und ein Hund mit Herzklopfen
Arrrrrgh! Kennt jemand dieses Gefühl? Dass man gleich platzt vor Freude und man weiß gar nicht mehr wohin mit sich? So geht es mir gerade.
Und deshalb laufe ich seit einer geschlagenen Stunde die vielen Treppen unseres winzigen, aber hohen Hexenhauses rauf bis zum Dachboden und wieder runter und mache nur mal einen kurzen Zwischenstopp in der Küche, um einen Schluck Apfelsaftschorle zu trinken. Ich bin nämlich außerdem kurz davor zu verdursten – vor Aufregung!
Meine zwei Schwestern dagegen sind richtige Spaßbremsen. Sie verziehen keine Miene und tun so, als würde sie die Sache gar nichts angehen. Dabei freuen sie sich genauso wie ich, das spüre ich einfach.
Kassia, meine elfjährige Schwester, auch Superhirn genannt, findet es einfach zu banal, sich offen zu begeistern. Ich weiß aber genau, dass sie es auch kaum erwarten kann. Ich kann schließlich eins und eins zusammenzählen.
Sie hat freiwillig (!) ihr Zimmer aufgeräumt und sogar die Dachstube, in der ihr riesiges Teleskop steht. Damit guckt sie jeden Abend nach, ob ihr endlich mal ein paar Aliens zuwinken. War aber bis jetzt Fehlanzeige. Die Einzigen, die ab und zu müde ihre Flügel schwenken, sind die Fledermäuse, die bei uns unter dem Dach hängen.
Apropos Dach: Meine liebe Schwester hat keinen Dachschaden, sie ist nur etwas – kompliziert. Das meint jedenfalls unsere Mutter. Ich persönlich finde sie eher nervig. Jedenfalls manchmal. Aber ich hätte es schlimmer treffen können.
Auch Schwester Nummer zwei ist ziemlich okay. Jule geht noch in die Grundschule. Obwohl sie eine absolute Plaudertasche ist, gibt sie ausgerechnet heute, an diesem besonderen Tag, keinen Mucks von sich.
Aber auch bei ihr weiß ich, dass diese Gelassenheit nur ein Beleg für ihre schauspielerischen Fähigkeiten ist. Ich war heimlich in ihrem Zimmer, als sie Mama heute Vormittag beim Tierefüttern geholfen hat, und habe ein wenig in ihren Sachen herumgeschnüffelt. Sie hat zur Begrüßung ein echt süßes und knallbuntes Bild mit ihren neuen Wasserfarben gemalt. Darauf ist sie selbst zu sehen, wie sie auf Eddy sitzt.
Eddy ist unser größtes Haustier, ein total entspannter Esel. Seit die Pfefferbande – also Familie Pfeffer, bestehend aus Jonas und Lukas und ihrem etwas gewöhnungsbedürftigen Vater Sebastian – nebenan wohnt, lässt er es sogar zu, dass man auf ihm die Straße entlangreitet. Lukas Pfeffer ist nämlich so etwas wie ein Eselflüsterer, auch wenn unsere Mutter steif und fest behauptet, dass es solche Menschen nicht gibt. Sie besteht lächerlicherweise darauf, dass sie bei allen Dingen, die Tiere betreffen, die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Schließlich sei sie Tierärztin. Und so sagt sie einfach, Esel seien unbelehrbar und Eselflüsterer gebe es nicht.
Gibt es wohl!
Obwohl Lukas noch nie eigene Tiere hatte, weil sein Vater gegen alle möglichen Tierhaare allergisch ist, hat er Eddy in null Komma nichts dazu gebracht, nach seiner Pfeife zu tanzen. Jule fand das zunächst alles andere als toll. Schließlich ist Eddy ihr Esel, den man eigentlich nur mit ihrer Erlaubnis füttern darf und den niemand sonst so gerne hat wie sie. Mittlerweile hat sie sich jedoch damit abgefunden. Ziemlich gut für jemanden, der erst neun Jahre alt und damit also noch fast ein Kleinkind ist, oder? Seit Kurzem sitzt Lukas in der Schule sogar neben ihr, weil ihre beste Freundin Rosanna gerade zu einer Zicke mutiert.
Was Rosanna betrifft, hat Kassia noch eine andere Vermutung. Sie wollte unbedingt den Alien-Test mit ihr machen. Aber das hat Jule ihr verboten. Den Alien-Test macht Kassia mit jedem, der sich nicht dagegen wehrt. Sie hofft, dass sie auf diese Weise irgendwann einen echten Außerirdischen kennenlernt.
Aber bei Rosanna liegt sie mit Sicherheit schief. Die ist nicht außerirdisch, die benimmt sich unterirdisch. Und zwar gegenüber meiner süßen kleinen Schwester. Das finde ich gar nicht witzig.
Vielleicht sollte Lukas demnächst versuchen, sein Talent an Rosanna weiterzuentwickeln. Zwischen einem störrischen Esel und einer Zicke gibt es ja nicht allzu große Unterschiede …
Aber zurück zu dem Wasserfarbenbild: Das Coolste darauf ist nicht Jule mit Eddy, sondern die schicke Fahne, die Jule über ihrem gemalten Kopf schwenkt.
Darauf steht:
Und genau das ist der Grund, warum ich so schrecklich aufgeregt bin und mich freue wie eine Schneekönigin: Meine allerbeste Freundin Paula aus London kommt zu Besuch!
Es ist verdammt lange her, dass wir uns
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