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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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etwa so alt wie Adam, hatte aber das Auftreten eines sehr viel älteren Mannes. Vielleicht sah er sich schon als Admiral wie sein Vater.
    Yovell zog sich in eine Ecke zurück, wo er sich – falls gewünscht – Notizen machen konnte. Ozzard wartete mit einer Serviette über dem Arm darauf, Erfrischungen zu servieren.
    Trevenen setzte sich schwerfällig. Er hatte erstaunt gewirkt, als er gesehen hatte, daß der Mann, der den Abt gespielt hatte, vom Hauptmann der Marines erschossen worden war. Er hatte mit seiner barschen Stimme gesagt: »Das kam ziemlich unerwartet, Sir Richard.«
    Bolitho hatte ihn ruhig angesehen, er hatte den Anblick der mißhandelten Frauen noch deutlich vor Augen. »Es macht mir nie Freude, einen Mann sterben zu sehen, auch wenn er zum Abschaum gehört. Aber mir fiel einfach kein Grund ein, ihn am Leben zu lassen.«
    Während Avery die Karte hielt, erläuterte Bolitho die Befehle, die er Jenour mitgegeben hatte. »Auch wenn es unsere Kräfte weiter schwächt, kann so ein großer Verlust an Menschenleben vermieden werden.«
    Dawes blickte auf die Karte. »Zwei Fregatten, Sir Richard?« Seine Augen blitzten. Er sah bereits Ruhm und Prisengeld vor sich. »Die können wir doch aufmischen!«
    Trevenen meinte zweifelnd: »Dieser Verräter, Simon Hannay, was wissen wir von ihm?«
    »Commander Tyacke kennt ihn so gut wie jeder andere auch, aber die Geschichten seiner Untaten sind Legion.«
    Warum wollte Trevenen Tyacke nicht glauben? Er schien nach einem Ausweg wie nach einem Strohhalm zu suchen. Und was bezeichnete er als Verschwendung? Vielleicht die befreiten Seeleute? Bolitho hatte gehört, wie er sich beim Zahlmeister darüber beschwert hatte, daß er nun zusätzliche Münder zu füttern hätte. Es hatte geklungen, als ob er alles aus seiner Tasche bezahlen müßte.
    Bolitho meinte ruhig: »Die wirkliche Unbekannte bleibt das Verhalten der amerikanischen Fregatte
Unity.
Solange sie sich nicht einmischt, können wir Baratte stellen und schlagen!«
    Trevenen unterbrach ihn: »Sie werden keinen Krieg provozieren, Sir Richard!« Er klang aufgebracht.
    »Der Kommandant könnte einen Plan haben.« Bolitho studierte ihre Gesichter und wünschte, daß Adam da wäre.
    »Seine Regierung hat nicht ihren erfahrensten Kommandanten mit der größten Fregatte hierher geschickt, nur damit er ›Flagge zeigt‹! Wäre ich an seiner Stelle, wüßte ich, was zu tun wäre: Ich würde einen Zwischenfall provozieren. Das ist im Krieg nichts Neues – im Frieden übrigens auch nicht.«
    Trevenen war unbeeindruckt: »Mal angenommen, daß Baratte mehr Kriegsschiffe hat, als wir wissen?«
    »Kann schon sein. Aber die Streitmacht aus Indien ist schwer gesichert, sogar ein paar Ostindienfahrer sind dabei, vermutlich wird Baratte seine Hauptkräfte in unsere Richtung einsetzen.« Er blickte Dawes an. »Denken Sie daran, daß Ihr Schiff mal seins war und ich sein bestgehaßter Feind bin. Zwei gute Gründe
uns
anzugreifen, nicht wahr?«
    Er hörte den Wachposten vor der Tür murmeln. Ozzard eilte hinüber, um sie zu öffnen. Bolithos Herz wurde schwer. Es war Minchin, der Arzt. »Entschuldigen Sie mich, Gentlemen. Trinken Sie vor dem Essen ein Glas Wein.« Er sprach so leichthin, daß keiner der Kapitäne seine Besorgnis spürte.
    Minchin wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte. »Ich hätte nicht gewagt, Sie zu stören, Sir Richard, aber …«
    »Es geht um Konteradmiral Herrick?«
    Der Arzt fuhr mit den Fingern durch das strubbelige graue Haar. »Ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat große Schmerzen. Ich bin nur ein Schiffsarzt, ein Schlachter, wie man unsere Zunft gemeinhin nennt…«
    Bolitho berührte seinen Arm. »Haben Sie die
Hyperion
so schnell vergessen? Wären Sie nicht gewesen, hätten damals noch viel mehr den Tod gefunden.« Minchin schüttelte den Kopf. »Einige wären damit besser dran gewesen.« Sie stiegen die Niedergänge hinab. Bolitho sah Allday auf einem umgedrehten Wasserfaß sitzen und schnitzen. Er blickte herüber, seine Augen waren voller Verständnis. Weiter ging es in das Innere der
Valkyrie
tief unter die Wasserlinie. Die Geräusche des Windes und der See waren hier unten gedämpft, nur die Planken knarrten wie Stimmen aus der Tiefe des Ozeans. Hier lagerten die Vorräte, Leinen, Teer und Farben, die Reserve – segel und das Schießpulver. Sie betraten das Lazarett, das im Gegensatz zu vielen anderen, die Bolitho gesehen hatte, geräumig und gut beleuchtet war. Der Sanitätsmaat schlug das Buch

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