwärts, schwirr ab«, sagte Mr Grausammer.
Dirk starrte ihn nur verwirrt an, unsicher, wie er reagieren sollte. Irgendwie erinnerte der Kerl ihn an jemanden, obwohl ihm beim besten Willen nicht einfiel, an wen. Dieses Gerede über Losungen, Disziplin, Bestrafung und so weiter klang ganz nach einer Art Diktator. Und was meinte er mit »politisch korrekt«? Außerdem hatte er ihm gerade befohlen »abzuschwirren«, eine vollkommen unakzeptable Art
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