Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
lehnte sich zurück und musterte Sariel. „Du bist erwachsen geworden“, stellte er fest.
„Möglich. Es wurde ja auch Zeit.“ Sariel grinste. „Tim, es ist vorbei. Wahrscheinlich klingt es schlimmer, als es war. Dank Saraswati war ich nicht alleine in Dschinnanyar. Tamiro hat mir geholfen und er hat versprochen, uns auch weiterhin zur Seite zu stehen.“
„Tamiro? Meinst du den Gestaltwandler?“
„Ja.“
„Ich bin ihm noch nie begegnet, aber ich habe viel Gutes über ihn gehört.“
„Er ist ein guter Freund und er war derjenige, der den Hinweis fand, wie wir Alexander von dem Siegel befreien können. Es ist ein Reim, natürlich in Rätselform.“ Sariel zog eine Grimasse.
„Zeig ihn mir.“ Tim beugte sich über den Tisch zu ihr hinüber, seine Augen glänzten. „Vielleicht habe ich eine Möglichkeit das Rätsel zu entschlüsseln.“
Sariel kramte in ihrem Rucksack nach dem Zettel, auf dem sie den Spruch notiert hatte. „Hier.“ Sie hielt Tim die Notiz hin. „Es sind nur wenige Zeilen.“
Mit gerunzelter Stirn überflog Tim den Reim. „Ich glaube, ich weiß, was wir tun müssen.“
Das Blut floss wie Lava in seinen Adern. Der Stein, den er gegen seine Stirn drückte, konnte die Hitze, die in ihm aufstieg, nicht kühlen.
Schuld.
Überall ist Schuld. Egal was ich tue.
Wäre sie nur wieder zurück . Der Gedanke war wie ein Echo. Seit Sariel in Dschinnanyar war, hatte er ihn Tausende Male gedacht.
Die Erkenntnis, leben zu müssen, legte sich wie eine Last auf sein Herz. Er durfte nicht sterben. Er war ein Dämon, kein Feigling.
Mit einem Seufzen löste er sich auf. Er würde seinen Körper heilen. So gut es ging. Aber es würde lange dauern. Länger, als sonst.
44
„Du bist zurück!“ Michelle zog sie in eine stürmische Umarmung. „ Mon dieu , ich dachte, du bleibst für immer in Hamburg.“
„Nein, natürlich nicht.“ Sariel löste sich sanft aus der Umarmung und trat einen Schritt zurück. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Es tat gut, wieder in Paris zu sein. Es war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie ihre zweite Heimat vermisst hatte. Im Grunde war Paris mehr als das. Hier fühlte sie sich zu Hause, anders, als in der Villa ihres Onkels, in der sie immer nur ein Gast gewesen war.
„Du bleibst? Nicht wahr?“
„Nein. Morgen muss ich noch einmal nach Deutschland. Ich war … es ist kompliziert.“ Sariel brach ab. Sie war schon immer eine schlechte Lügnerin gewesen, die sich nie merken konnte, was sie wem erzählt hatte. Sie musste vorsichtig sein, um sich nicht in ein Netz aus widersprüchlichen Aussagen zu verstricken.
„Oh! Dann müssen wir das Beste daraus machen. Lass uns einen Kaffee trinken!“ Michelle zog sie hinter sich her, als wollte sie vermeiden, dass Sariel mit einem Mal verschwand. Café au Lait war Michelles Allheilmittel für alle Situationen.
Wenig später saßen sie in dem kleinen Bistro nicht weit von ihrer Wohnung.
„Und wie steht es um L‘ Amour ?“, fragte Michelle mit einem Zwinkern.
„Nichts. Rien . Es gibt keine L‘ Amo ur“, antwortete Sariel mit einem Seufzen. Das Thema war nur wenig besser, als über fiktive Geschehnisse in Deutschland zu berichten. Trotzdem hätte sie es lieber vermieden und mit Michelle über Kunst und das Studium gesprochen, aber die Französin liebte nichts mehr, als über Sariels nicht vorhandenes Liebesleben zu diskutieren.
„Wie heißt er, Alexandre? Was ist los mit ihm? Ich bin mir sicher, er liebt dich!“
„Er behandelt mich wie ein kleines Kind.“ Mit Erstaunen bemerkte Sariel, wie sehr sie diese Aussage schmerzte. Sie war sich sicher gewesen, nicht verliebt zu sein. Klar, Alexander interessierte sie. Er war faszinierend, sah gut aus und hatte von Anfang an Gefühle in Sariel aufgewühlt, die sie seit Langem nicht mehr gespürt hatte.
„Tiens !“ Michelle lehnte sich zurück und nippte an ihrem Kaffee. „Du magst ihn sehr, nicht wahr?“
„Nur als Freund“, wehrte Sariel ab. „Mehr nicht.“
Michelle grinste. „Wenn das so ist, musst du deine Strategie ändern.“ Sie lehnte sich näher an Sariel heran. „Hör mir gut zu.“
Es war seltsam Tamiro in dieser Umgebung zu begegnen. Der Gestaltwandler lehnte an der Mauer, die das Grundstück ihres Onkels von der Außenwelt abschirmte. Er trug Jeans und ein weißes T-Shirt. Tamiro sieht aus wie ein normaler Mensch . Der Gedanke ließ sie lächeln. Sie wusste noch immer nicht, zu welchen Wesen
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