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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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stechender Geruch strömt aus. Urks, das riecht ja widerlich! Wagner träufelt etwas von dem Zeug auf einen Tupfer. Dann bestreicht er die Stelle damit. Nochmal AUTSCH! Es brennt höllisch, und diesmal kann ich mich von Carolin losreißen und aufspringen. Empört knurre ich die beiden an.
    »Herkules!«, schimpft Carolin, »Dr. Wagner will dir doch nur helfen. Jetzt sei brav und leg dich wieder hin!«
    »Nicht nötig, Frau Neumann. Ich bin schon fertig. Die Zecke ist draußen, die Stelle habe ich desinfiziert. Meine Helferin gibt Ihnen noch den Kragen und das Antibiotikum mit. Das Medikament bekommt Herkules die nächsten sieben Tage ins Futter. Damit müsste eigentlich alles in Ordnung sein, und Ihr Herkules ist bald wieder auf dem Posten.«
     
    Zehn Minuten später befinde ich mich auf Carolins Schoß, und gemeinsam sitzen wir wieder in Ninas Auto. Nina ist offensichtlich bester Stimmung, jedenfalls pfeift sie fröhlich vor sich hin.
    »Mensch, so gute Laune?«, will Carolin von ihr wissen.
    »Och ja, das war doch jetzt mal ganz interessant. Quasi eine Mittagspause der anderen Art. Ich war vorher noch nie beim Tierarzt.«
    »Tja, warum auch. Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass du nicht gerade ein großer Tierfreund bist. Deine neu entdeckte Hundeliebe überrascht mich ehrlich gesagt etwas.«
    »Wieso? Herkules ist doch so ein süßes Kerlchen. Also, wenn ihr noch mal in die Praxis müsst, komme ich gerne mit.«
    »Aha. Bist du sicher, dass das nicht mit einem anderen süßen Kerlchen zu tun hat?«
    »Bitte? Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Hier bin ich allerdings mit Nina auf dem gleichen Stand. Mir ist auch nicht klar, wovon Carolin redet. Welches andere süße Kerlchen? Ich habe außer mir niemanden entdecken können, der dieses Prädikat verdient.
    »Ach komm, nun tu mal nicht so. Denkst du wirklich, ich habe nicht gesehen, wie du ihn angeschmachtet hast, den Herrn Doktor?«
    Nina sagt nichts, sondern pfeift einfach weiter.
    »Komm, gib zu, dass er dir gefallen hat. Verstehe ich. Er sieht wirklich ziemlich klasse aus - und wie er dich gleich aufgefangen hat: ganz alte Schule.«
    Carolin kichert, Nina sagt immer noch nichts. Menschliche Kommunikation ist rätselhaft.
     
    Zu Hause angekommen, möchte ich mich am liebsten sofort in mein Körbchen verziehen. Daraus wird aber nichts, denn noch bevor Carolin die Haustüre aufschließen kann, kommt Beck wie zufällig an uns vorbeigeschnürt und raunt mir ein »Wir müssen reden, sofort!« zu. Hat man denn hier niemals seine Ruhe? Andererseits macht Beck aber eine dermaßen wichtige Miene, dass meine Neugier siegt.
    »Okay, gleich im Garten?«, seufze ich gottergeben.
    Beck nickt und ist verschwunden. Ich schaue zu Carolin hoch, beginne zu fiepen und laufe scheinbar unruhig hin und her.
    »Was ist los, Herkules? Musst du mal?«
    Ich belle kurz und renne schon mal in Richtung Garten. »He, nicht so schnell! Ich muss eigentlich gleich in die Werkstatt.
    Ich halte kurz inne und fiepe noch einmal.
    »Na gut, wenn es so dringend ist...«
    Im Garten angekommen, sehe ich Beck auch schon unter
unserem
Baum sitzen. Ich hocke mich neben ihn.
    »Und, was gibt's?«, will ich wissen.
    Beck holt theatralisch Luft. »Ich habe eine sensationelle Entdeckung gemacht.«
     

SIEBEN
    »Wo denn? Ich seh nichts!« »Na, da drüben!« Angestrengt starre ich zu einer Häuserzeile schräg über der Straße, aber die Sensation, die Beck dort erkannt haben will, kann ich beim besten Willen nicht ausmachen. Gut, liegt wahrscheinlich daran, dass ich mit dem völlig überdimensionierten Plastikteil um meinen Hals eine tendenziell eingeschränkte Sicht habe, aber das lässt sich jetzt eben nicht ändern. Beck schnauft ungeduldig.
    »Na, denn müssen wir halt näher ran. Los, renn rüber!« »Halt mal, ich will jetzt erst mal wissen, was wir hier überhaupt wollen«, weigere ich mich. Das fehlte noch. Laufen kann ich mit dem Kragen nämlich auch nicht wirklich gut, ständig bleibe ich an irgendwas hängen. Beck seufzt. »Wir sind hier, um dein großes Problem zu lösen.« »Hä?« Der Kater nervt langsam.
    »Ach, was rede ich - kein großes Problem, es ist dein größtes Problem.«
    »Mein größtes Problem? Sag bloß, da drüben finden wir den Beweis, dass ich doch komplett reinrassig bin und Eschersbach die ganze Zeit halluziniert hat.«
    Vor meinem inneren Auge sehe ich eine Abstammungsurkunde, lang wie eine Rolle Küchenpapier, ausgestellt auf meinen Namen.
    Beck grunzt. »Quatsch.

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