Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
Vom Netzwerk:
ihnen niemals etwas antun, Willow«, sagte sie leise. »Denn ich werde dich aufhalten.«
    Damit drehte sie sich um und rannte den Gang hinunter, ihr himmelblaues Gewand bauschte sich um ihre schlanken Waden. Benommen starrte ich ihr hinterher, bis das dumpfe Gemurmel ringsherum in mein Bewusstsein drang. »Eine Gefahr für die Engel?« – »Ja, unser Engel hat es gesagt.« – »Die da, das Mädchen mit den langen blonden Haaren.« Meine Kehle wurde trocken. Die Leute tuschelten und warfen mir finstere Blicke zu. Weit und breit gab es kein einziges freundliches Gesicht mehr. Dann sah ich, dass Beth vorne in der Kirche eindringlich auf einen Mann mit rotblonden Haaren einredete und dabei auf mich deutete.
    Ihr Engel. Er hatte wieder seine menschliche Form angenommen. Er war hier.
    Der Engel sah mich scharf an. Sogar aus der Entfernung konnte ich die Bedrohung spüren, die von ihm ausging. Zitternd taumelte ich einen Schritt zurück.
    Und dann packte mich plötzlich eine kräftige Hand am Arm. »Raus hier. Sofort«, zischte eine leise Stimme.
    Der dunkelhaarige Typ. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich flog herum und rannte los. Er lief neben mir her und hielt mich noch immer am Arm fest. Einen kurzen Moment lang hallten unsere Schritte auf dem rosa geäderten Marmor wider. Dann schob er eine Silbertür auf und wir stürzten hinaus in die Sonne, preschten die breiten weißen Stufen hinunter und stoben über den Gehweg, der den Rasen in zwei Hälften zerschnitt. Hinter mir konnte ich den Prediger hören, der in das Mikrofon bellte: »Haltet das Mädchen auf! Sie ist böse, sie will die Engel vernichten! Auf Befehl des Engels, haltet sie auf, sofort] Bevor es zu spät ist!«
    »Oh mein Gott, was ist hier los, was ist hier los?«, keuchte ich.
    Als wir das Ende des Rasens erreichten, sah ich über die Schulter zurück und unterdrückte einen Schrei. Der Engel hatte wieder seine Engelsgestalt angenommen und flog hinter uns her, seine Flügel loderten im Sonnenlicht. Der Junge wirbelte herum, griff unter sein T-Shirt und zog eine Waffe. Der Engel stieß einen gellenden Wutschrei aus und stürzte sich auf mich.
    Und dann … was dann passierte, weiß ich auch nicht so genau. Alle Angst fiel von mir ab. Es war, als wäre ich plötzlich gewachsen. Ich war in der Luft und hatte selber Flügel – herrliche, leuchtende Flügel, die wie Raureif in der Sonne funkelten und glitzerten. Ich konnte die Herbstkühle auf ihnen spüren, während ich in der Luft schwebte und meinen menschlichen Körper mit seiner zerbrechlichen Aura unter mir beschützte. Ich beobachtete den heranfliegenden Engel und blickte ihm kalt in die Augen.
    Erschrocken fuhr er zurück. Im selben Moment hörte ich einen Schuss und sah, wie sein Heiligenschein bebte und sich verformte. Und dann war er – verschwunden, explodiert in einem Blütenhagel aus Licht.
    »Komm schon!«, schrie der Junge und packte mich abermals am Arm. Abrupt fand ich mich in meinem Körper wieder und rannte neben ihm her, während wir über den Parkplatz hetzten. Was war denn das gerade gewesen? Alles war dermaßen schnell gegangen, dass sich die Menschenmenge gerade erst die Treppe hinunterwälzte. Wütende Schreie drangen zu uns herüber: »Da ist sie!« – »Schnappt sie euch, bevor sie den Engeln etwas tut!« – »Da, da drüben ist sie!« Als wir gerade den halben Parkplatz überquert hatten, sah ich mich um und stolperte. Nina, Nina, das war echt eine saublöde Idee, dachte ich panisch. Ein Mann mit der Statur eines Footballspielers war der Menge weit voraus. Er war bereits auf dem Parkplatz und sprintete auf einen silbernen Pick-up zu. Er riss die Tür auf.
    Der dunkelhaarige Typ zerrte heftig an meinem Arm. »Lauf um dein Leben!«
    Ich drehte mich um, presste meine Tasche an mich und rannte, so schnell ich konnte. Trotzdem gelang es mir kaum, mit ihm Schritt zu halten. Wir kamen an meinem Auto vorbei und ich zog ihn am Arm, während ich japste: »Warte mal – hier ist mein –«
    Er beachtete mich gar nicht. Wir kamen zu dem schwarzen Porsche und er entriegelte die Türen. »Los, steig ein!«
    »Aber …« Verwirrt drehte ich mich zu meinem Wagen um und sah, dass die Menge mittlerweile den Parkplatz erreicht hatte. Brüllend schwärmte sie aus. Ich fühlte ihren Hass wie eine gigantische Woge auf mich zurollen. Der Mann, der zu dem Pick-up gerannt war, hatte noch immer eine halbe Parkplatzlänge Vorsprung und war inzwischen so dicht hinter uns, dass ich beinahe sein

Weitere Kostenlose Bücher