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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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würde er sich die Leichen ansehen und sich um die Beerdigung kümmern. Aber zuerst… Seine Stimme wurde hart: »Sprich, Mann!«
    Der Mann wehrte sich nicht, als ein Seesoldat ihm die Kutte herabriß und ihm den schönen Stab so vorsichtig wegnahm, als ob er zerbrechen könnte. Die feige Kreatur schluchzte: »Uns wurde befohlen hierzubleiben, Sir! Ich spreche die Wahrheit! Die Mönche sind in Sicherheit, Sir! Ich bin ein religiöser Mensch … ich war dagegen, was hier passiert ist! Gnade, Gnade, Sir!«
    Bolitho befahl: »Geben Sie diesem Abschaum eine Parlamentärflagge, Mr. Urquhart, und begleiten Sie ihn bis zur Tür. Seine Freunde werden wissen, daß es für sie keine Rettung gibt, solange wir hier sind. Sollten sie Widerstand leisten, wird die Tür aufgebrochen und kein Pardon gegeben.«
    Urquhart starrte ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal. Bolitho sah zu, wie der Mann auf die Füße gezogen wurde. Eine weiße Flagge erschien wie aus dem Nichts. Er bemerkte nicht gleich, daß Blutflecken darauf waren. Wahrscheinlich war es das Hemd des verhaßten Fähnrichs.
    »Wie viele Männer? Ich habe noch keine Antwort gehört!«
    Aber der Gefangene starrte auf etwas hinter seiner Schulter. Ohne sich umzudrehen, wußte Bolitho, daß die
Valkyrie
vor der Einfahrt kreuzte. Ihr Anblick würde die Piraten, oder was immer sie waren, mehr als alles andere überzeugen. Avery flüsterte: »Ich werde gehen, Sir Richard. Wenn man Sie erkennt…«
    Bolitho versuchte zu lächeln. »So?« Er zupfte an seinem schmutzigen Hemd. Hätte der versteckte Schütze ihn in Uniform gesehen, würde jetzt er und nicht Fähnrich Powys tot sein. Er registrierte, daß Avery ihn mit seinem Titel angesprochen hatte. Das zeigte, daß er keineswegs so ruhig war, wie er vorgab. Er ging die Stufen hinauf und fragte: »Was ist mit dem Abt? Habt ihr den auch ermordet?« Der Mann wollte sich umdrehen, aber zwei Marines packten ihn sofort. Er winselte: »Nein, Sir! Einen Gottesmann?« Er klang fast schockiert bei dieser Vorstellung. »Er ist mit dem anderen Gefangenen eingeschlossen.«
    »Es wäre gut, wenn du nicht gelogen hättest!«
    Die Tür war bereits geöffnet, als sie dort ankamen. Es waren zehn Männer. Hätten sie es darauf angelegt, hätten sie das Kloster gegen eine Armee verteidigen können. Doch sie hatten ihre Waffen fortgeworfen und steckten ein paar Schläge von den Seesoldaten ein, als sie in einer Ecke zusammengetrieben wurden. Bolitho sah, daß der Scharfschütze eine teuer aussehende Pistole vom Boden aufhob, wobei seine Augen leuchteten. In seiner schmucken Uniform sah er noch immer wie ein Wilddieb aus, der sich aber als Förster getarnt hatte. Die Stimmen hallten von den Wänden wider, von denen die Feuchtigkeit tropfte. Wenn hier gesungen wurde, mußte es klingen wie die Schreie von Verdammten. Sein Herz schmerzte so, daß er auf der Treppe eine Pause einlegen mußte, um Luft zu schöpfen.
    »Hauptmann Loftus, lassen Sie das Gebäude durchsuchen, obwohl ich bezweifele, daß Sie viel finden werden. Dann lassen Sie die Gefangenen an den Strand bringen. Wenn nötig gefesselt.« Er sprach knapp und barsch, kaum erkannte er seine eigene Stimme. Sein Mund war staubtrocken.
    Allday bemerkte: »Das ist der gesuchte Ort, Sir Richard.« Er klang sehr wachsam. Avery nahm einen großen Schlüssel von einem Haken neben der Tür und öffnete sie nach kurzem Zögern. Helles Sonnenlicht flutete durch ein Fenster in diesen fremdartigen Raum, der völlig unmöbliert war. Der Boden war mit Stroh bedeckt. Ein Mann mit weißem Bart lehnte an der Wand, ein Bein war an einen Ringbolzen gekettet. Er atmete angestrengt und flach. Bolitho befahl leise: »Signal an das Schiff, der Arzt soll kommen!« Er beugte sich vor und kniete sich neben den anderen Mann, der an die Wand gefesselt war und dessen eine Hand in einem schmutzigen Verband steckte. Einen Augenblick lang dachte er, der Mann sei tot. Er fragte: »Thomas! Kannst du mich hören?«
    Herrick hob das Kinn, dann öffnete er langsam die Augen. Sie leuchteten blau im Sonnenlicht und schienen das einzige zu sein, was in seinem Gesicht lebte. Ein Seesoldat reichte Bolitho seine Wasserflasche. Herrick blickte auf die leuchtende Uniform des Mannes, als könne er nicht glauben, daß es Wirklichkeit war. Bolitho hielt ihm die Wasserflasche an die Lippen und sah die verkrampften Versuche Herricks, etwas Wasser zu schlucken. Plötzlich schnarrte Herrick: »Allday, sind Sie es, Sie alter Halunke?« Dann hustete

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