Dämonen-Reihe 17 - Des Dämons fette Beute
Soldaten. Die Wächter, die vor dem Tor Dienst schoben, salutierten stramm, und ich erwiderte die Geste mit einem gehetzten Gesichtsausdruck. Keine schlechte Imitation, wenn mir diese Bemerkung gestattet ist.
Ersatz entdeckte uns, lange bevor wir ihn sehen konnten. Er steckte bis zu den Augen im hohlen Stamm eines Baumes, der sich über einen Waldpfad neigte.
»Und, Freund?«, erkundigte sich die sardonische Stimme. »Seid Ihr wohlauf? Wurden Eure magischen Fähigkeiten wiederhergestellt?«
»Frag nicht«, grunzte ich und zog ihn aus seinem Versteck.
»Habt Ihr die alte Trinkschale bei Euch? Zumindest hat sie Euch noch nicht vergiftet.«
»Diese Stimme, die wie das verrostete Scharnier eines Gartentors klingt, würde ich im gesamten Universum wiedererkennen!«, schrillte Asti. »Holt mich sofort aus diesem verlausten Sack raus!«
Ich vergewisserte mich, dass niemand in der Nähe war, und zog Asti aus meinem Rucksack. Die Juwelenaugen des Kelchs und die schimmernden in der Klinge betrachteten einander mit gegenseitiger Abneigung.
»Da bist du also, du Kuchenspachtel«, sagte Asti. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, hast du ein perfektes, von mir überwachtes Friedensabkommen auf Jahk ruiniert!«
»Ein Meuchelmörder der Bruhns hatte gute Aussichten, den Botschafter der Bhuls rücklings zu erdolchen!«, erwiderte Ersatz scharf. »Ein vernünftiges Friedensabkommen beinhaltet, dass alle Seiten sich darauf einigen, die Waffen niederzulegen, anstatt damit über die Vertreter der Gegenseite herzufallen.«
»Dazu wäre es auch nie gekommen, hättest du nicht losgebrüllt: ›Vorsicht, Attentäter!‹ Plötzlich zogen beide Armeen Messer, Knuten und Schlagringe hervor, und es entstand ein heilloses Chaos. Innerhalb kürzester Zeit war der Versammlungsort ein Trümmerfeld. Daher habe ich auch diese Beule.« Die Rubinaugen des Kelchs schielten nach oben in Richtung des verbeulten Randes.
»Und seither hast du dir noch ein paar Beulen mehr eingefangen«, stellte Ersatz taktloser fest, als ich es ihm zugetraut hätte. »Du siehst ziemlich runtergekommen aus.«
»Vielen Dank auch! Niemand hat auch nur daran gedacht, sie wieder auszubeulen. Meine makellose Rundung, verunstaltet, und das ist alles nur deine Schuld!«
»Moment mal«, mischte ich mich ein, die Hände erhoben. »Wie lange ist das jetzt her?«
»520 Jahre, neun Monate und drei Tage«, antworteten beiden wie aus einem Mund.
»Vier Tage«, meldete sich Kelsa zu Wort, kaum dass Calypsa sie ausgewickelt hatte. Das Gesicht erschien in der Kugel. »Ihr habt die universelle Drift und die Sommerzeit vergessen!«
»Halt den Mund«, sagte Ersatz. »Du warst nicht dabei.«
»Das muss ich auch gar nicht, mein Lieber«, erinnerte ihn Kelsa. »Ich weiß alles und sehe alles, schon vergessen?«
»Du hast ihnen gesagt, ich könnte seine Kräfte wieder zurückbringen!«, platzte es aus Asti heraus.
Kelsas Gesicht veränderte sich, bis sie ebenfalls wie ein Trinkpokal aussah. Nur dass sie einen Turban trug, und eine diamantene Brille über zwei wie Augen geformten Juwelen saß. »Aber das stimmt doch gar nicht. Ich habe ihnen nur das erzählt, was ich gesehen habe.«
»Aha.« Der Kelch wandte sich mir zu. »Und du hast ihr geglaubt?«, fragte er schockiert. »Nachdem sie seit Jahrhunderten nicht ein einziges Mal klar im Kopf war?«
»Klar im Kopf?«, rief Kelsa erbost. Das Abbild in der Kristallkugel wurde schwächer, bis es vor Wut beinahe durchsichtig war. »Mein Kopf ist immer klar. Siehst du? Warum hätten sie mir nicht glauben sollen? Ich habe ihnen die Zukunft prophezeit. Alles, was ich gesagt habe, ist auch eingetreten. Sie haben es nur nicht richtig interpretiert.«
»Und du hast es nicht für nötig gehalten, es für sie zu interpretieren?«
»Mein Lieber, meine Aufgabe ist es, Vorhersagen zu machen. Wäre ich dafür bekannt, alles zu erklären, hätte man sehr viel mehr Ursupatoren aufs Schafott geführt, und viele gekrönte Häupter mehr hätten sicher auf ihren Kopfkissen geruht. Weniger kleine Mädchen hätten ohne Begleitung gefährliche Ausflüge in den Wald unternommen, und die Scheidungsgerichte wären überfüllt gewesen, weil kein Ehebrecher unbemerkt davongekommen wäre. Die von mir übermittelten Tatsachen werden von keinem wachen Verstand in Frage gestellt. Du bist es, der ständig randvoll mit Alkohol ist!«
»Nicht ständig«, erwiderte Asti mürrisch. »Ich mache auch andere Tränke. Alle Arten von Tränken. Das sollte jemandem,
Weitere Kostenlose Bücher