1656 - Zwei wie Tod und Teufel
Das oberste Deck des Parkhauses lag im Freien und war damit der rauen Witterung schutzlos ausgeliefert. In diesem Winter hatte das Klima brutal zugeschlagen, und es war zu einem ständigen Wechsel gekommen, der keinem gefallen konnte. Schnee, Frost, Tauwetter. Dann der erneute Schnee, der die Stadt und das Land zum Beginn des Jahres in wahren Massen überschüttete, als wollte er alles Leben ersticken.
In London hatten die Menschen und die Maschinen gegen den Schnee angekämpft und nur Teilsiege errungen, weil immer wieder Nachschub aus den grauen Wolken fiel.
Zwar kam der Verkehr nicht völlig zum Erliegen, aber alles in der Stadt schob sich im Zeitlupentempo weiter. Zu machen war nichts. Die Menschen mussten sich daran gewöhnen, ob sie wollten oder nicht.
Der flache BMW Z4 hatte ebenfalls seine Probleme, das Ziel zu erreichen, wobei ihm zwei Streuwagen mehr Ärger bereitet hatten als die Fahrbahn selbst. Im Wagen saßen der Tod und der Teufel!
Beide waren voll drauf, denn diese Nacht war eine besondere. Da würden sie Zeichen setzen, die man nicht übersehen konnte. Die Menschen in der Stadt sollten erleben, wer der Teufel und wer der Tod waren.
Der Teufel - Kevin - fuhr. Sein Gesicht sah aus wie von einer dünnen Betonschicht Übergossen. Die Finger der kräftigen Hände hielten das Lenkrad fest, und auf seinen Lippen lag ein Lächeln, das wie festgeleimt wirkte. Kein Streuwagen konnte überholt werden, was auch nicht mehr nötig war, denn die Zufahrt zum Parkhaus war erleuchtet. Das Zeichen schimmerte selbst durch die dünne Schneedecke.
Kevin lenkte den Wagen nach rechts. Er und Salome wurden in die Gurte gepresst. Für einen Moment hatte es den Anschein, als würde der Wagen aus der Spur gleiten, aber der Fahrer fing ihn wieder ab, und das Grinsen wurde dabei noch breiter.
Vor dem Schlagbaum musste er stoppen. Er zog die Karte und schaute zu, wie das Hindernis in die Höhe glitt, sodass sie freie Fahrt hatten. Kevin gab Gas!
Das Protestieren der Reifen war zu hören, als sie anfuhren. Sie wussten, dass sie nach ganz oben mussten. Da gab es kein langes Suchen, sie mussten nur über die Serpentine rollen und dort stoppen, wo sie auf das letzte Parkdeck führte. In der Stadt gab es eigentlich nie leere Parkhäuser. Das war in diesem Fall anders. Bei einem solchen Wetter gab es in jeder Etage genug freie Plätze. Salome saß neben Kevin und sagte kein Wort. Der Ledermantel schmiegte sich eng um ihren Körper, und quer über ihren Knien lag der Gegenstand, auf den sie sich verließ, und den sie perfekt handhaben konnte.
Es war eine archaische Waffe. Ein Schwert mit dünner Klinge und höllisch scharf. Auch Salomes Gesicht zeigte keine Regung. Die Augen bewegte sie ebenfalls nicht. Sie lagen wie kleine Glaskugeln in den Höhlen und wurden von zwei dunklen Brauen beschattet.
Kevin raste hoch. Er forderte seinem Wagen alles ab. Höher und höher ging es. Beide hatten die Decks nicht nachgezählt. Sie wussten nur, dass sie bis nach ganz oben mussten, denn dort lag der Treffpunkt.
Die Welt um sie herum schien sich in einen Kreisel zu verwandeln, bis sie das oberste Parkdeck erreichten und dort wieder ins Freie fuhren. Die Kälte hatte hier ihre Zeichen hinterlassen, die sogar sehr sichtbar waren. An verschiedenen Stellen auf dem Boden hatten sich Eisinseln gebildet. Ihre Oberflächen schimmerten wie helle Spiegel, wenn das kalte Licht der Scheinwerfer über sie hinweg glitt. Ein Auto war hier nicht zu sehen, nur manchmal die Streifen der leeren Parktaschen, von denen sie sich eine aussuchen konnten.
Sie wollten den Wagen an einer bestimmten Stelle abstellen. Direkt an einer kniehohen Mauer, über der sogar noch ein halbes Schutzdach lag. Das brachte einen Vorteil. So stand der Wagen im Dunkeln und konnte so leicht nicht gesehen werden.
Rückwärts rangierte Kevin ihn so nahe an die Mauer heran, bis er zufrieden war. Dann stellte er den Motor ab und warf Salome einen Blick zu, bevor er fragte:
»Zufrieden?«
»Mit uns ja«, erwiderte sie spröde.
»Was heißt das?«
Sie hob kurz die Schultern. »Na ja, unsere besonderen Freunde sind wohl noch nicht da.«
»Hast du das denn erwartet?«
»Irgendwie schon.«
»Abwarten.«
Salome lachte kurz und trocken auf. Dabei glitten die Finger spielerisch über die Klinge.
»Denk immer daran, wie durchtrieben sie sind. Sie könnten längst hier sein. Nur haben wir sie nicht zu Gesicht bekommen. Die Dunkelheit ist auf ihrer Seite. Die gibt ihnen eine perfekte
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