Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)

Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
Vom Netzwerk:
ihre Finger griffen ins Leere.
     

7
     
    Sie lag auf dem Boden, als sie wieder zu sich kam. In ihrem Kopf jagte ein Wirbelsturm die Gedanken wie Herbstlaub vor sich her. Mit einem Stöhnen setzte sie sich auf. Sie war noch nie zuvor ohnmächtig geworden.
                „Für alles gibt es ein erstes Mal“, murmelte sie vor sich hin. Dann versuchte sie aufzustehen. Es ging. Gerade so. Übelkeit stieg in ihr auf, aber sie verdrängte das Unwohlsein, bewegte sich stattdessen einige Schritte auf den kleinen Tisch zu. Die kurze Distanz schien mit einem Mal sehr lang zu sein, dann aber hatte sie es geschafft. Mit einem Stöhnen ließ sie sich auf den Stuhl sinken. Endlich . Ihre Beine waren noch immer zittrig. Die Thermoskanne, die den Tee enthielt, den sie vor wenigen Stunden noch verweigert hatte, war mit einem Mal ein willkommener Anblick.
    Das heiße Getränk sandte etwas Lebenskraft durch ihre Adern. Das war besser. Viel besser.
                Für einen Augenblick schloss sie die Augen und genoss das Gefühl, ihren Körper zurückzugewinnen. Sie sollte etwas essen. Wahrscheinlich war sie ohnmächtig geworden, weil sie in den letzten Tagen kaum etwas zu sich genommen hatte.
                „So komme ich hier nie heraus“, schalt sie sich.
    Selbstgespräche. Der erste Schritt zum Wahnsinn. Mit einem Schulterzucken verdrängte sie diesen Gedanken. Es gab Wichtigeres, als über ihre geistige Gesundheit zu sinnieren.
               
    Essen. Das bedeutete, sie musste ihre Augen öffnen. Sich der Wirklichkeit stellen.
               
    Die Realität war anders als erwartet. Falsch. Sie war bereits verrückt, so viel war sicher. Anders konnte sie sich die Halluzination nicht erklären, die offensichtlich von ihr Besitz ergriffen hatten. Da, nur wenige Schritte von ihr entfernt, bewegte sich ein dunkler Schatten. Das Sonnenlicht, das durch die Fenster hereinfiel, verstärkte den Kontrast. Es schien die Dunkelheit, die diesen Schatten umgab, nicht durchdringen zu können. Die dunkle Figur hob den Kopf.            
    Alexander!
    Drogen. Das war die einzig plausible Erklärung. Ihr Onkel hatte Drogen unter das Essen mischen lassen.
                Die Erscheinung keuchte, schien Schmerzen zu haben. Das Ganze war absurd.
                „Ich … bin hier, um zu …“
                Die Worte waren kaum zu verstehen. Aus irgendeinem Grund war Alexander außer Atem.
                Für eine Halluzination war der Anblick zu real. Entweder war sie verrückt oder dieser Mann hatte es irgendwie geschafft, sich Zugang zu ihrem Zimmer zu verschaffen. Aber wie?
    Sie erhob sich, achtete darauf, so leise wie möglich zu sein. Wenn sie bis zur Tür kam, konnte sie Rosco auf ihn hetzen. Er würde sie beschützen. Der Hund, der vor wenigen Minuten noch ihr Wächter war, könnte jetzt ihre Rettung sein.
                „Bleib. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten.“ Seine Stimme klang kräftiger als zuvor. Trotz der beruhigenden Worte lief ihr ein Schauer über den Rücken. Seine Körpersprache sagte etwas anderes. Sagte, dass er kurz davor stand, sich auf sie zu stürzen. Irgendetwas stimmte nicht. Der Mann, mit dem sie auf dem Sommerfest ihres Onkels einige Worte gewechselt hatte, war reserviert gewesen. Beherrscht. Dieser Mensch hier wies zwar eine äußerliche Ähnlichkeit mit ihm auf, machte aber den Eindruck, als sei er von einer bösen Macht besessen.
                Seine Finger krallen sich in den Teppich, die Kiefer pressten sich so fest aufeinander, dass sie die einzelnen Muskelstränge sehen konnte. Während seine Augen … nicht die eines Menschen waren.
                Ohne den Blick von ihm zu wenden, machte sie einen vorsichtigen Schritt nach hinten. Nur zwei Schritte bis zur Tür. Nachdem sie tagelang in dem Raum auf und ab gelaufen war, kannte sie die Abmessungen.
                „Gehe nicht. Bitte.“ In einer Geste, die diese Worte unterstreichen sollte, hob er eine Hand.
                „Nenne mir einen Grund, warum ich dir trauen sollte. Du bist nicht … Irgendetwas stimmt nicht mit dir.“ Warum rede ich mit ihm? Das ist ein Fehler. Sie musste verschwinden. Diesen Raum verlassen, bevor er die Beherrschung verlor.
                „Weil ich hier bin, um dich zu retten.“ Die Worte klangen pathetisch. Sie wollte lachen. Es gab nichts, wovor ausgerechnet er sie retten

Weitere Kostenlose Bücher