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Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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von Menschen.
    Ich starrte in die unordentlichen Tiefen meines Schrankes und war mit einem Mal den Tränen nahe. »Ja, irgendwie schon«, sagte ich leise.
    »Komm mit.« Nina packte mich am Arm und schleifte mich aus der Schule. Als wir das Gebäude durch eine Seitentür in der Nähe des Kunstraumes verließen, kamen wir an ein paar älteren Schülern vorbei. Ich erstarrte, als ich hörte, was sie sagten.
    »Also ich finde Beth echt mutig.«
    »Ja, meine Cousine ist auch eingetreten. Und eine Freundin meiner Mutter. Sie sagen alle, dass es wirklich Engel gibt und dass …«
    Ich verkroch mich in meiner Jeansjacke und folgte Nina schnell durch die Tür nach draußen.
    Wir gingen auf den Parkplatz hinaus, setzten uns in ihr Auto und redeten. Ich erzählte ihr alles, was passiert war … nur, dass Beths Engel bei mir auf der Matte gestanden hatte, verschwieg ich. Zum einen hätte sie mir sowieso nicht geglaubt, zum anderen wollte ich auch selbst nicht wirklich darüber nachdenken. Egal, sie war auch so schon völlig von den Socken. Eine halbe Ewigkeit saß sie stumm da und schüttelte nur den Kopf. »Willow, das ist einfach … oh mein Gott!«
    »Ja«, sagte ich und versuchte zu lächeln. »Das fasst es wohl ganz gut zusammen.«
    »Und … was willst du jetzt machen?«
    »Machen?« Ich hatte mich auf dem Schalensitz der Corvette zusammengeringelt und den Kopf an die Fensterscheibe gelegt. Ich sah auf und starrte sie an. »Was kann ich schon machen? Nachdem sie einmal eingetreten ist, wird sie wohl kaum wieder austreten.«
    Ninas haselnussbraune Augen blickten mich vorwurfsvoll an. »Und das weißt du so genau, weil …?«
    Ich fuhr mir frustriert durch die Haare. »Weil ich es gesehen habe! Sie bleibt dort und wird krank und kränker, bis … etwas passiert.« Ich geriet ins Stocken und sah erneut die kalte graue Wolke vor mir, die alles verschlungen hatte.
    »Etwas passiert«, wiederholte Nina, während sie mit den Fingern auf dem Armaturenbrett herumtrommelte. »Du solltest dich mal hören, Willow! Das weißt du doch gar nicht!«
    »Doch, ich weiß es!«
    »Weißt du nicht. Alles, was wir wissen, ist, dass Beth in die Church of Angels eingetreten ist, was irgendwie damit zusammenhängt, dass du ihr die Zukunft vorhergesagt hast, und dass du ihr helfen musst, bevor sie ihr Leben verpfuscht. Hast du gewusst, dass sie sich vorzeitig in Stanford bewerben wollte?«
    Ich stieß einen Seufzer aus und fragte mich, warum ich Nina überhaupt eingeweiht hatte.
    »Ich muss jetzt los«, sagte ich, streckte mich und schnappte mir meine Tasche aus dem Fußraum.
    »Willow, warte mal! Du kannst doch nicht einfach …«
    Doch da war ich auch schon ausgestiegen und auf dem Weg zu meinem eigenen Auto. Ich hätte allerdings wissen müssen, dass Nina so schnell nicht lockerlassen würde.
    Am nächsten Morgen, am Samstag, tauchte sie in aller Herrgottsfrühe bei mir zu Hause auf. »Also, der Plan lautet wie folgt«, sagte sie forsch und schüttelte sich ihre Ponyfransen aus den Augen. »Ich habe mir die Church of Angels- Webseiteangesehen und die nächste Kirche ist in Schenectady. Beth kann eigentlich nur dort sein. Heute Nachmittag um zwei ist Gottesdienst. Du musst hingehen und mit ihr reden.«
    Wir säßen auf der uralten Hollywoodschaukel auf unserer Veranda und tranken Kaffee. Seufzend zog ich ein Bein unter mich und ließ mich in die ausgeblichenen gestreiften Kissen fallen. »Nina, ich hab’s dir doch schon mal gesagt … es ist absolut sinnlos.«
    Sie versetzte mir einen heftigen Knuff gegen den Oberschenkel. »Willow, du musst es versuchen. Komm schon, oder hältst du deine hellseherischen Fähigkeiten für unfehlbar? Glaubst du nicht, dass du dich auch mal irren kannst?«
    So direkt gefragt hatte ich darauf keine Antwort. Ich starrte auf unsere Straße hinaus. Ein paar Häuser weiter sprang ein Auto an und das Motorengeräusch durchbrach die frühmorgendliche Stille. Mit meinem Kaffeebecher in den Händen saß ich da und horchte darauf, wie es in der Ferne verklang.
    »Ich … weiß es nicht«, gab ich zu.
    Nina stellte ihren Becher auf ihrem Knie ab und beugte sich vor, um mir in die Augen zu sehen. »Bitte fahr hin«, sagte sie leise. »Im Ernst, du bist vielleicht der einzige Mensch, auf den sie hört.«
    Ich merkte, wie ich allmählich nachgab. Ich sah auf die rostige Armlehne der Hollywoodschaukel hinunter und pulte an einem Stückchen abgeblätterter weißer Farbe herum. »Ich weiß allerdings nicht, ob sie mich überhaupt

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