Daemonenblut
hoffte sie, ich würde besser begreifen, was sie mir zu sagen hatte, wenn sie mir dabei näher war. » Es geht um Magie, Riley. «
Als ob ich das nicht längst selbst herausgefunden hätte.
» Es gab schon immer Menschen mit Magie im Blut, « fuhr Madame fort. » Die Magie ist eine Art von Energie, von Kraft, die so gut wie jeder in sich trägt, aber von der nur die wenigsten etwas ahnen. Oder sie gar nutzen können. Dabei ist es vollkommen unerheblich, wie viel Magie einem Menschen im Blut liegt. Die Menge sagt nichts über die Stärke seiner Fähigkeiten oder die Möglichkeit, darüber zu verfügen. Viele Menschen haben eine nicht unerhebliche Menge Magie in sich und können trotzdem keine Zauberei ausüben, während jemand mit einer wesentlich geringeren Ausprägung es vielleicht kann. «
Viel Magie, wenig Magie, zaubern können oder auch nicht. Wo stand ich in dem ganzen Zirkus? Was hatte das überhaupt mit mir zu tun? Ich konnte nicht zaubern, ich konnte nur Geister rufen. Der einzige Kerl, den ich beim Zaubern beobachtet hatte, war der Blonde gewesen. Und sein Lichtstrahl war aus einem Ring gekommen– nicht aus seiner Hand.
» Können wir diesen ›Viel Kraft– wenig Kraft‹-Teil vielleicht überspringen und gleich zum Wesentlichen kommen? «
» Es gehört alles zusammen, und es ist wichtig, dass du die Hintergründe kennst « , sagte Madame. » Ich versuche trotzdem, mich kurz zu fassen. «
Ich warf einen Hilfe suchenden Blick zu Nick, doch der schien derselben Ansicht zu sein wie Madame.
» Wer offen für die Magie ist, kann seine Gabe nutzen, auch wenn sie noch so gering ist « , nahm Madame den Faden wieder auf. » Bei vielen Menschen läuft das unbewusst ab, ohne dass sie überhaupt ahnen, dass es sich dabei um Magie handelt. Manchmal sind es Vorahnungen, das Wissen, dass das Telefon in der nächsten Sekunde klingelt oder dass etwas passieren wird. Ein anderer kann gut mit Menschen oder Tieren umgehen, kann sie beschwichtigen oder überzeugen. Der Nächste ist in der Lage, Einfluss auf die Elemente zu nehmen. Wasser kocht schneller, Eis schmilzt. Wer von der Existenz von Magie überzeugt ist und sie in ausreichender Menge in sich trägt, der hat auch Zugang dazu. Dadurch allerdings, dass die wenigsten Menschen heute noch daran glauben, gibt es nur ausgesprochen wenige, die sie auch bewusst nutzen können. «
» Mir ist noch niemand begegnet, der von sich behauptet hätte, zaubern zu können « , wandte ich ein.
» Die meisten wissen nicht, worum es sich dabei handelt. Sie halten es für eine Gabe. Eine besondere Fähigkeit. Einer wird sagen, er ist ausgesprochen empathisch, ein anderer denkt, er hat einen grünen Daumen. Keiner von ihnen käme auf die Idee, dass es mehr sein könnte als das bloße Talent, Gefühle zu erahnen oder gut mit Pflanzen umgehen zu können. «
» Dieser Kleinkram… das soll Magie sein? « Das erschien mir doch ein wenig weit hergeholt. Zauberei war etwas Großes, Mächtiges. Zeug wie aus dem Herrn der Ringe, mit dem man den Balrog bekämpfen oder mächtige Dinge erschaffen konnte. Aber Blumen wachsen lassen? Das war doch Kinderkram.
» Kleinkram ist es nur, weil sich diese Menschen nicht bewusst sind, worum es sich handelt, und weil die Kraft in ihnen nicht stark genug ist, um mehr daraus zu machen. Doch diese geringe Ausprägung betrifft die Mehrheit der Menschen. Nur sehr wenige verfügen über ein Talent, wie Merlin es einst hatte. «
Merlin. Klar.
» Als du dich bei mir um den Job im Laden beworben hast, habe ich deine Magie sofort gespürt, Riley. «
Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. » Meine Blumen verdursten regelmäßig « , sagte ich. Und mit Menschen war ich auch nicht sonderlich gut. Zumindest konnte ich häufig nur schwer einschätzen, was in ihnen vorging.
Madame lächelte nachsichtig. » Dann ist es wohl besser, du siehst von einer Karriere als Gärtnerin ab. « Sie schüttelte den Kopf. » Jede Gabe ist anders. Eine Spezialisierung, wenn du es so willst. Ich weiß nicht, welches dein Gebiet ist, aber ich weiß, dass du darin über ausgesprochen mächtige Fähigkeiten verfügen wirst. «
Wenn mein Gebiet das war, von dem ich es befürchtete, wollte ich gern auf jede Macht verzichten. » Dieses Ritual für das dritte Auge– das war eine Lüge, nicht wahr? «
» Danach ist etwas passiert, oder? Etwas hat sich verändert. « Ich nickte und Madame fuhr fort: » Was ich dir über das Ritual gesagt habe, war die Wahrheit. Es ging um die Stärkung
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