Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
Autounfall.“
„Das … kann sein.“
Er war ein miserabler Lügner. Innerlich verwünschte er sich dafür, aber er würde ihr nicht die Wahrheit sagen. Sie durfte nicht erfahren, dass Halder ihre Eltern ermordet hatte. Ebenso wenig wie die Tatsache, wer dazu bestimmt war, ihren letzten lebenden Verwandten zu töten. Zum Glück schien sie seinen inneren Zwiespalt nicht zu bemerken, denn sie hing ihren eigenen Gedanken nach.
Das war gut. Sehr gut sogar, denn sie war noch nicht bereit, mit einer weiteren Wahrheit konfrontiert zu werden. Nicht, nachdem ihr Leben gerade auf den Kopf gestellt worden war.
„Was ist es, was mein Onkel von mir haben will?“, fragte sie und holte ihn in die Realität zurück. Das Gefühl der Erleichterung löste sich in Rauch auf.
„Das habe ich noch nicht herausgefunden“, versuchte er, der Frage auszuweichen. Sariel musterte ihn.
„Du bist ein schlechter Lügner“, stellte sie fest. „Mein Onkel will etwas von mir. Was angeblich der Grund ist, weshalb du mich nicht zu ihm zurückbringst. Wenn du in diesem Punkt die Wahrheit sagst …“ Sie brach ab und überlegte. „Wenn es also wahr ist, dann bin ich offensichtlich nicht bereit, ihm das zu geben, was er haben möchte. Was seltsam ist, denn ich besitze nichts, was für ihn von Wert ist. Außer den Aktien. Aber die verwaltet ohnehin er für mich.“ Sie starrte auf den Fußboden und runzelte die Stirn. „Vielleicht sollte ich das ändern“, murmelte sie.
Alexander schwieg. Es war besser, wenn Sariel glaubte ihr Onkel sei an ihren Aktien interessiert.
9
Es war frustrierend. Und vor allem machte es sie wütend. Sie hatte alles versucht, um Alexander dazu zu bewegen sie nach dem Essen nach Hause zu lassen. Aber er blieb unerbittlich. Am liebsten hätte sie ihm die Augen ausgekratzt.
Verdammt!
Sie durchmaß den Raum mit ihren Schritten. Anscheinend tat sie in letzter Zeit kaum etwas anderes, als in einem Zimmer auf und ab zu gehen. Aber die Selbstherrlichkeit der Männer in ihrem Leben, die nur darauf abzielte, ihr den eigenen Willen aufzudrängen, machte sie rasend.
Sie wollte weg von diesem Ort. Dummerweise war es zu spät dafür. Die Nacht hatte sich vor Stunden auf „Adlerschwinge“, wie Alexander sein Domizil in den Bergen getauft hatte, herabgesenkt. Wesen, die sich nicht wie ein Ifrit in Rauch auflösen konnten, waren gezwungen, mit einem Helikopter an- oder abzureisen. Nachts aber war diese Möglichkeit nicht gegeben, dafür sorgten die Berge.
Ein Ifrit zu sein, hatte eindeutige Vorteile.
Der Gedanke daran brachte sie zum Stehen. Wie konnte sie nur so dumm sein?
Sie würde sich in Rauch auflösen. Immerhin war sie halb Ifrit. Sie musste das doch auch können. Immerhin war ihre Mutter eine Dämonin.
Wenn ich nur wüsste, wie es geht!
Einige Stunden später musste sie frustriert feststellen, dass sie offensichtlich nicht in der Lage war, sich zu verwandeln. Dabei hatte sie nichts unversucht gelassen. Sie meditierte, stellte sich Rauch vor, machte sich in Gedanken schwerelos, löste sich auf. Und versagte immer wieder. So ziemlich die einzige Methode, die sie bisher nicht versucht hatte, war ein Streichholz zu nehmen und sich anzuzünden.
Dabei hatte es so einfach ausgesehen.
Wieder begann sie, in dem Zimmer auf und ab zu gehen. Was machte einen Ifrit aus? Welcher Teil seines Wesens sorgte für diese Verwandlung? Sie wünschte, Alexander hätte mehr erzählt. Ifrit waren Dämonen des Feuers. Sie waren temperamentvoll, schnell, unsterblich und liebten die Wärme.
Feuer. Vor ihrem inneren Auge entstand das Bild einer Kerzenflamme. Sie flackerte in einem Luftzug. Um den Docht herum war die Flamme blau, dann wurde sie weißlich. Ein kaum wahrnehmbarer Rauchfaden stieg von ihr nach oben. Er entstand durch den Sauerstoff, den das Feuer verbrannte, zusammen mit der „Nahrung“, die der Kerzendocht lieferte.
Feuer, Sauerstoff und Nahrung ergaben Rauch.
Sariel atmete tief ein. Und aus. Und wieder ein. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung, auf den Rhythmus, mit dem die Luft in ihren Körper strömte und ihn
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