Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Erster Teil San Sebastián 1607
1
F rancisco sah die drei Flamen mit den nachtschwarzen Umhängen nicht zum ersten Mal in Enekos Taverne kommen. Auch heute wieder zwang ihn das selbstherrliche Auftreten der Männer, ihnen nachzusehen, bis sie sich an dem hintersten Tisch der Wirtsstube niedergelassen hatten. Der Älteste, ein krummnasiger Koloss mit Augenklappe, winkte das Schankmädchen herbei. Das dünne Ding näherte sich ihm nur zögerlich.
»Muss ich dir erst Beine machen?«
Erschrocken raffte das Mädchen die Röcke und beeilte sich so, dass sie stolperte. Die Flamen johlten. Francisco sah, wie dem Wirt der Hals schwoll. Er trat an den Tresen heran. »Irgendwann jagen wir sie alle davon!« Eneko wandte den Blick zu Francisco und klatschte den Spüllappen auf den Tresen, als wolle er jemanden erschlagen. »Hast du schon gehört, dass das verdammte Flamenpack wieder eine unserer Galeonen versenkt hat?«
Francisco nickte und sah zu den Flamen hinüber, doch die waren so mit dem Schankmädchen beschäftigt, dass sie Enekos Provokation gar nicht gehört hatten.
»Vier ihrer Schiffe gegen ein einziges der unseren!«, fuhr Eneko mit lauter Stimme fort. »Nur wenige Meilen vor dem Hafen! Werden immer dreister, die gottlosen Calvinisten. Und mit so einem Pack lässt sich unser König Philipp auf Friedensverhandlungen ein, flämische Teufelsbrut, die das ist!«
Diesmal hatte zumindest der Krummnasige seine Rede gehört. Mit glühenden Augen drehte er sich zu ihnen um. Eneko hob das Kinn, Francisco straffte sich, doch der Flame blieb auf seinem Platz.
»Los, bring uns Wein, eine Karaffe«, herrschte er das Schankmädchen an. »Und ein bisschen plötzlich!«
Er nippte an dem Wein und spuckte ihn angewidert auf den Kneipenboden. »Wein soll das sein? Baskische Pisse ist das!«
Wutschnaubend wollte sich Eneko auf ihn stürzen, doch seine Frau, eine zierliche Brünette, stellte sich ihm in den Weg.
»Sollen die aus unserer Taverne Kleinholz machen?«
Mit aufreizender Langsamkeit setzte der Flame seinen breitkrempigen Filzhut auf und machte seinen Gefährten mit einer knappen Kopfbewegung klar, dass sie mit ihm das Lokal verlassen sollten. »Hier stinkt’s mir zu sehr nach Basken.«
Kaum war die Tür hinter ihnen zugefallen, warfen sich Francisco und Eneko ihre Umhänge über die Schultern und folgten ihnen.
Auf der Straße sahen sie nur noch den Krummnasigen. Er verschwand gerade um die Ecke.
»Ich bleibe an ihm dran, und du versuchst, die beiden anderen aufzustöbern«, zischte Francisco Eneko zu. »Den einen hier schaffe ich allein, und die beiden anderen nehmen wir uns später zusammen vor. Komm an die alte Kirche, wenn du weißt, wo sie hingegangen sind.«
Die Hand am Degenknauf, eilte Francisco dem Krummnasigen nach und geriet dabei mehr und mehr in die dunkleren Viertel der Stadt. Bald half ihm nur noch der durch den spätabendlichen Nebel schimmernde Mond dabei, den Kerl in dem Gassengewirr nicht aus den Augen zu verlieren.
Als sie die fünfte oder sechste Straßenecke hinter sich gelassen hatten, drehte sich der Kerl auf einmal mit gezücktem Degen zu ihm um.
»Ich hoffe, du hast gebeichtet, Bürschchen!«
»Das hättest du tun sollen!« Francisco zog ebenfalls den Degen.
»Deine großen Töne dürften dir gleich vergehen«, prophezeite jemand hinter ihm.
Francisco fuhr herum und sah sich den beiden anderen Flamen gegenüber. Er fluchte und fragte sich, wo Eneko steckte.
»Streckst du den Degen oder müssen wir dir erst Feuer unterm Hintern machen?«
»Passt lieber auf, dass eure Hintern nicht gleich brennen!« Mit dem letzten Wort stach Francisco in den Arm des Krummnasigen, für den der Angriff völlig überraschend kam. Stöhnend griff er sich an die Wunde und ließ den Degen fallen, während Francisco schon herumsprang und die Hiebe der beiden anderen abwehrte. Sie versuchten, ihn an die Wand zu drängen und niederzustechen, doch wann immer sie sich am Ziel wähnten, glitt Francisco unter ihren Degen hindurch und griff sie kurz darauf, freche Scherze rufend, von hinten an. Schließlich packte den Jüngeren die Wut: Er preschte allein vor. Francisco machte einen Ausfall und öffnete dem Mann mit einem einzigen, geraden Schnitt die Kehle. Nun hatte er es nur noch mit dem Wendigsten von ihnen zu tun. Mit ihm, das wurde Francisco angesichts der in schwindelerregendem Tempo geführten Attacken schnell klar, hatte er seinen ärgsten Feind noch vor sich, und schon durchfuhr ihn ein heißer Schmerz
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