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DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

Titel: DACKELKRIEG - Rouladen und Rap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ada Blitzkrieg
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oder noch länger. Dann ist das Augenlicht aber meist schon so geschwächt, dass es vollkommen egal ist ob es gerade hell oder eben doch nur mittelhell ist, weil die Kreuzworträtsel ohnehin der Zivi ausfüllt.
    Ich bin das aber nicht. Also ein Yuppie-Arschloch. Vielleicht bin ich ab und an etwas selbstgerecht, das sehe ich ja noch ein, aber ich bin trotz allem in erster Linie natürlich geblieben und kaufe nur die normalen Glühbirnen aus den schrumpfenden Restbeständen der Euro-Shops. Ich möchte meine verstopften Poren gerne auf Knopfdruck sehen können, besonders wenn ich dafür bei
Vattenfall
ein kleines Vermögen gezahlt habe. Ich möchte jedes dreckige Detail meiner Unreinheit kennen und die Erdnussflips-Abbauprodukte in den Öffnungen meiner Epidermis im Badspiegel betrachten können. Ich will die Ergebnisse meines ungesunden Lifestyles detailliert sehen und tief in mich spähen. Ich bin also eher nicht der Sparlampen-Typ, denn ich will zu jeder Zeit die totale Kontrolle über meine Macken und Fehler haben und die Lustreisen der Vorstandschefs großer Energieversorgungsunternehmen durch das Ausleuchten der verrückten Stelle auf meiner Nasenwurzel finanzieren, wo sich die hässliche Narbe meines unglücklichen Inlineskate-Unfalls befindet. Diese Stelle muss immer gut erkennbar sein, damit das Schämen einen Anfangspunkt findet. Hier beginnt meine Geschichte.
    Es muss irgendwann im Jahre 2001 gewesen sein. Wir trugen damals diese klobigen Plastikschuhe mit vier Hartgummirollen, mit denen man nie in den Supermarkt durfte, weil man dort im Falle eines Sturzes in einer Palette Naturjoghurt landen oder das Regal mit den Weinflaschen hätte umreißen können, dessen Existenz für ältere Menschen offenbar attraktiver erschien, als die Option alle Glasflaschen aus dem Markt zu verbannen und stattdessen den Kunden die lebensbejahende Variante zu eröffnen, nach Lust und Laune mit Funsportgeräten durch den Markt zu heizen. Erwachsene sind solche Loser. Damals wie heute.
    Die coolen Kids nannten die Dinger "Inline-Skates" und die fetten Kids, die immer nach
Chipsfrisch Ungarisch
rochen und in der Pause literweise Kindercola tranken, bezeichneten die futuristischen Sportgeräte bloß als "Rollerblades", weil sie die hedonistischen Teufelsteile nur aus dem Sport- und Freizeitteil des
QUELLE
Katalogs und den farbintensiven Werbungen zwischen ihren Lieblingszeichentrickserien auf
Super RTL
kannten, in denen sich Kinder auf "Rollerblades" mit High Five und „Hi Clique, was geht ab?“ begrüßten.
    Weil es an dem Tag, an dem ich das Geschenk mit den Skates aufgeregt aufriss, in dunklen langen Fäden regnete und dackelförmige Hagelkörner in Kleinwagengröße auf die Ameisen und Tulpen der Kleinstadthölle fielen, stülpte ich mir die nagelneuen Inline-Skates, deren Innenfutter wild mit Neonmustern und bunten Blitzen bedruckt war, über meine vor Aufregung zitternden Hände und rannte rollend und kichernd auf allen Vieren durch unsere große Wohnung. Meine erste Probefahrt. Aber wie es so ist im Leben: Niemand benutzt einfach so zum ersten Mal ein Funsportgerät ohne sich dabei schwer zu verletzen und bleibende Schäden davonzutragen. Da bildete auch scheinbar ich keine Ausnahme. Offenbar bog ich etwas zu übermütig um die Ecke in Richtung des Wohnzimmers ab. Auf Fischgrätenparkett rollten die Dinger an den Händen aber auch wirklich wahnsinnig gut! Hartgummirollen. Das ging ganz gut ab. Vollkommen außer Atem und in gekrümmter Haltung, legte ich mich auf allen Vieren in die scharfe Kurve und bemerkte den großen Sekretär nicht mehr rechtzeitig, ein Erbstück meiner Ur-Großeltern aus einer Zeit, in der Möbel noch mehr wogen als die Menschen, die sie besaßen, dessen Massivholzklappe weit offen stand und eine äußerst scharfe Holzkante hatte, die nur einige Sekundenbruchteile später mein Gesicht für immer entstellt haben würde. Meine Modelkarriere war vorbei noch bevor sie überhaupt begonnen hatte. Und wer trug die Schuld? Wie immer ich und meine blöde Unachtsamkeit! Ich war für immer gebrandmarkt. Das kleine Dummerle der Familie. Der Gesichtskrüppel. Das "Das-Geschieht-Ihr-Zurecht-Mädchen". Ich wischte die Blutlache rasch mit meiner Nickijacke auf, beschloss professionelle Inline-Skaterin zu werden und fiel dann in Ohnmacht.
    Damals gab es nur zwei Sorten Kinder: Die Einen aßen immerzu Salamibrote und die Anderen verschlangen nur Käsebrote. Ich rechne die
Nutellabrotkinder
in meiner fundierten

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