17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
Nächtlicher Besuch
Lennet war gerade eingeschlafen, als es klopfte. Im Zimmer war es stockdunkel. Der Geheimagent sah auf die Uhr. Zwanzig nach zehn.
Wieder klopfte es. Merkwürdig! An der Tür war eine hervorragend funktionierende Klingel.
Das Klopfen war leise, hastig und ängstlich.
Lennet warf die Decken zurück und sprang aus dem Bett.
Barfuß ging er auf dem dicken weichen Teppich, der alle Geräusche erstickte, zur Tür und spähte durch den Spion.
Der Hausflur war hell erleuchtet. Auf der linken Seite waren Treppe und Aufzugtür zu sehen, auf der rechten eine lange Reihe gleich aussehender Türen, die zu den Wohnungen von Lennets Nachbarn führten. Genau vor dem Spion stand ein junges Mädchen. Die kleine Linse des Spions verzerrte ihr Gesicht ins Monströse, ließ den Kopf riesig erscheinen im Gegensatz zu den winzigen Füßen. Das Mädchen hatte sehr dunkles Haar, braune Haut und trug ein rotes Band um den Kopf.
Ist das nicht meine neue Nachbarin? dachte Lennet. Er kannte das Mädchen nur vom Sehen. Sie waren sich ein paarmal im Aufzug begegnet, und der junge Geheimagent wußte, daß sie eine Etage höher wohnte als er. Ihren Namen kannte er nicht. Er hätte nie gedacht, daß sie wußte, in welchem der Apartments er wohnte.
Er öffnete das Sicherheitsschloß an der Tür.
Das Schloß war eine Spezialanfertigung. Von innen ließ es sich spielend leicht öffnen. Durch einfachen Knopfdruck konnte es in jeder Position blockiert werden.
Aber von außen hätte selbst ein ganzes Team von Handwerkern mehrere Stunden zu tun, um es zu öffnen - falls es überhaupt gelänge.
Als das Schloß entsichert war, machte Lennet die Tür auf.
Auch diese Tür war eine Spezialanfertigung. Weder der Hausmeister noch der Besitzer der Wohnung wußten, daß das harmlos aussehende Holz innen mit einem kugelsicheren Material ausgestattet war. Die Sicherheit seiner Agenten ging dem FND über alles.
»Lassen Sie mich rein! Bitte!« stammelte das junge Mädchen.
Ohne die verzerrende Linse des Spions sah sie überhaupt nicht monströs aus. Im Gegenteil! Ihr ängstliches schmales Gesicht war bezaubernd.
Lennet trat zurück. Als seine hübsche Nachbarin eingetreten war, drückte er mit einer Hand die Tür zu.
Das Sicherheitsschloß blockierte automatisch. Mit der anderen Hand knipste er die Zimmerbeleuchtung an.
»Nein, nein!!! Kein Licht, ich flehe Sie an!« flüsterte das Mädchen aufgeregt.
Lennet gehorchte. Er knipste das Licht wieder aus. Im Zimmer war es jetzt fast völlig dunkel. Der kleine Rest Licht von der Straßenbeleuchtung, der noch durch die dicken, doppelten Vorhänge drang, ließ allenfalls noch Umrisse erkennen.
»Hoffentlich haben sie Sie nicht gesehen!« seufzte Lennets Besucherin.
Im Dunkeln suchte Lennet nach der Hand des Mädchens und tätschelte sie beruhigend. »Ich weiß zwar nicht, wer sie sind«, sagte er mit leiser Stimme, »aber sie müßten gleichzeitig im Flur sein und auf der Straße, um Sie einerseits verfolgen zu können und um andrerseits meine Fenster zu beobachten. Ein bißchen viel auf einmal, finden Sie nicht?«
»Für sie nicht«, antwortete sie, » sie sind einfach überall!« Lennet mußte lächeln. Um sie ein wenig zu ermutigen, witzelte er: »Sollte ich vielleicht besser unter meinem Bett nachsehen?«
»Ja, schauen Sie nach. Aber machen Sie um Himmels willen kein Licht!« Sie war so außer sich vor Angst, daß Lennet ernst wurde. »Ich verspreche Ihnen, daß unter meinem Bett niemand ist. So, und jetzt gehen Sie hier zu diesem Sessel- stolpern sie nicht! -, setzen sich hin und sagen mir, was Sie trinken möchten. Eine Tasse Tee vielleicht, oder eine Limonade?«
»Ich hätte gerne ein Glas Wasser.« Lennet ging in die kleine Küche seines Apartments.
Hier waren keine Vorhänge an den Fenstern, und es war etwas heller als im Wohnzimmer, ohne daß von draußen jemand hätte hereinsehen können.
Während er Wasser laufen ließ, versuchte Lennet sich zu erinnern, wann er seine kleine Nachbarin zum ersten Mal gesehen hatte. War es bei seiner Rückkehr vom Roten Meer gewesen, oder als er aus dem Krankenhaus kam? Er wußte es nicht mehr genau.
Er ging ins Zimmer zurück. Zitternde Hände nahmen ihm das Glas aus der Hand. Lennet hörte, daß die Zähne des Mädchens am Rand des Wasserglases klapperten.
»Aber, aber, junge Dame! Nicht, daß Sie mir noch mein Geschirr zerbeißen! Denken Sie daran: bei Lennet sind Sie in Sicherheit.«
»Heißen Sie
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