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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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»Ich weiß nicht, warum ausgerechnet mir immer so etwas passiert.«
    Vicky reichte ihr ungerührt ein Taschentuch.
    »Du solltest endlich lernen, nicht nur die anderen gut zu verkaufen, sondern auch dich selbst. War Sandy nicht die, die immer von dir abgeschrieben und dir dann dafür den Tadel ange hängthat? Hat diese Frau dir irgendwann auch einmal irgendwie geholfen?«
    Anna schüttelte den Kopf. Hier, auf der Terrasse des Cafés inmitten des grünen Kurparks, beschienen von milden Herbstsonnenstrahlen, konfrontiert mit Vickys Bodenständigkeit, kam ihr alles vor wie ein schlechter Witz. Warum war sie bloß wieder eingeknickt? Ihre Agentur könnte eine Goldgrube sein. Wenn sie besser verhandeln und nicht nur das Wohl des Kunden, sondern auch das eigene ein bisschen mehr in den Vordergrund stellen würde.
    »Die Frau ist Multimillionärin«, fuhr Vicky fort. »Sie hat vier Galerien, davon eine in Buenos Aires und eine in New York. Sie war das Totenkopf-Model von Damien Hirst. Nach ihr ist ein Galopp-Rennpreis in Iffezheim benannt. Eine Weile hat man sie als achte Begum gehandelt, ihre nächste Ausstellung ist im Kreml-Museum. Die Frau ist so was von reich, und da erwartet sie, dass du, dass wir!, für sie umsonst arbeiten?«
    Anna konnte nicht anders als zu nicken.
    »Du hast es hoffentlich mit Pauken und Trompeten abgelehnt.«
    Anna konnte nicht anders als nicht zu nicken.
    Vicky stieß einen Laut aus, der irgendwo auf der Tonleiter zwischen Fassungslosigkeit und Entsetzen lag. »Du hast es nicht?«
    Anna fühlte sich jetzt lange genug wie der geprügelte Hund. Vicky hatte gut reden. Vicky kam nie mit zu Kundengesprächen. Da konnte sie sich jetzt natürlich wunderbar zu einer Standpauke aufschwingen.
    »Du hättest ja wenigstens dieses eine Mal dabei sein können. Dann würdest du jetzt anders reden!«
    »Das … das ist unfair.«
    »Hinterher ist es immer leicht, die guten Ratschläge zu geben. Mach es doch beim nächsten Mal selbst!«
    »D- das m-meinst du n-nicht im Ernst, oder?«
    Vicky stotterte. Jedes Mal, wenn sie mit fremden Menschen inwichtigen Situationen konfrontiert war, stotterte sie. Sie hatte verzweifelt über Jahre hinweg die verschiedensten Therapien ausprobiert, aber nichts hatte geholfen. Vicky war der liebenswerteste und kreativste Mensch, den Anna kannte. Aber ihr Stottern war eine Katastrophe. War sie mit vertrauten Menschen zusammen, merkte man nichts von ihrem kleinen Makel. In ihrem Büro war Vicky für alles, was mit Optik, Grafik und Layout zu tun hatte, zuständig. Anna übernahm dafür das Ausarbeiten von Konzepten und ihre Präsentation.
    »Entschuldige bitte«, sagte sie leise. »Meine Nerven liegen blank. Ich mache mir doch selbst die größten Vorwürfe.«
    Das war das Wunderbare an Vicky: Man brauchte sie nie um Verzeihung zu bitten.
    »Sch-schon gut. Ich wollte dich nicht so anfahren. Ich weiß ja selbst am besten, dass es nicht einfach ist. Aber diese S-Sandy scheint mir ein ziemliches Luder zu sein.«
    Endlich kam ein Kellner. Anna orderte einen Kaffee. Vicky wartete, bis er davongeeilt war, dann nahm sie die Zeitschrift wieder hoch, schlug eine Seite auf und hielt sie ihrem Gegenüber vor die Nase. Sie hatte sich wieder beruhigt, weshalb von ihrem Sprachfehler nichts mehr zu hören war.
    »Damit du weißt, wem du in deiner Barmherzigkeit so großzügig entgegengekommen bist.«
    Die Fotos zeigten einen Galaempfang in irgendeinem schrecklich abgehobenen Museum. Frauen in exquisiter Garderobe und unfassbaren Hüten lächelten in die Kamera. Anna erkannte Sandy sofort. Sie sah umwerfend aus und hatte sich bei einem großen, gutaussehenden Mann untergehakt. Anna griff nach der Zeitschrift und sah sich das Bild genauer an.
    Der Mann sah interessant aus. Volles, dunkles, leicht gewelltes Haar fiel ihm locker in die Stirn. Seine Kleidung und seine Körperhaltung wirkten aristokratisch und sehr korrekt, dennoch hatte er salopp die Hand in der Hosentasche. Sein Gesicht war leicht gebräunt, wachsame Augen blickten an der Kamera vorbei, als ob er dem Fotografen keine Aufmerksamkeit schen kenwürde oder ihn noch gar nicht bemerkt hätte. Ganz im Gegenteil zu Sandy, die ihr Zahnpastareklamelächeln geradezu inflationär unter die Leute brachte.
    »Wer ist das?«
    »Sandy-Schätzchen.«
    »Nein, ich meine den Mann.«
    Vicky beugte sich vor und sagte nur: »O-Oh. Steht drunter. Carl Weller, international agierender Finanzmagnat, am Wochenende vor der Entscheidung . Kommt selten vor, dass

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