Daddy Langbein
konnte, stand er auf — etwas wacklig — und hielt sich an der Stuhllehne und sah mich wortlos an. Und dann — und dann — sah ich, daß Du es warst! Aber auch dann verstand ich noch nichts. Ich dachte, Daddy habe Dich als Überraschung für mich kommen lassen.
Dann hast Du gelacht und Deine Hand ausgestreckt und gesagt „Liebe kleine Judy, hast Du nicht erraten, daß ich Daddy-Langbein bin?“
Sofort war es mir klar. Oh, bin ich dumm ge wesen! Hundert Kleinigkeiten hätten es mir sagen können, wenn ich Verstand gehabt hätte. Ich würde keinen guten Detektiv abgeben, gelt, Daddy? — Jervis? Wie muß ich Dich nennen? Einfach Jervis klingt respektlos, und ich kann Dir gegenüber nicht respektlos sein!
Es war eine sehr süße halbe Stunde, bis Dein Arzt kam und mich fortschickte. Ich war so betäubt, als ich an die Bahn kam, daß ich fast den Zug nach St. Louis genommen hätte. Und Du warst auch ganz benommen. Du hast vergessen, mir Tee zu geben. Aber wir sind beide sehr, sehr glücklich, nicht wahr? Ich fuhr im Dunkeln nach Lock Willow zurück, — und wie die Sterne funkelten! Und heute morgen war ich mit Cohn draußen und besuchte die Plätze, wo wir zusammen waren, und erinnerte mich, was Du gesagt hast und wie Du aussahst. Der Wald ist heute wie polierte Bronze, und die Luft ist voller Frost. Es ist Kletterwetter. Ich wollte, Du wärst da, um mit mir auf die Berge zu steigen. Ich vermisse Dich entsetzlich, Jervis, Lieber, aber es ist ein glückbches Vermissen; wir werden bald zusammen sein. Jetzt gehören wir wirklich und wahrhaftig ganz zueinander; es ist keine Einbildung mehr dabei. Ist es nicht merkwürdig, daß ich endlich zu jemand gehören soll? Es ist sehr, sehr süß.
Und Du sollst es nie einen Augenblick lang bereuen.
Auf immer und ewig
Deine
Judy.
P. S. Dieses ist der erste Liebesbrief, den ich je geschrieben habe. Ist es nicht komisch, daß ich es kann?
E N D E
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