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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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Auto, läuft herum und öffnet Carolins Tür. Sehr aufmerksam, das muss ich schon sagen. Ich hüpfe von Carolins Schoß, dann reicht Jens Carolin die Hand und hilft ihr hinaus. Hm, hier riecht es gut. Nach Wald und Wasser und irgendwie ein bisschen wild. Mit dem Picknickkorb bewaffnet, marschieren wir auf ein kleines Wäldchen zu, das an einem Abhang liegt. Treppenstufen führen hinunter zu einer Lichtung. Dort bleiben wir einen Moment stehen.
    »Schau mal«, Jens zeigt nach vorne, »ist das nicht ein toller Blick?«
    »Ja, sieht toll aus, wenn die Elbe so in der Sonne glitzert.«
    Klingt gut, aber falls es jemanden interessiert: Ich kann leider nichts sehen. Meine kurzen Beine bringen mich genau auf die Höhe der Brennnesseln, die links und rechts der Treppenstufen wuchern. Ob mich einer von den beiden hochhebt? Ich will auch mal gucken! Ich mache Männchen.
    »Ich glaube, Herkules hat langsam echt Kohldampf«, wertet Carolin mein Anliegen völlig falsch. »Normalerweise bekommt er schon um 11 Uhr etwas zu essen.«
    »Wir sind gleich da. Da vorne beginnt schon der Strand.«
    Okay, auch gute Nachrichten. Endlich was zu essen. Aber was ist
Strand?
Am Ende des zweiten Treppenabsatzes angelangt, hört der Wald komplett auf, und wir überqueren einen kleinen Weg. Jetzt kann ich auch sehen, woher der Wassergeruch kommt: Vor uns liegt ein sehr großer Fluss. Ein wirklich sehr, sehr großer Fluss, wenn man nach der Größe des Schiffes geht, das gerade an uns vorbeifährt. Gigantisch, so etwas habe ich noch nie gesehen! Es sieht aus wie ein riesiges, fahrendes Haus. Ich kläffe aufgeregt, Carolin lacht.
    »Da staunst du, Herkules! Wir waren bisher nur an der Alster, Herkules kennt maximal Segelboote.«
    »Dann war es höchste Zeit, dass er mal ein richtiges Schiff sieht. Man kann doch nicht in Hamburg leben und die Elbe nicht kennen!«, ruft Jens fast vorwurfsvoll. Wir laufen weiter auf das Ufer zu - und landen in einer gigantischen Sandkiste. Ich mache eine Vollbremsung, denn Sand an meinen Pfoten ist für mich mittlerweile ein untrügliches Zeichen, dass gleich eine Menschenmutter um die Ecke biegen wird, um mich ganz doll auszuschimpfen. Aber komisch, ich habe gar keine Holzumrandung gesehen. Unsicher bleibe ich sitzen.
    »Jetzt sag bloß, dein Hund war auch noch nie an einem Strand? Er scheint sich fast ein bisschen zu fürchten.«
    »Nein, war er tatsächlich noch nicht. Ich habe ihn ja noch nicht so lange, und bisher war ich mit ihm nur bei uns im Park oder an der Alster. Urlaub haben wir auch noch nicht zusammen gemacht. Es ist also seine Premiere.«
    Jens macht einen Schritt auf mich zu und hebt mich hoch. »Guck dich mal richtig um, mein Kleiner. An so einem Tag ist Hamburg mit Sicherheit die schönste Stadt der Welt, und dies hier der schönste Teil davon. An den Sand an den Füßen musst du dich einfach gewöhnen, dann wirst du schnell merken, wie toll es hier ist. Von hier aus kannst du eigentlich in jede Richtung so weit laufen, wie du möchtest. Aber wenn du das erste Schaf auf dem Deich siehst, dann kehr mal besser um, sonst verlierst du uns noch.«
    Er setzt mich wieder runter. So weit laufen, wie ich will - ein toller Gedanke. Aber erst mal brauche ich: richtig! Etwas zu fressen.
    Carolin hat neben dem Korb noch eine Decke mitgenommen, die breitet sie jetzt auf dem Sand aus. Der Fluss ist gerade so weit weg, dass die Wellen uns nichts anhaben können, auch wenn wieder so ein großes Schiff vorbeifährt. Dann öffnet Carolin den Korb und nimmt die Sachen heraus. Hm, lecker. Da sehe ich schon ein Schälchen mit Herz für mich. Sie stellt es ein wenig abseits, und ich stürze mich gleich darauf. Während ich meine Mahlzeit hinunterschlinge, sehe ich aus den Augenwinkeln, dass Carolin mächtig auftischt: Wurst, Käse, sogar einen Kuchen hat sie mit. Jens setzt den Rucksack ab, den er eben noch auf dem Rücken hatte.
    »So, zur Feier des Tages habe ich auch noch etwas Schönes mitgebracht.« Er zieht ein Stück Stoff aus dem Sack und wickelt es auf, zwei langstielige Gläser kommen zum Vorschein. Dann greift er noch mal in den Rucksack und befördert eine grüne Flasche ans Tageslicht, an der er sich sofort zu schaffen macht. Mit einem lauten
Plopp
springt der Korken heraus, Jens gießt die Flüssigkeit in die Gläser. Hellgelb sieht sie aus und sprudelt sehr hübsch.
    »Bitte sehr: Champagner! Ein schönes Getränk für eine schöne Frau!«
    Carolin kichert ein bisschen verlegen, dann nimmt sie das Glas, das

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