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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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dass Carolin gestern eigentlich schon mit Jens ausgehen wollte.«
    »Tja, das war in der Tat komisch: Carolin hat Daniel gar nicht erzählt, dass sie eigentlich mit Jens verabredet war und die Sache wegen meiner
Krankheit
geplatzt ist. Sie hat behauptet, ich sei schon in der Bank umgekippt, und das habe Jens mitbekommen.«
    »Aha, eine kleine Notlüge.«
    »Notlüge?«
    »Schätze mal, Carolin wollte Daniel mit dieser Hundewurst-Geschichte nicht auch noch kränken. Er ist schließlich ihr bester Freund.«
    »Und dann darf man lügen? Obwohl Verlogenheit so etwas Schlechtes ist? Sagte jedenfalls mein altes Herrchen immer.«
    »Generell hat er damit Recht. Eine Notlüge ist immer noch eine Lüge. Aber manchmal lügen Menschen eben auch, weil sie jemanden nicht verletzen wollen. Und das ist dann nicht ganz so böse. Es fällt eher in die Kategorie
Beschönigung.«
    Langsam schwirrt mir der Kopf. Lügen, Notlügen, Beschönigungen - wer soll da noch durchblicken.
    »Aber wieso sollte Daniel gekränkt sein? Er hat doch selbst gesagt, dass sein Kuss wohl keine gute Idee gewesen ist. Er hat sogar gesagt, es sei nun völlig in Ordnung.«
    Herr Beck schüttelt den Kopf. »Herkules, ich dachte, du hättest die Menschen mittlerweile schon besser kennengelernt. Hier geht es um eine Herzensangelegenheit. Kein Mensch gibt gerne zu, wenn es ihn hier ganz böse erwischt hat. Lieber tun sie so, als sei das alles kein Problem. Habe ich dir doch schon mal erklärt - der andere darf niemals wissen, wie sehr du ihn liebst. Das ist eine eiserne Regel. Sonst bist du geliefert.«
    Ich fürchte, Herr Beck hat in diesem Punkt schon wieder Recht. Dass in der Liebe so ein Chaos bei den Menschen herrscht, wundert mich überhaupt nicht. Ihre Regeln sind einfach völlig absurd. Auf so einen Unsinn käme ein Hund niemals.
     

ACHTZEHN
    Heute ist ein völlig langweiliger, unspektakulärer Tag. Herrlich! Ich liege in meiner Werkstattkiste herum, schaue ab und zu in den Garten und kehre dann zu einem Nickerchen wieder in besagte Kiste zurück. Das Einzige, was gerade zum vollkommenen Glück fehlt, ist ein schöner Napf randvoll mit Pansen oder Herz. Eine Weile überlege ich, ob ich das aufkommende Hungergefühl ignorieren soll - eigentlich bin ich zu faul, jetzt zu Carolin zu laufen und meine nächste Mahlzeit einzufordern. Aber schließlich grummelt mein Bauch so laut, dass ich auch nicht mehr vernünftig dösen kann. Ich rapple mich also auf, laufe zu Carolin, die an ihrem Schreibtisch sitzt, und stupse sie mit der Nase an.
    »Zeit für dein Fresschen?« Carolin schaut auf ihre Uhr. »Aber ein bisschen musst du dich noch gedulden. Wir haben noch etwas vor.«
    Och nö! Ich habe Hunger! Und zwar jetzt! Ich stupse Carolin noch mal an. Die lacht und krault mich am Hals.
    »Wart's ab, Herkules. Wir werden gleich etwas unternehmen, was dir auch gefallen wird. Und dann gibt's auch etwas zu futtern.«
    He! Ich will nichts unternehmen! Ich will jetzt meinen Pansen, und dann will ich weiter rumliegen. Gestern - da hätten wir doch gut etwas unternehmen können. Die ganze Zeit hatte ich so ein Bedürfnis nach frischer Luft, nach Kaninchenschnuppern und Fliegenfangen. Aber stattdessen konnte ich Carolin noch nicht einmal zu einem kleinen Spaziergang im Park loseisen, so beschäftigt war sie.
Morgen ist Samstag, da habe ich mehr Zeit, versprochen.
Als ob einen Hund das trösten könnte. Der Moment ist da, wenn der Moment da ist. Aber das verstehen Menschen einfach nicht.
    Ich trotte wieder zurück zu meiner Kiste. Eben hatte ich noch so gute Laune, die ist schlagartig verflogen. Mit dem Kopf auf meinem Kuschelkissen brummle ich beleidigt vor mich hin. Immer machen wir, was Carolin will. Das ist so ungerecht. Mittlerweile hat sich das Gefühl in meinem Bauch von einem gesunden Appetit zu einem ausgewachsenen Löwenhunger gesteigert. Ich beginne ein bisschen zu fiepen. Carolin soll ruhig wissen, dass sie sich haarscharf an der Grenze zur Tierquälerei bewegt.
    »Mach doch nicht so ein Theater!«, kommt es herzlos aus ihrem Zimmer. »Es geht ja gleich los. Wir müssen nur noch etwas aus der Wohnung holen und dann starten wir auch schon. Unser Chauffeur müsste in ungefähr dreißig Sekunden vor der Haustür stehen.«
    Unser Chauffeur? Das klingt nun wieder spannend. Das Wort habe ich seit mehreren Monaten nicht mehr gehört, und es weckt gleich Erinnerungen an alte Zeiten. Denn selbstverständlich gab es auf Schloss Eschersbach auch einen Chauffeur. Der alte von

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